Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
Lokal schummerig, verraucht und durch die Gäste, die sich über die plärrende Musik zu unterhalten versuchten, laut. Banks brauchte ungefähr eine Minute, um sich zu orientieren. Während dieser Zeit hatte ihn ein träger junger Kerl mit fettigem Haar um seine Eintrittsgebühr erleichtert und mit einer lässigen Geste angedeutet, dass jeder beliebige Sitzplatz zur Verfügung stehe. Banks wählte einen Platz an der Theke.
Er bestellte ein helles Bier und bemühte sich, nicht nach Luft zu schnappen, als er den Preis hörte. Die Frau, die ihn bediente, hatte ein nettes Lächeln und müde blaue Augen. Ihr gelocktes, blondes Haar umrahmte ein blasses Mondgesicht mit zu viel rotem Lippenstift und blauem Lidschatten. Ihre Brüste standen resolut und stolz in Habtachtstellung und zeugten, da war sich Banks sicher, von einer kürzlichen Siliconbehandlung.
Die anderen Kellnerinnen, die sich über das halbdunkle Etablissement verteilt durch die rauchigen Scheinwerferkegel schlängelten, konnten mit den Dimensionen der Bardame nicht ganz mithalten. Dennoch gab es sie, wie Früchte, in allen Formen und Größen: Melonen, Äpfel, Birnen, Mangos. Und wie es dem Fleisch eigen ist, waren manche schlaff und manche fest. Ansonsten machten die Mädchen einen ziemlich teilnahmslosen Eindruck und schienen nur dann zu reagieren, wenn ein übereifriger Typ sie in eine Brustwarze zwickte, was strikt gegen die Hausregeln verstieß. Entweder schimpften sie ihn dann aus, zogen eingeschnappt von dannen und riefen einen der Rausschmeißer oder aber sie trafen die Vereinbarung, dass die andere Brustwarze später unter Ausschluss der Öffentlichkeit gezwickt werden konnte.
Auf der Bühne verrenkte sich eine junge, nur mit einem weißen G-String bekleidete Schwarze zu einem Song, der anscheinend »I Want Your Sex« hieß, und kaute gleichzeitig Kaugummi. Sie hatte eine recht ansehnliche Figur: kräftige Schenkel, flacher, straffer Bauch und feste Brüste. Vielleicht wollte sie wirklich Tänzerin werden. Das wollten einige Mädchen in der Szene. Wenn sie nicht gerade hier tanzte, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, dachte Banks, dann trainierte sie wahrscheinlich in einem Fitnessinstitut oder hatte in einem pinkfarbenen Tutu Ballettstunden in einem Studio in Bloomsbury.
Wie er so in dem heißen und verrauchten Club die Szenerie beobachtete und sich seine Gedanken machte, merkte Banks, dass wie früher die Aufregung in ihm stieg, er spürte einen regelrechten Adrenalinschub. Es tat gut, zurück zu sein, hier zu sein, wo alles passieren konnte. Zum größten Teil bestand sein Job aus Routine, und er musste sich eingestehen, dass ein Teil seines Reizes in diesen raren Momenten lag, nie weit entfernt von Ärger oder Gefahr, wo man fast schon riechen konnte, wie das Böse immer näher kam.
Das Bier schmeckte wie Pisse. Wie Katzenpisse, um genau zu sein. Banks schob das Glas beiseite und zündete sich eine Zigarette an. Das half.
»Kann ich Ihnen noch etwas bringen, Sir?«, fragte die Bardame. Da Banks saß und sie stand, befanden sich ihre ausgezeichnet hergestellten Brüste auf seiner Augenhöhe. Er verschob seinen Blick von der Gänsehaut um ihre schokoladenfarbigen Brustwarzen zu ihren Augen. Er spürte, wie seine Wangen brannten - unter anderem.
»Nein«, sagte er mit trockenem Mund. »Ich habe noch gar nicht ausgetrunken.«
Sie lächelte. Sie hatte gute Zähne. »Ich weiß. Aber die Leute trinken oft nicht aus. Es schmeckt wie Katzenpisse, behaupten sie, und dann wollen sie einen richtigen Drink.«
»Wie viel kostet ein richtiger Drink?«
Sie sagte es ihm.
»Vergessen Sie es. Ich bin nicht zum Spaß hier. Ist Tuffy da?«
Sie kniff die Augen zusammen. »Wer sind Sie? Sie sind doch nicht von der Polizei, oder?«
Banks schüttelte den Kopf. »Nein, hier nicht. Sagen Sie ihm einfach, dass Mr Banks ihn sehen möchte, okay, Schätzchen?«
Banks beobachtete, wie sie hinter der Theke zum Telefonhörer griff. Es dauerte nur ein paar Sekunden.
»Er hat gesagt, Sie sollen durchgehen.« Sie schien von der Anweisung überrascht zu sein und Banks in einem neuen Licht zu sehen. Jeder, der so leicht den Boss treffen durfte, musste jemand Wichtiges sein. »Es geht da lang ...«
»Ich kenne den Weg, Schätzchen.« Banks rutschte vom Barhocker und schlängelte sich an den Tischen voller aufgegeilter Typen vorbei zur Feuertür an der Rückseite des Clubs. Hinter der Tür war ein
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