Inside Occupy
kleines Mädchen, das bei ihrer Oma lebt und sich immer so freut, wenn sie zu ihrer Mom darf, dass ich sie nicht im Stich lassen kann.
Unsere Kinder sind die Zukunft! Wenn schon nicht für euch selbst, dann für eure Kinder. Sie sind auf euch angewiesen!!
Ich bin die 99%!
Genau wie ihr! Besetzt ÜBERALL!«
Beispiel 7
»Ich habe einen Collegeabschluss und arbeite die letzten paar Jahre für gemeinnützige Organisationen, zusammen mit meiner Frau. Auf dem Höhepunkt unserer Karriere auf diesem Gebiet hat jeder die großartige Summe von 12 Dollar die Stunde verdient.
Unsere Kleidung kommt aus Grabbelkisten und Secondhand-Läden, unsere Autos sind gebraucht gekauft und unser Luxus ist minimal. Wir haben weder einen Handyvertrag noch Kabelanschluss.
Meine Frau und ich haben beide vor einem Jahr unseren Job verloren. Gemeinnützige Organisationen stellen nicht mehr so viele ein und arbeiten mit minimalem Etat. Ich hatte sechs Vorstellungsgespräche auf 200 Bewerbungen in diesem Jahr. Nicht ein einziges Jobangebot ist in Sicht.
Wir waren immer kreditwürdig und haben außer dem Studienkredit und der Hypothek nie Schulden gemacht … Wir haben uns ›an die Regeln gehalten.‹ Für uns steht im Augenblick alles Spitz auf Kopf; auf der einen Seite haben wir endlose Schulden, auf der anderen das Elend.
Wenn Menschen, die Leben und Beruf der Hilfe anderer gewidmet haben, in dieser Situation enden, wer wird dann denen helfen, die noch weniger Glück haben? Wir sind die 99%.«
Beispiel 8
»Ich bin erst 15 Jahre alt. Manchmal kann unsere Familie sich keine Lebensmittel leisten, wenn wir welche brauchen. Ich war seit drei Jahren nicht mehr beim Arzt, weil wir uns das nicht leisten können. Ich habe alle Symptome von Diabetes und habe Angst, ich könnte in ein diabetisches Koma fallen, wenn ich es wirklich habe. Ich habe von all den Verhaftungen der Demonstranten bei ›Occupy Wall Street‹ gesehen und gehört und wie brutal man die verprügelt hat. Was ich nicht verstehe, ist, wenn die Bill of Rights behauptet, wir haben Redefreiheit, warum verhaftet man uns dann und knüppelt uns nieder, bloß weil wir unsere Meinung sagen?? Außerdem können wir Millionen, sogar Milliarden Dollar ausgeben, um einen Krieg zu finanzieren, aber wir haben nicht mal einen Bruchteil davon für Wohnungen für Obdachlose und Essen für Arme?! Die Regierung kassiert Steuern von den Armen und gibt sie den Reichen! Die Armen haben schon Schulden, ihre Häuser werden zwangsversteigert, sie verlieren ihre Jobs! Während die Reichen im Luxus leben, LEIDEN die Armen!
ES MUSS SICH WAS ÄNDERN!
Hieß es nicht mal, wir sind alle gleich?
ICH BIN die 99%.«
Vor ein paar Monaten kam es im Internet zu einer Diskussion, was für eine »Ideologie der 99 Prozent« sich aus solchen Zeugnissen ableiten lässt. Es begann damit, dass Mike Konczal vom Blog Rortybomb die html-Texte auf die 25 meistverwendeten Wörter abklopfte und dabei herausfand, dass das häufigste Wort darin »Job« ist, das zweithäufigste »Schulden«, dass aber alle anderen sich auf die Notwendigkeiten des Lebens beziehen:ein Dach über dem Kopf, Lebensmittel, Gesundheitsvorsorge, Bildung und Kinder. 12 Jegliche Hinweise auf Konsumgüter glänzten durch Abwesenheit. Konczal interpretiert das als nachhaltiges Schwinden von Horizonten: Wir hören keine Forderungen nach mehr Demokratie oder Würde am Arbeitsplatz mehr, noch nicht einmal mehr nach wirtschaftlicher Gerechtigkeit. In dieser in den Feudalismus zurückgefallenen Form des Kapitalismus sehen sich die meisten von uns auf die Situation einer traditionellen Bauernschaft reduziert, die nichts anderes fordert als die Mittel, selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen zu können.
Aber genau das, so folgte in der sich anschließenden (recht lebhaften, wie man sich vorstellen kann) Internetdebatte das Argument, mache die Bewegung auf ihre Weise weit radikaler als nahezu jede andere der jüngsten Geschichte. Zu einer Zeit, wo Industriekapitalismus und zügelloses Konsumdenken einen Gutteil der Welt in eine Wüste zu verwandeln drohten, hätten wir einen Punkt erreicht, wo der Kapitalismus noch nicht einmal in den reichsten Ländern der Erde für das zum Leben Nötigste zu sorgen vermöge. Die einzige Möglichkeit einer Rückkehr zu einem annehmbaren Leben bestehe deshalb im Hinwegfegen des ganzen Systems. 13
Vielleicht, aber mir scheint all das auch die Grenzen eines statistischen Ansatzes aufzuzeigen, so sensibel er sein mag. Als ich
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