Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
sich Regierungen oder Terroristen einen Dreck um unschuldige Zuschauer?
* DREIZEHN
* I
Vielleicht lag es am Frühlingswetter, aber die getoasteten Teacakes des Golden Grill schmeckten Banks an diesem Sonntagmorgen außergewöhnlich gut. Burgess nahm einen mit Erdbeermus gefüllten und mit Puderzucker bestreuten Doughnut, den er in seinen Kaffee tunkte. »Auf den Geschmack bin ich in Amerika gekommen«, erklärte er, als er Banks entsetzten Blick sah. »Dunkin Donuts heißt da ein Laden. Großartig.«
»Was ist mit Boyd?«, wollte Banks wissen.
»Ich habe noch mal mit ihm gesprochen. Hat zu nichts geführt. Ich habe ihn heute Morgen laufen lassen, so wie Sie wollten. Jetzt schauen wir mal, was passiert.«
»Was haben Sie getan? Haben Sie ihn noch mal gefoltert?«
»Tja, es gibt nicht viele, die bei ihren Lügengeschichten bleiben, wenn sie mit ihrer größten Angst konfrontiert werden. So wie die Dinge jetzt liegen, könnten wir meiner Meinung nach eine Verurteilung von Boyd erreichen, ohne Probleme, aber wir würden wahrscheinlich aus dem Gerichtssaal geschmissen werden, wenn wir einen von den anderen drankriegen wollten - Osmond, zum Beispiel. Ich würde sagen, wenn wir in den nächsten paar Tagen nichts mehr rauskriegen, klagen wir Boyd einfach wegen Mordes an, und ich haue als glücklicher Mann wieder ab.«
»Was ist mit der Wahrheit?«
Burgess schenkte Banks einen Blick aus seinen Schlitzaugen. »Wir wissen nicht, dass Boyd es nicht getan hat, oder? Den Burgess-Test mal außen vor gelassen. Der ist ja auch nicht unfehlbar. Auf jeden Fall habe ich langsam die Nase davon voll, dass Sie sich die ganze verdammte Zeit als Moralapostel der Wahrheit aufspielen. Die Wahrheit ist relativ. Sie hängt von der Perspektive ab. Denken Sie daran, wir sind weder Richter noch Geschworene. Die haben nämlich zu entscheiden, wer schuldig ist und wer nicht. Wir legen nur die Beweise vor.«
»Einverstanden, aber es liegt an uns, eine Anklage einzureichen, die hieb- und stichfest ist. Allein schon deshalb, um vor Gericht nicht wie Vollidioten dazustehen.«
»Ich glaube, wenn es drauf ankommt, sind unsere Beweise gegen Boyd stichhaltig. Wie gesagt, warten wir noch ein paar Tage ab. Haben Sie noch was Interessantes auf Maggie's Klapsmühle rausgefunden?«
»Nein.«
»Diese Studenten sind mir ein Rätsel. Das sind ja noch Scheißkinder, wenn auch ziemlich freche Arschlöcher. Ihre kleinen Köpfe sind voll gestopft mit Marx, Trotzki, Marcuse und dem ganzen Scheiß. Die haben sogar ein Poster von Che Guevara an der Wand. Für mich ist Che Wichser Guevara ein brutaler, mordender, geldgeiler Schläger, der einen auf Jesus gemacht hat. Die meiste Zeit wusste ich überhaupt nicht, wovon die eigentlich rumgelabert haben, echt nicht. Und ich glaube, die hatten selbst keinen Schimmer. Andererseits sind die beiden ein ziemlich harmloses Pärchen. Ich kann mir bei beiden nicht vorstellen, dass sie den Mumm haben, Gill ein Messer zwischen die Rippen zu schieben. Das Mädchen ist allerdings nicht übel. Ein bisschen pummelig um die Hüfte, aber dafür ein Paar herrliche Titten.«
»Gestern Abend ist in Osmonds Wohnung eingebrochen worden«, sagte Banks.
»Ach?«
»Er hat es offiziell nicht gemeldet.«
»Das sollte er aber. Haben Sie mit ihm gesprochen?«
»Ja.«
»Dann hätten Sie eine Meldung machen sollen. Sie kennen die Bestimmungen.« Er grinste. »Außer Sie glauben natürlich, Bestimmungen sollten nur Leute wie ich befolgen und können von Strahlemännern wie Ihnen ignoriert werden.«
»Hören Sie«, sagte Banks und beugte sich vor, »ich mag Ihre Methoden nicht. Ich mag keine Gewalt. Wenn nötig, dann wende ich sie an, aber es gibt eine Menge subtilerer und effektiverer Wege, um Antworten von den Leuten zu kriegen.« Er lehnte sich wieder zurück und griff nach einer Zigarette. »Davon mal abgesehen, habe ich nie behauptet, ich wäre weniger schonungslos als Sie.«
Mit dem Mund voll gerade eingetunktem Doughnut prustete Burgess los.
»Egal«, fuhr Banks fort, »Osmond schien sich einen Dreck um den Einbruch zu scheren. Obwohl das ein bisschen übertrieben ist. Er dachte jedenfalls nicht daran, etwas deswegen zu unternehmen.«
»Er hat wahrscheinlich Recht. Was haben Sie getan?«
»Ich habe ihm gesagt, er soll sein Schloss austauschen. Gestohlen wurde nichts.«
»Nichts?«
»Nur ein Buch. Die Wohnung wurde
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