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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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erstechen, weil sie ihn oder sie im Stich gelassen hatte. Viel zu jung, um zu verstehen, welche Ironie darin läge, ein Requiem für sich selbst auf der Stereoanlage spielen zu lassen. »Vielleicht könnten Sie mir aber bei einer anderen Frage helfen«, sagte er.
      »Ja?«
      »Ruth Dünne erwähnte, dass in Caroline der Verdacht aufgekommen war, als Kind sexuell missbraucht worden zu sein. Wissen Sie etwas darüber?«
      Veronica wurde rot und wandte ihr Gesicht zum Fenster. Vor dem knalligen Neonlicht von draußen sah ihr Profil streng aus. Der Muskel am Rande ihres Kiefers zuckte.
      »Und?«
      »Ich ... ich verstehe nicht, was das damit zu tun hat.«
      »Das haben wir doch alles schon durch. Lassen Sie mich das beurteilen.«
      »Arme Caroline.« Veronica schaute Banks wieder direkt an. Ihre Miene bekam einen traurigen Ausdruck. »Melancholisch« war das treffendere Wort, entschied Banks, ein gutes Wort aus der Romantik. Veronica sah melancholisch aus, als sie ihr Glas umfasste und ihren Kopf neigte, ehe sie zu sprechen begann. »Ich habe Ihnen das wohl aus dem gleichen Grund nicht erzählt, aus dem ich Ihnen auch sonst nichts über ihre Vergangenheit erzählt habe. Ich dachte, es spielt keine Rolle und würde nur einen schlechten Eindruck machen. Jetzt komme ich mir dumm vor, aber Leid tut es mir nicht.«
      »Hat sie mit Ihnen darüber gesprochen?«
      »Ja. Am Anfang war es so, wie Ruth sagte. Sie hatte Träume, schreckliche Träume. Wissen Sie, was sexueller Missbrauch Kindern antut, Mr Banks?«
      Banks nickte. Jenny Füller, die Psychologin, die ihm gelegentlich bei Fällen geholfen hat, hatte es ihm einmal erklärt.
      »Dann wissen Sie, dass sie beginnen, sich selbst zu hassen. Sie verlieren jede Selbstachtung, sie werden depressiv, sie denken an Selbstmord und schlagen oft leichtsinnige, selbstzerstörerische Lebenswege ein. Alles das traf bei Caroline zu. Und noch mehr.«
      »Ist sie deswegen von zu Hause weggelaufen?«
      »Ja. Aber sie musste lange warten, bis sie entkommen konnte. Bis sie sechzehn war.«
      »Was meinen Sie damit? Wann hat es denn angefangen?«
      »Als sie acht war.«
      »Acht? Großer Gott! Fahren Sie fort. Verstehe ich Sie richtig - es handelt sich um Tatsachen, nicht um Fantasie?«
      »Ich kann Ihnen keine unwiderlegbaren Beweise vorlegen, besonders jetzt nicht, wo Caroline tot ist, aber Sie können mich beim Wort nehmen, wenn Sie wollen. Wie gesagt, erst waren es nur Träume, Ängste, Verdachtsmomente. Als sie dann aber anfing, mit Ursula daran zu arbeiten, begannen konkrete Erinnerungen aufzutauchen. Sie hatte die Ereignisse natürlich verdrängt, was unter diesen Umständen völlig normal ist. Stellen Sie sich nur die Verwirrung eines kleinen Mädchens vor, wenn der Vater, den sie liebt, anfängt, seltsame und beängstigende Dinge mit ihrem Körper anzustellen, und ihr einschärft, sie dürfe es niemandem erzählen, weil ansonsten Schreckliches mit ihr geschehen würde. Gefühlsmäßig gerät sie immer mehr durcheinander. Es muss gut sein, denn Daddy tut es ja. Vielleicht genießt sie sogar die Aufmerksamkeit. Aber es fühlt sich nicht gut an, es tut weh. Und warum soll es schlecht sein, wenn sie es jemandem erzählt?«
      »Was genau ist passiert?«
      »Soweit ich es zusammenkriege, begann es, als sie acht Jahre alt war. Ihre Mutter befand sich inmitten einer schwierigen Schwangerschaft und verbrachte die letzten zwei Wochen vor der Entbindung unter eingehender Beobachtung im Krankenhaus. Irgendetwas mit ihrem Blutdruck war nicht in Ordnung und es bestand die Gefahr einer Blutvergiftung. Caroline blieb in dem großen Haus allein mit ihrem Vater zurück, und er fing an, nachts in ihr Zimmer zu kommen, wo er sie bat, ein liebes Mädchen zu sein und mit ihm zu spielen. Es dauerte nicht lange und er hatte interkruralen Sex mit ihr. Wie weit er gegangen ist, steht nicht ganz fest. Sie erinnerte sich an den Schmerz, aber nicht an übermäßige Qualen oder Blutungen. Anscheinend war er vorsichtig. Er wollte nicht, dass es jemand herausfindet.«
      »Was bedeutet >interkrural      Veronica wurde rot. »Das ist wohl ein etwas technischer Begriff. Ursula hat ihn zuerst benutzt. Interkruraler Sex bedeutet: zwischen den Schenkeln, also keine wirkliche Penetration.«
      Banks nickte. »Und was passierte, als ihre Mutter wieder nach Hause kam?«
      »Es ging weiter, aber mit noch

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