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Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn

Titel: Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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einen, Wilson bei dem anderen.«
      »Okay.«
      Susan schenkte sich einen Becher Kaffee ein und ging die Treppe hinauf, wobei sie immer noch die gleiche Erregung fühlte wie an ihrem ersten Tag bei der Kriminalpolizei. Sie trank ein paar Schlucke der starken, schwarzen Flüssigkeit, hängte ihren Mantel im Büro auf, schaute sich dann kurz im Spiegel ihrer Puderdose an und legte etwas Make-up auf. Jetzt sah sie wenigstens nicht mehr so aus, als wäre sie gerade aus dem Bett gestiegen. Zufrieden glättete sie ihren Rock, fuhr sich mit einer Hand durch ihre Locken, holte tief Luft und ging in das erste Verhörzimmer.
      Constable Tolliver stand an der Tür, eine Schwellung neben seinem linken Auge und eine Blutkruste unter seinem rechten Nasenloch. Hinter dem Tisch saß oder besser gesagt hing, die Beine ausgestreckt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, ein Jugendlicher mit dunklem, öligem, zurückgeschniegeltem Haar, das aussah, als hätte er einen halben Topf Brylcreme benutzt. Er trug einen offenen, grünen Parka, darunter ein zerrissenes T-Shirt und ausgebleichte, schmuddelige Jeans. Schon an der Tür konnte Susan seine Bierfahne riechen. Als er sie hereinkommen sah, bewegte er sich nicht. Sie ignorierte ihn und schaute Tolliver an.
      »Alles in Ordnung, Mike?«
      »Wird schon wieder.«
      »Wen haben wir hier?«
      »Robert S. Chalmers, achtzehn Jahre alt. Arbeitslos. Vorstrafen wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung, Diebstahl, allesamt als Jugendlicher. Echter Charmebolzen.« Susan zuckte bei seinem Witz zusammen. Schlechte Wortspiele waren Constable Tollivers Spezialität.
      Susan setzte sich hin. Tolliver ging zu dem Stuhl in der Ecke neben dem kleinen Fenster und holte sein Notizbuch hervor.
      »Hallo, Robert«, sagte sie mit gequältem Lächeln.
      »Verpiss dich!«
      Die Feindseligkeit, die von ihm ausging, war fast überwältigend. Entschlossen, nicht darauf zu reagieren, spannte sich Susan innerlich an. Äußerlich blieb sie ruhig und kühl. Sie war sich sicher, dass er zum Teil deshalb einen so feindseligen Ton angeschlagen hatte, weil sie eine Frau war. Ein Schlägertyp wie Chalmers betrachtete es vermutlich als Beleidigung, dass man eine kleine Frau und keinen kräftigen Mann geschickt hatte, um ihn zu verhören. Außerdem nahm er wohl an, leicht mit ihr fertig werden zu können. Für ihn waren Frauen wahrscheinlich Geschöpfe, die man benutzte und wieder abschob. Bestimmt gab es in seinem Leben keinen Mangel an Frauen. Er war auf diese aufsässige Art gut aussehend wie James Dean oder der frühe Elvis Presley; seine Oberlippe war ständig zu einem spöttischen Lächeln erhoben.
      »Ich habe gehört, du hast versucht, dir gesetzwidrig Zutritt zum Seniorenclub zu verschaffen«, sagte sie. »Wo liegt das Problem, kannst du nicht warten, bis du fünfundsechzig bist?«
      »Sehr witzig.«
      »Das ist nicht witzig, Robert. Das ist schwerer Hausfriedensbruch und Raub. Weißt du, wie lange du dafür ins Gefängnis kommen kannst?«
      Chalmers starrte sie zornig an. »Ohne meinen Anwalt sage ich überhaupt nichts.«
      »Es würde dir aber helfen, wenn du kooperationsbereit wärst. Wir würden das vor Gericht erwähnen.«
      »Wie gesagt, von mir hört ihr nichts. Ich kenne euch Arschlöcher. Ihr dreht mir das Wort im Mund um.« Er bewegte sich auf seinem Stuhl, und Susan sah, dass er leicht vor Schmerz zusammenzuckte.
      »Was ist los, Robert?«
      »Das Arschloch da drüben hat mich zusammengeschlagen.« Er grinste. »Keine Angst, Schätzchen, er hat mir nur ein paar Rippen geprellt. Die wichtigen Teile hat er nicht beschädigt.«
      Susan biss sich auf die Zunge. »Sei vernünftig, Robert, wie dein Freund William.«
      Susan sah ein besorgtes Zucken in den Augen des Jungen, aber sie erlangten schnell wieder ihren abgebrühten Ausdruck zurück. Er lachte. »Ich bin nicht bescheuert, Schätzchen«, sagte er. »Lass dir was Besseres einfallen.«
      Susan schaute ihn lange und eindringlich an und schätzte die Lage ab. Würde es etwas bringen, Druck auf ihn auszuüben? Sie entschied sich dagegen. Er hatte solche Situationen schon viel zu oft erlebt, um auf die üblichen Tricks hereinzufallen und sich leicht verängstigen zu lassen. Vielleicht war sein Komplize nachgiebiger.
      Sie stand auf. »Na gut, dann gehe ich nur kurz rüber und rede noch mal mit deinem Kumpel. Er wird uns die Einzelheiten schon erzählen. Damit haben wir dann

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