Inseln im Strom
mies», sagte Thomas Hudson. «Die ganze Ernte ist verhagelt.»
Johnny trank. Er sagte: «Ich finde das alles ungesund. Bloß gut, daß ihr wenigstens noch trinkt. Seid ihr fromm geworden? Hat Tom seine Erleuchtung gehabt?»
«Sag’s selber», sagte Roger.
«Die Beziehungen zur Ewigkeit sind unverändert», sagte Thomas Hudson.
«Herzlich?»
Thomas Hudson sagte: «Wir sind tolerant. Wir üben uns in jedem Glauben, den du willst. Oben auf der Insel ist ein Sportplatz, wo man trainieren kann.»
«Ich mach’s mit einem linken Haken ab, falls ich der Ewigkeit im Ring begegne», sagte Roger.
«Roger!» ermahnte ihn Johnny. «Es ist Nacht. Du hast anscheinend das Zwielicht und die Dämmerung nicht wahrgenommen und nicht gemerkt, daß es Nacht geworden ist, und du willst Dichter sein. Man spottet nicht über das Ewige, wenn’s Nacht ist. Ehe du’s kapierst, steht’s hinter dir und hat zu einem Schwinger ausgeholt.»
«Ich bin ganz sicher, daß ich die Ewigkeit vor kurzem im Ring getroffen habe», sagte Roger.
«Zweifellos», sagte Johnny. «Und sie hat deine trockene Rechte gekontert und dir den Schädel eingedonnert. Ich hab sie zuschlagen sehen.»
«Das glaube ich gerne», sagte Roger zustimmend, «Tom und ich haben’s auch gesehen. Aber ich versuch’s noch mal und setz ihr eine aufs Kinn.»
«Das Theologische ist jetzt besprochen», sagte Johnny, «wir wollen sehen, ob wir was zu essen kriegen.»
«Das alte Wrack von Bootsmann, der deinen Schlitten durch die Ozeane steuert, kann immer noch kochen?» fragte Thomas Hudson.
«Eintopf», sagte Johnny, «heut abend gibt es gelben Reis mit Goldwachteln.»
Tom sagte: «Du redest wie ein Innendekorateur. Um diese Jahreszeit tragen sie gar kein Gold. Wo hast du die Wachteln geschossen?»
«Es gibt für jeden zwei. Wir haben vor South Island geankert und gebadet. Ich hab das Volk zweimal zurückgepfiffen und dann runtergeholt.»
Es war eine schöne Nacht, und nach dem Abendessen saßen sie an Deck bei Kaffee und Zigarren, und von einer der anderen Yachten kamen zwei herüber, zwei Sportsleute ohne weitere Distinktion, die eine Gitarre und ein Banjo bei sich hatten. Die Neger versammelten sich auf der Pier. Ab und zu wurde gesungen. Die Jungen oben, auf der finsteren Pier, stimmten ein Lied an, danach sang Fred Wilson, der die Gitarre spielte, und Frank Hart begleitete ihn auf dem Banjo. Thomas Hudson konnte nicht singen. Er saß zurückgelehnt im Dunkeln und hörte zu.
In Bobbys Bar ging es ziemlich hoch her, und das Licht fiel aus der offenen Tür über das Wasser hin. Die Ebbe lief noch immer stark, und in dem Lichtschein sah man Fische springen, große Rotbrassen, angelockt von all dem Köder, den die Ebbe mit sich führte. Ein paar Negerjungen fischten mit der Leine, und Tom hörte sie reden und leise fluchen, wenn sie einen Fisch verloren, und er hörte das Aufklatschen auf der Pier, wenn sie eine gefangene Brasse hinaufwarfen. Es gab große Rotbrassen draußen, und die Jungen köderten sie mit Fleischbrocken von einem Marlin, den eines der Boote am frühen Nachmittag hereingebracht hatte, und der schon aufgehängt, fotografiert, gewogen und ausgeschlachtet worden war.
Auf der Pier sangen jetzt eine Menge Leute, und Rupert Pinder, ein riesiger Neger, von dem es hieß, er habe einmal ein Klavier auf seinem Rücken weggetragen, ohne jede Hilfe, vom Regierungshafen den ganzen King’s Highway hinauf bis zu dem alten Clubhaus, das der Hurrikan umgeworfen hatte, und der sich selber für einen großen Schläger hielt, rief von der Pier: «Captain John, die Boys haben Durst, sagen sie.»
«Dann besorg was, Rupert. Aber was Gesundes, und was nicht so teuer ist.»
«Okay, Captain John. Rum.»
«An so was hatte ich gedacht», sagte Johnny. «Laß einen Demijohn besorgen; kommt billiger.»
«Danke schön, Captain John», sagte Rupert Pinder und verschwand in der Menge, die sich ihm anschloß und schnell kleiner wurde. Thomas Hudson sah, wie sie alle auf Roy’s Bar zuhielten. Gerade da stieg von einer der Yachten, die an der Brown’s Pier lagen, eine Rakete zischend in den Himmel auf, explodierte mit einem Plop und beleuchtete die Hafeneinfahrt. Eine zweite wischte schräg durch die Luft und explodierte diesmal über dem Ende der Pier. «Verdammt», sagte Fred Wilson, «wir hätten uns ein paar in Miami besorgen lassen sollen!»
Die Nacht war jetzt voll vom Wischen und Geknall der Raketen, und Rupert Pinder tauchte in ihrem Licht auf der Pier auf, mit
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