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Inside Occupy

Inside Occupy

Titel: Inside Occupy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Graeber
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Idee wäre, weil – und er sieht das »mit Furcht und Zittern« – man dann »unter der schlimmsten aller möglichen Herrschaften« enden würde: »einem aufständischen Mob«.
    Was seine Schilderung jedoch deutlich macht, ist, dass es nicht die irrationalen Leidenschaften des »Mobs« waren, die ihm solche Angst einflößten, sondern im Gegenteil der Umstand, dass so viele von New Yorks Bäckern und Fleischern offensichtlich nicht nur mit klassischen Anspielungen aufwarten konnten wie nur irgendeiner, sondern auch durchdachte, schlüssige Argumente für die Demokratie zu formulieren wussten. »Der Mob beginnt zu denken und zu räsonieren!« Da es keine Möglichkeit gab, ihm einfach die Bildung zu verwehren, blieb als einziges Mittel nur, sich auf die Gewalt britischer Waffen zu verlassen. 15
    Selbst nach der Revolution war es schwierig, den Geist wieder in die Flasche zu bekommen. Aufrufe, Massenversammlungen und drohende Volkserhebungen hielten an. Wie schon zuvor ging es immer wieder um Schulden. Nach dem Revolutionskrieg kam es zu einer hitzigen Debatte darüber, was man mit den dadurch verursachten Schulden machen sollte. Die beliebteste Forderung war, sie sich einfach ins Nichts anschwellen zu lassen und die Währung auf Banknoten umzustellen, die von lokalen »Hypothekenbanken« unter öffentlicher Aufsicht ausgegeben werden sollten. Der Kontinentalkongress jedoch entschied sich für ein ganz anderes Vorgehen. Er folgte dem Rat von Robert Morris (kein Verwandter unseres Gouverneurs), einem reichen Kaufmann aus Philadelphia, der sich dafür einsetzte, die reichen Spekulanten, die die Schuldscheine zu herabgesetzten Preisen aufgekauft hatten, voll auszubezahlen. Dies, so sagte er, würde Wohlstand »in die Hände derer fließen lassen, die ihn am produktivsten einsetzen« würden, während die Einrichtung einer Zentralbank nach dem Modell der Bank von England die Nationalschuld »als neues Medium des Handels« zirkulieren ließe. 16
    Dieses System, die Kriegsschuld zur Basis der Währung zu machen, war altbewährt – und in gewissem Sinne treffen wir es, wie ich in meinem
Schulden -Buch
ausgeführt habe, noch heute in der US-Zentralbank an. Aber in den frühen Tagen der Republik hatte es katastrophale Folgen für die einfachen Farmer, denn effektiv mussten letztlich sie die Schulden bezahlen. Tausende von heimkehrenden Veteranen des Revolutionskriegs sahen sich vom Sheriff begrüßt, der gekommen war, um ihren wertvollsten Besitz einzuziehen. Folge davon war eine Welle von Volksmobilisierungenund mindestens zwei größere Erhebungen, eine im westlichen Massachusetts, eine im ländlichen Pennsylvania. In einigen Kreisen rief man sogar nach Gesetzen, lieber die größten Spekulanten zu enteignen. 17
    Für Männer wie Adams, Madison oder Hamilton ähnelten solche Ereignisse auf beunruhigende Weise denen revolutionärer Bewegungen des Altertums mit ihren Rufen nach einer Abschaffung von Schulden und einer Neuverteilung des Landes. Für sie waren diese Ereignisse der Beleg dafür, dass Amerika nie und nimmer nach dem Mehrheitsprinzip regiert werden sollte. John Adams dazu:

    »Wenn alles durch Mehrheitsvotum entschieden würde, würden die acht oder neun Millionen, die keinen Besitz haben, dann nicht daran denken, sich die Rechte der ein oder zwei Millionen anzueignen, die etwas haben? …
    Schulden würden als Erstes abgeschafft; man würde die Reichen kräftig besteuern, die anderen überhaupt nicht; und letztlich würde man eine Aufteilung zu gleichen Teilen von allem fordern und durch Wahl beschießen. Was wäre die Folge von alledem? Die Müßigen, die Lasterhaften, die Unmäßigen würden sich in ein Höchstmaß von Ausschweifungen stürzen, ihren ganzen Anteil verkaufen und ausgeben und dann erneut eine Aufteilung von denen verlangen, die ihnen etwas abgekauft haben. In dem Augenblick, in dem man den Gedanken in die Gesellschaft einführt, dass Eigentum nicht ebenso heilig sei wie die Gesetze Gottes und es weder eine gesetzliche Macht noch eine öffentliche Justiz zu seinem Schutze gibt, beginnen Anarchie und Tyrannei.« 18

    So also schien die Alptraumvision einer athenischen Demokratie für solche Männer auszusehen: Was würde passieren, wenn man die Meetings in den Rathäusern und die Massenversammlungen von Farmern, Handwerkern und Kaufleuten, zu denen es in den Jahren vor der Revolution gekommen war, institutionalisieren würde? Adams, Madison, Hamilton und Gleichgesinnte machte die Vorstellung

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