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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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hell erleuchteter Flur; an dessen Ende sich eine Bürotür befand. Davor standen zwei Riesen. Banks erkannte keinen von beiden. Die Fluktuation bei der angeheuerten Muskelkraft war ungefähr genauso hoch wie bei jungem Frauenfleisch. Beide sahen aus wie Ende zwanzig und beide hatten eindeutig Boxerfahrung. Dem Zustand ihrer Nasen nach zu urteilen, hatte keiner von ihnen viele Kämpfe gewonnen. Trotzdem könnten beide selbst mit auf dem Rücken gebundenen Händen Hackfleisch aus Banks machen, es sei denn, seine Geschwindigkeit und Wendigkeit würde ihm einen Vorteil verschaffen. Als er sich ihnen näherte, bebte sein Herz vor Angst, aber nichts passierte. Wie Hotelportiers traten sie zur Seite und öffneten die Tür für ihn. Einer lächelte und zeigte die Zahnlücken, die auf seine gescheiterte Berufung hindeuteten.
      Im Büro mit dem zerkratzten Schreibtisch, abgetretenen Teppich, Telefon, Pin-up-Fotos an den Wänden und grünen Aktenschränken saß Tuffy Telfer persönlich. Er war mittlerweile um die sechzig, fett, kahlköpfig, hatte ein rotes Gesicht und auf einem Flügel seiner fleischigen, roten Nase ein Muttermal in der Form einer Träne. Seine tief liegenden Augen schauten misstrauisch, eidechsengleich und schienen der einzige Zug an ihm zu sein, der nicht zum Rest passte. Sie sahen eher so aus, als gehörten sie einem attraktiven Hollywoodstar aus den vierziger oder fünfziger Jahren, wie Victor Mature vielleicht oder Leslie Howard, und nicht einem hässlichen, alternden Ganoven.
      Tuffy war einer der wenigen übrig gebliebenen, altmodischen britischen Gangster. Von Vandalismus und Einbrüchen als Jugendlicher hatte er sich über Hehlerei, dem Frisieren gestohlener Autos und Zuhälterei zu der Schwindel erregenden Größe hochgearbeitet, die er heute darstellte. Das einzig Positive, was Banks über ihn wusste, war, dass er seine Frau liebte, eine wasserstoffblonde Exstripperin namens Mirabelle, und dass er nie etwas mit Drogen zu tun gehabt hatte. Als Zuhälter war er einer der wenigen gewesen, der seine Mädchen nicht von sich abhängig machte. Aber das war noch lange kein Grund, wegen des Kerls sentimental zu werden. Er hatte eines seiner Mädchen mit Säure bespritzt, weil sie ihn verpfeifen wollte, obwohl das niemand beweisen konnte. Und eine Menge Frauen waren dank Tuffy Telfer vor ihrer Zeit gealtert. Vor vielen Jahren war Banks ungefähr drei Monate lang der Fluch seines Lebens gewesen. Der alte Drecksack hatte keinen Schritt tun können, ohne dass Banks schon vor ihm da war. Die Polizei hatte nie genug Beweise gehabt, um Tuffy selbst zu verhaften, aber Banks war es gelungen, ein paar seiner Helfershelfer für lange Zeit in den Knast zu stecken.
      »So, so, so«, sagte Tuffy mit dem Akzent des East Ends, den er gewöhnlich den Freiern vorbehielt. Eigentlich war er der Sprössling einer gutbürgerlichen Familie aus Wood Green, aber außer der Polizei war das nur wenigen Leuten bekannt. »Wenn das nicht Inspector Banks ist.«
      »Mittlerweile Chief Inspector, Tuffy.«
      »Ich wusste immer, dass Sie es mal weit bringen würden. Setzen Sie sich, setzen Sie sich. Einen Drink?« Das einzige noble Möbelstück im gesamten Zimmer war ein gut bestückter Cocktailschrank.
      »Einen richtigen Drink?«
      »Wie? Oh, kapiere.« Telfer lachte. »Haben wohl das Bier probiert, wie? Ja, ein richtiger Drink.«
      »Dann nehme ich einen Scotch. Was dagegen, wenn ich rauche?«
      Telfer lachte erneut. »Nur zu. Ich darf nicht mehr.« Er klopfte auf seine Brust. »Der Quacksalber meint, es wäre schlecht für die Pumpe. Aber ich kriege hier so viel Rauch von den anderen ab, dass ich sowieso bald unter die Erde komme. Ein bisschen mehr macht den Kohl auch nicht fett.«
      Wie immer trug Tuffy dick auf. Er musste nicht hier sein, um das Hole-in-the-Wall zu leiten, dafür hatte er Untergebene. Er war auch nicht so arm, dass er Nacht für Nacht in so einem winzigen Büro zu hocken brauchte. Der Club war lediglich ein unbedeutender Außenposten von Tuffys Imperium, und niemand, nicht einmal die Sitte, wusste, wo alle Kolonien lagen. Er hatte ein Haus in Belgravia und besaß, über die ganze Stadt verteilt, Eigentum. Außerdem verkehrte er mit den Reichen und Berühmten. Doch jede Freitagund Samstagnacht saß er hier, genau wie in alten Zeiten, um seinen Club zu leiten. Das war er seinem Ruf schuldig, es war Teil der Sentimentalität des organisierten Verbrechens.
      »Und, kommen Sie klar?«, fragte

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