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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernest Hemingway
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toll getrieben, während ich weg war, Boy?» Er legte den Brief weg und streichelte den Kater unter der Decke. «Wie viele hast du erwischt?» Der Kater rollte sich auf die Seite und streckte ihm den Bauch zum Streicheln hin, wie er es immer gemacht hatte, damals, als er klein gewesen und es ihm noch gutgegangen war. Der Mann legte die Arme um ihn und preßte ihn an sich. Der große Kater lag auf der Seite, den Kopf unter dem Kinn des Mannes. Plötzlich wand er sich aus der festen Umarmung heraus und legte sich flach auf den Mann, die Krallen in seinem Troyer vergraben, den Körper fest an ihn gepreßt. Das Schnurren hatte aufgehört.
    «Tut mir leid, Boy», sagte der Mann, «tut mir wirklich leid, aber ich muß jetzt noch den verdammten Brief lesen. Wir können überhaupt nichts machen. Du weißt es nur nicht. Oder weißt du’s?»
    Der Kater preßte sich schwer und verzweifelt an ihn und schnurrte nicht. Der Mann streichelte ihn und las den Brief. «Nimm’s nicht so schwer, Boy», sagte er. «Es gibt keinen Ausweg. Wenn ich einen finde, sag ich es dir.»
    Als er den dritten und längsten Brief zu Ende gelesen hatte, war der große schwarzweiße Kater eingeschlafen. Er lag da wie eine Sphinx, nur daß er seinen Kopf auf die Brust des Mannes gelegt hatte.
    Gott sei Dank, dachte der Mann. Jetzt sollte ich mich ausziehen und baden und richtig ins Bett gehen, aber es gibt sicher wieder kein heißes Wasser, und im Bett würde ich heute nicht einschlafen. Es bewegt sich noch alles. Ich würde aus dem Bett fallen. Wahrscheinlich schlaf ich hier auch nicht, das alte Vieh auf der Brust.
    «Boy», sagte er, «jetzt tu ich dich weg, damit ich mich auf die Seite drehen kann.»
    Er hob den schweren, weichen Kater, der unter seinem Griff plötzlich aufwachte und gleich wieder schlaff wurde, und legte ihn neben sich. Dann drehte er sich auf die Seite und legte den Kopf auf den rechten Arm. Der Kater schmiegte sich an seinen Rücken. Es hatte ihm nicht gepaßt, daß er beiseite geschoben worden war, aber jetzt schlief er wieder, zusammengerollt hinter dem Rücken des Mannes. Der Mann griff nach den drei Briefen und las sie ein zweites Mal durch. Er beschloß, nicht in die Zeitungen zu gucken, griff nach der Lampe und machte sie aus. Er legte sich auf die Seite und fühlte den Kater an seinem Hintern. Er hatte beide Arme um ein Kissen gelegt und seinen Kopf auf ein zweites. Draußen stürmte es, und der Fußboden bewegte sich noch immer etwas, wie das Ruderdeck. Er war neunzehn Stunden auf der Brücke gewesen, ehe sie eingelaufen waren.
    Er lag da und versuchte einzuschlafen, aber es gelang ihm nicht. Seine Augen waren ermüdet, und er wollte kein Licht machen oder lesen, also lag er da und wartete auf die Dämmerung. Durch die Decken hindurch spürte er die Fußbodenmatte, die für die Halle passend angefertigt worden war. Er hatte sie auf einer Yacht von Samoa mitgebracht, sechs Monate vor Pearl Harbor. Sie bedeckte den Kachelboden der Wohnhalle, und nur unter den französischen Türen, die auf die Terrasse hinausführten, war sie buckelig und hochgebogen vom Auf-und Zumachen der Türen, und er merkte, wie der Zugwind, der durch den Spalt unter der Tür hereinkam, darunterfuhr und sie aufbauschte. Der Nordwest würde wahrscheinlich andauern, wenigstens noch einen Tag, und dann nach Norden und Nordosten drehen und schließlich abflauen. Im Winter war es gewöhnlich so. Aber auch wenn er auf Nordosten gedreht hatte, konnte es noch ein paar Tage hart wehen, ehe die brisa wieder einsetzte, wie der Nordostpassat hier genannt wurde. Und bei Nordoststurm gab es hier schwere See, schwerere als er sie sonst irgendwo erlebt hatte, denn hier lief sie gegen den Golfstrom an, und er war sicher, daß die Krauts nicht auftauchen würden. Also werden wir wenigstens vier Tage an Land sein. Dann kommen sie bestimmt wieder zum Vorschein.
    Er dachte an die letzte Reise, und wie der Sturm über sie hergefallen war, sechzig Meilen vor Havanna und dreißig von der Küste entfernt, und an die schwere Heimfahrt, nachdem er sich entschlossen hatte, lieber nach Havanna als nach Bahia Honda zu gehen. Also hatte er die Dwarssee in Kauf genommen, und das Schiff hatte schwer gerollt, so daß es jetzt einige Dinge an Bord gab, die nachgesehen werden mußten. Vermutlich wäre es besser gewesen, nach Bahia Honda zu gehen, aber sie waren in letzter Zeit oft dort gewesen. Außerdem waren sie zwölf Tage draußen gewesen, obwohl sie nur mit zehn Tagen gerechnet

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