Inselzirkus
Alina Olsted ihre Fingerabdrücke in Triebels Apartment und an Markreiters Schrank hinterlassen hat«, fuhr Frau Dr. Speck fort, »dann bekommen Sie einen Haftbefehl für die junge Dame.«
»Dann muss ich auch einen für Bruce Markreiter bekommen! Alles spricht dafür, dass sie ihrem Vater geholfen hat. Es ging um ihn, nicht um sie! Max Triebel hat der Redaktion mitgeteilt, dass er einer Geschichte um Bruce Markreiter auf der Spur ist.«
Dr. Speck wich mal wieder aus, wie sie es immer gern tat, wenn sie sich nicht festlegen wollte. »Was ist mit dem Tod dieses Chefautors? Herr Eidam möchte, dass die beiden Fälle so schnell wie möglich aufgeklärt werden.«
»Das möchte ich auch«, gab Erik trotzig zurück, musste dann aber bekennen, dass es in dem zweiten Todesfall nach wie vor keine Spuren und keinen Verdächtigen gab. »Es kommt mir sogar so vor, als hätte der eine Fall nichts mit dem anderen zu tun.«
Die Staatsanwältin schwieg einen Augenblick. »Sie meinen, es gibt zwei Täter?«
»Sieht so aus«, gab Erik zurück. »Max Triebel ist kaltblütig erschossen worden, Harry Jumperz dagegen wurde nur daran gehindert, aus dem Schrank zu kommen. Eine Tötungsabsicht ist nicht zu erkennen.« Erik entschloss sich, das nachdenkliche Schweigen am anderen Ende mit forschem Optimismus zu füllen. »Ich gehe davon aus, dass der Fall Max Triebel morgen gelöst ist. Dann werden wir uns verstärkt um den Tod des Chefautors kümmern.«
»Es wird aber auch Zeit«, tadelte die Staatsanwältin, die anscheinend wieder zu ihrer alten Form zurückfand.
Sören war mittlerweile in den Hof des Polizeireviers gefahren und wollte aussteigen. Aber Erik hielt ihn zurück. »Ob Markreiter weiÃ, dass seine Tochter früher mal als Prostituierte gearbeitet hat?«
Sören zuckte mit den Schultern. »Ich an ihrer Stelle hätte es ihm nicht auf die Nase gebunden.«
»Hätte ich es der Staatsanwältin sagen müssen?«
»Wozu?«
»Das könnte die Story sein, der Triebel auf der Spur war.«
Sören starrte eine Weile durch die Windschutzscheibe, ohne sich zu rühren, dann schüttelte er den Kopf. »Deswegen den Reporter umbringen? Markreiter hätte ihm viel Geld geboten, damit er schweigt. Nein, wenn der wirklich Max Triebel erschossen hat, muss mehr dahinterstecken als eine missratene Tochter.«
Wieder wollte er aussteigen, doch auch diesmal hielt Erik ihn zurück. »Wir lassen den Markreiter und die Olsted noch ein bisschen zappeln. Erst mal will ich den Stuntman sprechen. Der wird eher einknicken als Markreiter selbst. Und wenn er zugegeben hat, dass er Markreiter in der Nacht gedoubelt hat, haben wir leichteres Spiel.«
»Und bis dahin?«, fragte Sören.
»Sehen wir nach, was meine Schwiegermutter fürs Abendessen vorbereitet. Die Nacht kann lang werden. Wir brauchen Kraft.«
Diese Aussicht gefiel Sören auÃerordentlich. Fröhlich legte er den ersten Gang ein und verlieà wieder den Hof des Polizeireviers.
Mamma Carlotta starrte in das kochende Nudelwasser und überlegte, ob es überhaupt Sinn hatte, Tagliatelle zu kochen. Wieder war niemand zu Hause gewesen, als sie heimgekommen war! Und was das Schlimmste war: Sie konnte darüber nicht einmal wütend sein. Dabei lieà sich mit zornigem Schimpfen jede Enttäuschung am besten überwinden! Verständnis und Zustimmung hatten bei Carlotta Capella einfach nicht die gleiche Wirkung.
Natürlich hatte sie Verständnis dafür, dass Carolin nach den Dreharbeiten zu ihren Freundinnen gelaufen war, um über ihre aufregenden Erlebnisse zu berichten. Genauso hätte ihre Nonna es auch gemacht. Und darüber, dass Erik und Sören sich mit neuen Indizien herumschlagen mussten, durfte sie sich auch nicht beschweren. SchlieÃlich war sie selbst es gewesen, die die beiden darauf aufmerksam gemacht hatte, dass Bruce Markreiter kein hieb- und stichfestes Alibi hatte! Und selbst wenn sie mit dieser Erkenntnis schnell fertig wurden, blieb immer noch das, was Carolin beobachtet hatte: die Liebschaft zwischen ihrer Lehrerin und dem Schauspieler. Es war nicht auszuschlieÃen, dass diese empörende Tatsache ein neues Licht auf die Mordfälle warf!
»Sodom und Gomorrha«, murmelte sie, packte die Tagliatelle wieder weg und begann, die Cocktailtomaten zu waschen und zu halbieren. Die SoÃe
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