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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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damit zu tun hatte, die öligen Champignons auf seinen Teller zu bugsieren. »Was Carolin allerdings beobachtet hat … da hat sie was falsch verstanden.«
    Mamma Carlotta ließ die getrockneten Tomaten im Stich, die sie soeben klein schneiden wollte. »Das kann nicht sein! Carolina hat die beiden gesehen! Auf einer Bank! Aneinandergeschmiegt!«
    Â»Wenn ich mit Carolin auf einer Bank sitze, lege ich auch manchmal den Arm um sie.« Dass ihm solche Gemütsaufwallungen nur selten unterliefen und Carolin sie jedes Mal abwehrte, darüber wollte er bei dieser Gelegenheit nicht reden.
    Mamma Carlotta starrte ihn an, als hätte er ihr ein Rätsel aufgegeben. »Willst du damit sagen …? Alina Olsted und Bruce Markreiter …? No!«
    Â»Doch! Sie sind Vater und Tochter.«
    Für einen Moment verschlug es Mamma Carlotta tatsächlich die Sprache, sodass Erik die Chance hatte anzufügen: »Ich hoffe, Carolin erzählt ihren Freundinnen nicht, dass ihre Lehrerin ein Verhältnis mit Bruce Markreiter hat.«
    Mamma Carlotta wehrte entschieden ab. »Du weißt doch, Carolina ist ein vernünftiges Mädchen.«
    Ja, das wusste Erik zum Glück. Dass seine Schwiegermutter ihr Herz auf der Zunge trug und dabei manchmal die Vernunft vergaß, wusste er leider auch. Zu Mamma Carlottas großer Erleichterung verzichtete er auf die Frage, ob sie sich genauso vernünftig verhalten hatte, wie er es von seiner Tochter erwartete. Natürlich hätte sie ihm die Sorge, etwas verbreitet zu haben, was nicht der Wahrheit entsprach, ohne Weiteres nehmen können. Dass sie auf dem Nachhauseweg Frau Kemmertöns getroffen hatte, die immer sehr dankbar für Neuigkeiten war, hätte sie dann natürlich unerwähnt gelassen. Auch, dass sie bei Bäcker Arfsten die eine oder andere Andeutung hatte fallen lassen. Zum Glück war sie bei Feinkost Meyer nicht über die Mitteilung hinausgekommen, dass sie demnächst auf dem Bildschirm zu sehen sein würde. Die Kassiererin war zwar sehr interessiert gewesen, aber leider waren einige Touristen nachgedrängt, die es eilig hatten. Dass sie Fietje und Tove zugetuschelt hatte, welch skandalöses Verhältnis Alina Olsted und Bruce Markreiter verband, war nicht weiter schlimm. Und Beate, Kristin und Heidi hatte sie es nicht erzählt, weil die drei es nicht verdient hatten, in den Genuss dieser spektakulären Neuigkeit zu kommen. Also konnte man, wenn man nicht gerade pedantisch war, behaupten, dass die Schwiegermutter des Kriminalhauptkommissars sehr verschwiegen gewesen war.
    Eriks Stimme unterbrach ihre Gedanken: »Natürlich darf darüber, dass die beiden Vater und Tochter sind, genauso wenig geredet werden! Ist das klar?«
    Mamma Carlotta versicherte es vorsichtshalber mehrmals, dann wandte sie sich wieder den Essensvorbereitungen zu. Zu gerne hätte sie gefragt, wen Erik nach dem Abendessen zu vernehmen gedachte, aber da sie mittlerweile wusste, dass mit Diplomatie bei Erik mehr zu erreichen war als mit blanker Neugier, schwieg sie. Es war immer wieder erstaunlich, wie viel Erik ihr verriet, wenn sie nicht fragte und so tat, als interessierte sie sich nicht für seine Arbeit. Am allermeisten erfuhr sie sogar, wenn sie so laut mit dem Geschirr und den Töpfen klapperte, dass Erik und Sören glaubten, sie wäre mit ihren Gedanken ausschließlich beim Kochen.
    Deshalb stellte sie nun keine einzige Frage mehr, sondern bedauerte die beiden nur wortreich für ihren schweren Dienst, für den sie buchstäblich Tag und Nacht im Einsatz sein mussten. Zwar winkten sie bescheiden ab, aber sie wusste dennoch, dass es ihnen gefiel, wenn jemand ihre Arbeit würdigte und dabei ein wenig übertrieb. Der Boden war also bereitet für viele Botschaften, die Erik ihr machen würde, ohne es zu merken.
    Während Mamma Carlotta die Rucolablätter für die Pasta paradiso putzte, sagte Erik zu Sören: »Diese Sandra Zielcke ist mir nicht geheuer.«
    Â»Wieso? Sie hat uns doch sehr geholfen.«
    Â»Finden Sie? Durch ihre Aussage haben wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf eine Stalkerin gelegt. Mir kommt es so vor, als hätte sie uns damit ablenken wollen.«
    Â»Wovon?« Sören spießte eine marinierte Zucchinischeibe auf und sah zu, wie das Öl von ihr abtropfte.
    Â»Von dem eigentlichen Mordmotiv.«
    Â»Dann müsste sie es kennen.« Sören sah seinen Chef überrascht

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