Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
eine Menge von Ihnen gehört.«
»Hoffentlich nur Gutes«, sagte Banks gelassener, als es seiner Stimmung entsprach. Was hatte ihm Jenny über ihn erzählt? »Das spart uns Zeit beim Kennenlernen, oder?«
»Und Sie sind das Genie, das aus London geschickt wurde«, sagte Osmond zu Burgess.
»Hey, hey, der Nachrichtendienst arbeitet gut, was?« Dirty Dick lächelte. Seine Art zu lächeln machte die meisten Leute nervös, doch bei Osmond schien es nicht zu wirken. Als sich Banks in dem Sessel niederließ, konnte er sehen, wie sich Jenny im Nebenzimmer anzog. Wahrscheinlich das Schlafzimmer, dachte er trübsinnig, mit zerwühltem und beflecktem Doppelbett und dem Feuilletonteil der Sunday Times über den zerknitterten Laken verteilt. Er holte sein Notizbuch hervor und richtete sich so gut es ging auf die Befragung ein.
»Was wollen Sie?«, fragte Osmond, hockte sich auf die Kante des Sofas und beugte sich vor.
»Ich habe gehört, Sie waren einer der Organisatoren der Demonstration am Freitag«, begann Burgess.
»Und wenn?«
»Außerdem sind Sie Mitglied der Kampagne für atomare Abrüstung und der Sozialistischen Internationale, wenn ich mich nicht irre.«
»Bei Amnesty International bin ich auch, nur falls Sie das noch nicht in Ihren Akten haben. Und soviel ich weiß, ist das noch kein Verbrechen.«
»Seien Sie nicht so empfindlich.«
»Können Sie zur Sache kommen? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.«
»O doch, das haben Sie«, sagte Burgess. »Und die ganze Nacht auch, wenn ich das möchte.«
»Sie haben kein Recht...«
»Ich habe jedes Recht. Einer aus Ihrem Haufen - vielleicht sogar Sie selbst - hat am Freitagabend einen anständigen, unbescholtenen Polizisten umgebracht, und so was mögen wir nicht, so was mögen wir überhaupt nicht. Tut mir Leid, wenn ich Sie von Ihrer Konkubine fernhalte, aber so ist es nun einmal. Wessen Idee war es?«
Osmond runzelte die Stirn. »Wessen Idee war was? Und ich mag es nicht, wenn Sie so von Jenny sprechen.«
»Ach nein?« Burgess kniff seine Augen zusammen. »Ich kann noch ganz anders von ihr sprechen, Freundchen, wenn Sie nicht bald kooperieren. Wessen Idee war die Demonstration?«
»Keine Ahnung. Sie kam einfach so zusammen.«
Burgess seufzte. »Sie kam einfach so zusammen«, äffte er nach und schaute dabei Banks an. »Was soll das denn bedeuten? Männer und Frauen kommen zusammen, wenn sie Glück haben, aber keine politischen Demonstrationen. Die plant man. Was wollen Sie mir erzählen?«
»Genau das, was ich gesagt habe. Hier gibt es eine Menge Leute, die gegen Atomwaffen sind.«
»Wollen Sie mir erzählen, dass Sie sich an dem Abend alle ganz zufällig vor dem Gemeindezentrum getroffen haben? Wollen Sie mir das sagen? >Hallo, Fred, schön, dich hier zu treffen. Komm, machen wir eine Demo.< Meinen Sie das?«
Osmond zuckte mit den Schultern.
»Sie erzählen Scheiße, Osmond, Schwachsinn ist das. Das war eine organisierte Demonstration, und das bedeutet, dass sie jemand organisiert hat. Vielleicht hat sogar jemand einen kleinen Mord arrangiert, um die Sache aufzupeppen. Also, der einzige Jemand, von dem wir bisher mit Sicherheit wissen, sind Sie. Vielleicht haben Sie alles allein gemacht, aber ich wette, Sie hatten Hilfe. Nach wessen Pfeife tanzen Sie, Mr. Osmond? Moskaus? Pekings? Oder ist es vielleicht Belfast?«
Osmond lachte. »Da haben Sie die Politik ein bisschen durcheinander gewürfelt, was? Ein Sozialist ist was anderes als ein Maoist. Außerdem ist der große Vorsitzende heutzutage außer Mode. Und was die IRA angeht, Sie können doch wohl nicht ernsthaft glauben ...«
»Sie wären überrascht, an wie viele Dinge ich ernsthaft glaube«, unterbrach ihn Burgess. »Und die Scheißbelehrung können Sie sich sparen. Wer hat Ihnen Ihre Befehle gegeben?«
»Sie liegen falsch«, sagte Osmond. »Es war nicht im Entferntesten so. Und selbst wenn noch jemand anderes beteiligt war, glauben Sie, ich würde Ihnen sagen, wer es war?«
»Ja, glaube ich«, sagte Burgess. »Nichts ist sicherer als das. Die einzige Frage ist, wann und wo Sie es mir erzählen werden.«
»Hören Sie«, sagte Banks, »wir finden es sowieso heraus. Es gibt keinen Grund, die ganze Verantwortung auf die eigene Kappe zu nehmen und nachher noch wegen Zurückhaltung von Informationen in einer Mordermittlung angezeigt zu werden. Wenn Sie es nicht getan haben und glauben, dass Ihre
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