Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
der beiden Männer erkannt?«
»Nein. Was ist denn überhaupt passiert?« Mrs. Cameron zog plötzlich ihre Stirn in Falten. »Es wurde doch niemand überfallen, oder? Ich habe schon immer gesagt, dass es da unten zu dunkel ist. Da ist ja Ärger vorprogrammiert.«
»Niemand wurde verletzt«, beruhigte Banks sie. »Ich interessiere mich nur für diesen Escort. Ist er Ihnen früher schon mal aufgefallen?«
»Nein, nie. Ich wollte erst die Polizei rufen, wissen Sie. Mir ging durch den Kopf, dass sie nichts Gutes im Schilde führen könnten. Aber man will ja auch kein Theater machen, nicht? Vielleicht ist ja alles ganz harmlos und dann hat man sich in die Nesseln gesetzt. Aber wenn jemand verletzt wurde, würde ich mir das nie verzeihen.«
»Keine Sorge, es ist nichts dergleichen. Sie haben sich nicht zufällig die Nummer gemerkt?«
»Nein.« Sie lachte auf und legte dann eine Hand vor den Mund. Ihre Fingernägel waren blassgrün lackiert. »Entschuldigen Sie, Mr. Banks, aber ich finde das immer so komisch, wenn die Polizei den Leuten im Fernsehen diese Frage stellt. Ich meine, man geht ja nicht umher und sammelt Autonummern, oder? Ich glaube, ich kenne nicht mal meine eigene.«
»Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«, fragte Banks ohne viel Hoffnung.
Beth Cameron kaute auf ihrer Unterlippe und runzelte für einen Moment die Stirn, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Nichts. Ich habe mir eigentlich keine großen Gedanken darüber gemacht. Sie taten ja nichts. Die saßen da nur rum, als wenn sie gleich losfahren wollten ... Einen Moment!« Ihre Augenbrauen schossen fast hoch bis zum Haaransatz. »Ich glaube, einer von ihnen hatte eine Glatze. An der Säule neben dem Wagen war eine Lampe. Ganz schwach, aber ich könnte schwören, dass sich das Licht auf einer Glatze spiegelte.« Ihre Lippen bogen sich nach unten. »Aber ich schätze, das hilft Ihnen auch nicht besonders, oder?«
»Alles hilft.« Banks klappte sein Notizbuch zu und steckte es zurück in seine Innentasche. Wenigstens war er jetzt sicher, dass die beiden Männer in dem blauen Escort dieselben waren, die auf dem Flur in der Nähe von Osmonds Wohnung gesehen worden waren. »Wenn Sie den Wagen wieder sehen«, sagte er und reichte ihr eine Karte, »benachrichtigen Sie mich dann bitte?«
»Ja, natürlich, Mr. Banks«, sagte sie. »Es freut mich, Ihnen helfen zu können. Gute Nacht.«
An der letzten Tür erfuhr Banks nichts Neues. Es war lange her, dass er selbst Ermittlungen von Tür zu Tür durchgeführt hatte, und er hatte es genossen. Doch jetzt ging es auf halb zwölf zu und er war müde. Draußen weckte ihn die kalte, frische Luft ein bisschen auf. Für ein paar Augenblicke stand er neben seinem Wagen, rauchte eine Zigarette und ließ sich die Ereignisse des Abends durch den Kopf gehen.
So sehr er sich auch über die Prahlereien des Mannes lustig gemacht hatte, er musste zugeben, dass Osmond der Typ war, der politisch Wellen schlug. Banks hatte eine Menge Verständnis für die Kampagne zur atomaren Abrüstung und ihre Ziele, aber er wusste, dass sie, wie so viele friedliebende, wohlmeinende Gruppierungen, manchmal wie ein Magnet auf gefährliche Opportunisten wirkte. Wo es Organisationen gab, da gab es Politik, und wo es Politik gab, da gab es das Aphrodisiakum der Macht. Vielleicht war Osmond in ein Komplott im Zusammenhang mit der Demonstration verwickelt gewesen. Vielleicht vertrauten seine Befehlshaber nicht darauf, dass er die Klappe hielt, und das, was heute Abend vorgefallen war, war eine Art Warnung gewesen.
Banks fiel es schwer, eine derart mysteriöse Geschichte zu schlucken, aber allein die Tatsache, dass sie im Rahmen des Möglichen lag, reichte aus, um ihm einen Angstschauer über den Rücken zu jagen. Wenn an einer Verschwörungstheorie wirklich etwas dran war, dann sah es so aus, als würden diese Leute - russische Spione, Agents Provocateurs oder wer immer sie waren - keinen Spaß verstehen.
Wenn das stimmte, könnte Osmond in Gefahr sein. Das kümmerte Banks zwar nicht besonders, aber es veranlasste ihn, sich um Jenny zu sorgen. Es war schon schlimm genug, dass sie mit einem Mann zusammen war, der seine frühere Freundin verprügelt hatte, doch nun bestand auch noch die Möglichkeit, dass ein paar sehr gefährliche und kaltblütige Leute hinter ihm her waren. Natürlich betraf das alles Jenny nicht direkt, sie war lediglich eine unschuldige Zuschauerin. Aber seit wann scherten
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