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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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erforderte, um sich in die Augen sehen zu können. Das Feuer tanzte in den Mulden von Veronicas Wangen und spiegelte sich wie winzige orangefarbene Kerzenflammen in ihren Augen.
      »Ich habe das Gefühl, mich noch nicht ausreichend bei Ihnen dafür bedankt zu haben, dass Sie mich mit nach London genommen haben«, sagte sie, schlug die Beine übereinander und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Die Entscheidung wird Ihnen nicht leicht gefallen sein. Auf jeden Fall bin ich Ihnen dankbar. Dass ich Ruth Dünne kennen gelernt habe, hat mir irgendwie mehr von Caroline gegeben, als ich vorher gehabt hatte - wenn Sie das verstehen können.«
      Banks, der schon manche Stunde mit Kollegen damit zugebracht hatte, die Tugenden verstorbener Freunde zu rühmen und ihre Fehler herunterzuspielen, wusste genau, was Veronica meinte. Irgendwie leben die Toten in unseren Köpfen und Herzen anscheinend auf eine außergewöhnlichere Art weiter, wenn wir die Erinnerung an sie teilen können; und Veronica hatte niemanden in Eastvale, mit dem sie über Caroline sprechen konnte, weil niemand sie hier wirklich gekannt hatte.
      Banks nickte. »Um die Wahrheit zu sagen, weiß ich gar nicht genau, warum ich hier bin«, gestand er schließlich. »Nichts, was ich in London erfahren habe, hat mich wirklich weitergebracht. Jetzt sitze ich hier an einem frühen Abend eines kalten Januartages und bin der Lösung immer noch nicht näher als letzte Woche. Vielleicht bin ich nur der Polizeibeamte, der aus der Kälte hereinkommt.«
      Veronica erhob eine Augenbraue. »Frustriert?«
      »Kann man wohl sagen. Und das ist noch milde ausgedrückt.«
      »Hören Sie«, sagte sie langsam, »bin ich ... ich meine, glauben Sie immer noch, dass ich Caroline ermordet haben könnte?«
      Banks zündete sich eine Zigarette an und verschob seine Beine. Das Feuer verbrannte seine Schienbeine. »Ms Shildon«, antwortete er, »wir haben keinerlei Beweise, um Sie mit der Tat in Verbindung zu bringen. Die hatten wir nie. Alles, was Sie uns erzählt haben, hat sich nach Überprüfung als richtig erwiesen. Außerdem haben wir weder Spuren blutverschmierter Kleidung im Haus gefunden noch schien Ihre Person mit Blut befleckt zu sein. Wenn Sie nicht eine besonders clevere und kaltblütige Mörderin sind, was ich nicht glaube, dann kann ich nicht erkennen, wie Sie Caroline ermordet haben könnten. Überdies scheinen Sie kein Motiv zu haben. Auf jeden Fall war ich außerstande, eines herauszufinden, das mich zufrieden gestellt hätte.«
      »Aber bestimmt nehmen Sie nicht alles für bare Münze, oder?«
      »Nein, tue ich nicht. Statistisch gesehen, werden die meisten Morde von Menschen begangen, die dem Opfer nahe stehen, also von Familienmitgliedern oder Liebhabern. In Anbetracht dessen sind Sie offenkundig eine Hauptverdächtige. Wenn Sie die Tat geplant hätten, hätten Sie bestimmt einen Weg gefunden. Es könnte auch ein Motiv geben, von dem wir nichts wissen. Caroline könnte eine Affäre gehabt haben und Sie könnten es herausgefunden haben.«
      »Also glauben Sie immer noch, ich könnte es getan haben?«
      Banks zuckte mit den Achseln. »Was ich glaube, spielt keine große Rolle. Es ist vielleicht nicht wahrscheinlich, aber auf jeden Fall möglich. Bis ich nicht genau herausgefunden habe, wer es getan hat, kann ich niemanden aus Carolines Umfeld ausschließen.«
      »Mich eingeschlossen?«
      »Sie eingeschlossen.«
      »Gott, was muss das für ein furchtbarer Beruf sein, wenn man gezwungen ist, die Menschen die ganze Zeit so zu sehen - als potenzielle Verbrecher. Wie können Sie da überhaupt jemals einem Menschen nahe kommen?«
      »Sie übertreiben. Es ist mein Beruf, nicht mein Leben. Glauben Sie, dass zum Beispiel Ärzte die ganze Zeit herumlaufen und jeden als potenziellen Patienten sehen oder Anwälte jeden als potenziellen Klienten?«
      »Was Letztere angeht, bin ich mir ziemlich sicher«, entgegnete Veronica mit einem leisen Lachen. »Aber die Ärzte, die ich gekannt habe, waren immer sehr irritiert, wenn sie auf Partys von anderen Gästen um Ratschläge zu Schmerzen und Leiden gebeten wurden.«
      »Wie auch immer«, fuhr Banks fort, »die Leute schaffen sich ihre eigenen Probleme.«
      »Was meinen Sie damit?«
      »Jeder lügt, weicht aus oder verbirgt die ganze Wahrheit. Oh, natürlich haben Sie alle Ihre eigenen, durchaus guten Gründe dafür. Da wird Carolines Vermächtnis geschützt, ein Bagatellverbrechen

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