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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Small Talk wechselte, war beeindruckend. »Stellen Sie sich vor, ich bin als Komparse bestellt worden! Tanja Möck, die Nette, Dicke … Kennen Sie die?«
    Â»Naturalmente!«
    Â»â€¦ die hat gesagt, ich soll zu Käptens Kajüte kommen. Da finden heute die Dreharbeiten statt. Ich dachte, da gehe ich besser in einer sauberen Hose hin. Zum Glück haben Sie mir ja eine auf die Decke gelegt, die fast neu ist. Und den Pullover von Ihrem Schwiegersohn werde ich auch anziehen.« Er beugte sich über den Einkaufswagen, der ihm als Kleiderschrank diente. »Dann bin ich todschick. Muss man in Käptens Kajüte zwar nicht sein, aber sicher ist sicher.«
    Mamma Carlotta erschrak, als sie die Hose erkannte, die Busso aus dem Einkaufswagen zog. Dass er der Meinung war, sie stamme von Erik, war zwar um Längen besser, als wäre er der Wahrheit auf der Spur, aber sie wollte sich lieber nicht ausmalen, was geschehen würde, wenn jemandem aufging, dass ein Komparse in der Hose des toten Harry Jumperz auftauchte.
    Â»Die ist viel zu elegant«, behauptete sie und gab sich wie eine Expertin in Sachen Komparserie. Am liebsten hätte sie Harry die hellbeige Hose aus der Hand gerissen. »Ich habe zufällig gehört, wie Tanja Möck gesagt hat, in dieser Kaschemme sollen alle ein bisschen … come si dice?« Sie wedelte mit beiden Armen in der Luft herum, als könnte sie das richtige Wort einfangen.
    Â»Abgerissen? Ungepflegt? Schmuddelig?«
    Â»Sì! So sollen die Leute in Käptens Kajüte aussehen.«
    Bussos Zweifel waren leider noch nicht ganz ausgeräumt. »Auch bekleckert?«, fragte er und suchte erneut in dem Einkaufswagen herum, so unbefangen, als hätte er sich schnell daran gewöhnt, mit der netten Schwiegermutter des Hauptkommissars in Unterhosen umzugehen. Er hielt die Jeans hoch, in der man ihn sonst zu sehen bekam. »Die Frau von der Reinigung in Westerland wollte mir eigentlich einen Euro geben, aber dann hat sie mir angeboten, mir stattdessen die Hose zu reinigen.« Busso sah so aus, als wäre es ihm bis zu diesem Augenblick lieber gewesen, die wohltätige Dame hätte sich für den Euro entschieden. Aber angesichts der hundert Euro, die ihm an diesem Tag winkten, schien er mit dem Besitz einer geruchsfreien Hose doch ganz zufrieden zu sein. »Nur diese Kaffeeflecken! Die hat mir Fietje draufgekleckert, kaum dass die Hose aus der Reinigung zurück war.«
    Â»Die reibe ich Ihnen raus«, sagte Mamma Carlotta schnell, schnappte sich beherzt die Jeans und dankte insgeheim der Reinigung von Westerland, die sich dieser Hose so gründlich angenommen hatte, dass sie sie aufzunehmen wagte, ohne sich die Nase zuzuhalten. »Torno presto! Bin gleich wieder da!«
    Ehe Busso sie zurückhalten konnte, war sie schon losgelaufen. Ohne zu wissen, wie und wo sie den Fleck herausreiben sollte. Nur weg von Busso Heinemann, damit er ihre Pläne nicht vereitelte und sich am Ende doch für Jumperz’ Hose entschied!
    Hektisch sah sie sich um. Nach den Erfahrungen, die sie mit dem Wachmann gemacht hatte, war nicht zu erwarten, dass er sie auf das Gelände lassen würde, damit sie einem armen Obdachlosen in der Toilette der Kantine die Hose reinigte. Ob sie zum Friedhof laufen sollte, wo es mehrere Wasserstellen gab? Nein, das würde zu viel Zeit kosten. Zeit, in der sich Busso für Harrys Hose entscheiden konnte, damit er nicht länger in Unterhosen auf seiner Decke sitzen musste.
    Die Idee schoss in ihr hoch, und sie hielt sie fest, noch ehe sie sich fragen konnte, ob sie vernünftig war. Zum Glück hatte der Wachmann gerade kein Auge für sie, sondern war vollauf damit beschäftigt, einen Mitarbeiter des Inselblattes abzuwehren, der sich Zugang zum Gelände des Inselzirkus verschaffen wollte. »Kommt nicht infrage! Außerdem ist sowieso keiner der Hauptdarsteller da!«
    Wie erwartet ließ der Reporter sich nicht so schnell abwimmeln. »Die ersten Fotos sollen der Sylter Presse gehören und nicht der Blitz!«
    Â»Fahren Sie nach List und fotografieren Sie den Hafen! Da ist die Leiche von dem Blitz-Reporter angeschwemmt worden.«
    Â»Ich will aber den Schrank fotografieren, in dem der tote Chefautor gesteckt hat.«
    Â»Woher wissen Sie überhaupt davon?« Der Wachmann, dem anscheinend angeordnet worden war, über den Tod von Harry Jumperz kein Wort zu verlieren, war

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