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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sind ein Genie, Marcia«, rief Susan aus, als sie den Stoff berührte. »Sie hätten Chirurgin werden sollen!«
      Marcia zuckte mit den Achseln. »Ich kann kein Blut sehen. Aber das hier war wirklich wie ein Puzzlespiel.« Und dann zeigte sie Susan noch mehr Kleider und Roben, die sie aus der Kiste der zerstückelten Originale wieder instand gesetzt hatte. Dass eine derart unordentliche Person so eine Ordnung in das Chaos bringen konnte, erstaunte Susan.
      »Aber ich sollte doch wohl nicht nur herkommen, um Sie zu loben, oder?«, sagte sie schließlich. »Ich will nicht unhöflich sein, aber ich habe James versprochen, dass ich in einer halben Stunde zurück bin.«
      »Verzeihung, Liebes«, sagte Marcia. »Ich konnte mich einfach nicht mehr bremsen. Ich habe ganz vergessen, wie wichtig eine junge Liebe ist.«
      Susan wurde rot. »Marcia. Worum geht es?«
      »Ja, okay.« Marcia griff in die Kiste und zog ein einfaches burgunderrotes Kleid hervor. »Darum geht es. Daran habe ich den ganzen Nachmittag gearbeitet.« Sie hielt es hoch, und Susan konnte sehen, dass die Ärmel auf Ellbogenhöhe abgeschnitten worden waren und außerdem ein großes Stück auf der Vorderseite, von der Brustpartie, fehlte.
      »Ich verstehe nicht«, sagte sie. »Sind Sie nicht fertig geworden?«
      »Ich habe alles getan, was ich konnte, Liebes. Darum geht es. Das ist es. Mehr gab es nicht.«
      »Ich verstehe immer noch nicht.«
      »Aber Sie sind doch Polizistin. Es ist ganz einfach. Bei den anderen Kleidern habe ich alle Einzelteile wiedergefunden und zusammengeflickt, das haben Sie ja gesehen.«
      Susan nickte.
      »Aber von diesem Kleid konnte ich nicht alle Teile finden. Ein paar sind spurlos verschwunden.«
      »Verschwunden?«
      »Wach auf, Mädchen. Ja, verschwunden. Ich habe überall nachgeschaut. Sogar im Gemeindezentrum, falls ein Stück auf den Boden gefallen wäre oder so. Aber keine Spur.«
      »Aber das ergibt doch keinen Sinn«, sagte Susan langsam. »Wer, um Himmels willen, würde Teile eines zerstörten Kleides stehlen?«
      »Genau darum geht es mir ja«, beharrte Marcia. »Deswegen wollte ich, dass Sie mitkommen und sich die Sache anschauen. Wer würde so etwas tun? Und warum?«
      »Es muss eine einfache Erklärung dafür geben.«
      Marcia nickte. »Ja, aber welche? Von der Polizei hat doch wohl keiner ein Stück mitgenommen, zur Analyse oder so?«
      Susan schüttelte den Kopf. »Nein. Sie müssen irgendwo rausgefallen sein. Vielleicht, als Sie die Kiste nach Hause gebracht haben.«
      »Ich habe überall nachgeschaut. Ich sage Ihnen, wenn irgendwo noch Teile gewesen wären, dann hätte ich sie gefunden.«
      Susan war unweigerlich enttäuscht. Bei dieser Sache handelte es sich kaum um eine wichtige Entdeckung, auf jeden Fall keine, die ihr bei der Identifizierung der Täter helfen würde. Aber Marcia hatte Recht damit, dass es rätselhaft war. Außerdem war es leicht beunruhigend. Als Susan das Kleid nahm und es vor sich hielt, erschauderte sie, als würde sie dem Tod persönlich gegenüberstehen. Es sah aus, als wären die Ärmel eher absichtlich abgeschnitten als abgerissen worden. Die beiden Stoffkreise im Brustbereich waren auf ähnliche Weise herausgetrennt worden. Kopfschüttelnd legte Susan das Kleid zusammen und gab es Marcia zurück.
     
    * III
     
    »Chief Inspector Banks! Haben Sie Neuigkeiten?«
      »Keine Neuigkeiten«, antwortete Banks. »Aber vielleicht ein paar Fragen.«
      »Kommen Sie herein.« Veronica Shildon führte ihn in ihr Wohnzimmer. Es sah größer und kälter aus als vorher, so als könnte selbst die Wärme des wild im Kamin lodernden Feuers nicht in jede schattige Ecke dringen. Vor dem Feuer standen zwei kleine, abgewetzte Sessel.
      »Christine Cooper hat sie mir überlassen, bis ich dazu komme, mir eine neue Garnitur zu kaufen«, erklärte Veronica, als sie bemerkte, dass Banks die Sessel betrachtete. »Sie wollte sie eigentlich wegschmeißen.«
      Banks nickte. Nachdem ihm Veronica seinen Mantel abgenommen hatte, setzte er sich in einen der Sessel und wärmte sich vor den Flammen auf. »Die sind auf jeden Fall bequemer als ein harter Stuhl«, meinte er.
      »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«, fragte sie.
      »Ein Tee wäre schön.«
      Veronica goss den Tee auf und setzte sich in den anderen Sessel, der so stand, dass sie sich nicht direkt gegenübersaßen, sondern in einem Winkel, der ein leichtes Drehen des Kopfes

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