Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
Telefonnummer sein?«
»Wie gesagt, nein. Nicht dass ich wüsste. Sie kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich weiß nicht, woher.«
»Haben Sie jemals vom Rossghyll-Gästehaus gehört?«
»Ja, es ist am Talende. Warum?«
Banks studierte eingehend ihren Gesichtsausdruck, konnte aber kein Anzeichen dafür erkennen, dass das Haus ihr etwas Besonderes bedeutete. »Egal. Benachrichtigen Sie mich, wenn Ihnen irgendetwas einfällt. Es könnte wichtig sein.«
Mara trank ihr Bier aus und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. »Sonst noch was?«
»Nur eine Sache. Da er weggelaufen ist, sieht es schlecht für Paul aus. Mir ist klar, dass ich Sie nicht darum bitten kann, ihn zu verpfeifen, selbst wenn Sie wissen, wo er steckt. Aber es wäre wirklich das Beste für ihn, wenn er sich stellt. Sehen Sie da eine Chance?«
»Unwahrscheinlich. Er hat Angst vor der Polizei, besonders vor diesem Arschloch von Superintendent.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass er sich von allein stellen wird.«
»Wenn Sie von ihm hören, erzählen Sie ihm, was ich gesagt habe. Erzählen Sie ihm, dass ich ihm eine faire Behandlung verspreche.«
Mara nickte langsam. »Aber ich glaube nicht, dass es viel bringen wird«, sagte sie. »Er würde mir nicht glauben. Er traut uns jetzt genauso wenig wie Ihnen.«
»Warum?«
»Er weiß, dass ich ihn verdächtigt habe, wenn auch nur für eine Weile. Paul hat in seinem Leben so wenig Liebe bekommen, dass es ihm sowieso schon schwer fällt, anderen Menschen zu vertrauen. Wenn sie ihn dann auch noch im Stich lassen, und sei es nur für einen Moment, dann war es das.«
»Trotzdem«, sagte Banks, »wenn Sie die Möglichkeit haben, legen Sie ein Wort ein.«
»Ich werde es ihm sagen. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass einer von uns noch mal von ihm hört. Kann ich jetzt gehen?«
»Wenn Sie einen Moment warten, fahre ich Sie.« Banks' Glas war noch halb voll und er machte sich daran, es auszutrinken.
Mara stand auf. »Nein, ich werde zu Fuß gehen. Der Laden ist nicht weit, und ein bisschen frische Luft wird mir gut tun.«
»Sicher?«
»Ja.«
Nachdem sie gegangen war, entspannte sich Banks und ließ sich den Rest des Bieres schmecken. Das Treffen war besser verlaufen, als er erwartet hatte, und er hatte tatsächlich etwas über das Messer erfahren. Mara hatte ausweichende Antworten gegeben, hauptsächlich um sich nicht selbst zu belasten, aber damit war nur zu rechnen gewesen. Das konnte er ihr nicht verübeln.
Banks beschloss, Burgess seine Erkenntnisse eine Weile zu verheimlichen. Er wollte nicht, dass Dirty Dick in gewohnter Manier wie ein Elefant im Porzellanladen losstürmte und jeden in sein Schlupfloch zurückscheuchte. Banks war es gelungen, Maras generelle Abneigung gegen die Polizei zum Teil zu überwinden, ob nun durch Jennys Einfluss, seinen Musikgeschmack oder durch bloßen Charme. Wenn jedoch Burgess wieder auftauchte, würde Maras Hass auf ihn bestimmt auch auf Banks abfärben.
Als er sich auf den Rückweg nach Eastvale machte, waren seine Kopfschmerzen verschwunden, sodass er sich wieder dazu in der Lage fühlte, etwas Musik zu ertragen. Aber er hatte den Eindruck, dass ihm etwas Offensichtliches entgangen war. Er hatte das seltsame Gefühl, dass zwei unwichtige Dinge, die entweder er oder Mara gesagt hatten, sich zu einer Wahrheit verbinden müssten. Wenn sie aufeinander trafen, würde eine kleine Glühbirne aufleuchten und er wäre der Lösung des Falles um einiges näher. Ohne sich darum zu kümmern, sang Billie Holiday:
Sad am I, glad am I For today I'm dreaming of Yesterdays.
* II
Mit gesenktem Kopf ging Mara die Straße entlang und dachte an ihr Gespräch mit Banks. Wie jeder Polizist hatte er nur furchtbar unangenehme Fragen gestellt. Und Mara hatte genug von unangenehmen Fragen. Warum konnte nicht alles wieder normal werden, damit sie endlich in Ruhe ihr Leben weiterführen konnte?
»Hallo, meine Liebe«, grüßte Elsbeth, als sie den Laden betrat.
»Hallo. Wie geht's Dottie?«
»Sie will nichts essen. Ich weiß wirklich nicht, wie sie gesund werden will, wenn sie nichts isst.«
Sie wussten beide, dass Dottie nicht mehr gesund werden würde, aber niemand sprach darüber.
»Und was ist mit dir los?«, fragte Elsbeth. »Du machst ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.«
Mara erzählte ihr von Paul.
»Ich will ja jetzt
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