Inspector Alan Banks 05 In blindem Zorn
bot er keines an. Er setzte sich wieder hin und trank die Hälfte in einem Zug aus.
»Wir sind noch nicht zufrieden gestellt, Mr Cooper«, sagte Banks. »Wir sind überhaupt nicht zufrieden. Sie haben uns angelogen. Das ist nichts Neues. In unserem Metier erwarten wir nichts anderes.« Er deutete mit seinem Daumen zur Wand. »Aber nebenan wurde am zweiundzwanzigsten Dezember eine junge Frau brutal ermordet, eine Frau, die Sie mochten, die Sie an Ihre Tochter erinnert hat. Ich glaube nun, dass Sie, falls Sie nicht selbst der Mörder sind, uns helfen und die Wahrheit erzählen sollten.«
»Ich habe Sie nicht getötet, um Gottes willen! Warum in aller Welt hätte ich das tun sollen?«
»Erzählen Sie es mir.«
»Ich habe gesagt, ich habe sie nicht getötet. Und was ich in dieser Nacht getan habe, hat überhaupt nichts damit zu tun, was nebenan passiert ist.«
»Lassen Sie mich das beurteilen.«
Cooper schwenkte seinen Drink und nahm einen weiteren großen Schluck.
»Wir bleiben so lange, bis Sie es uns erzählt haben«, erklärte Banks. »Es sei denn, Sie ziehen es vor, Ihren Mantel zu nehmen und ...«
»Okay, okay.« Cooper winkte mit seiner freien Hand ab. »Ich habe den Laden um sechs verlassen, aber ich war bis um elf nicht in der Nähe von Eastvale, ich schwöre es.«
»Wo waren Sie?«
»Spielt das wirklich eine Rolle?«
»Wir müssen es überprüfen.«
Cooper stand auf und schenkte sich noch ein Glas ein. Er spitzte seine Ohren in Richtung Wohnzimmertür und begann dann, beruhigt von den Abwaschgeräuschen aus der Küche, leise zu sprechen.
»Ich trinke, Mr Banks«, gestand er. »So einfach ist das. Seitdem Corinne ... aber das müssen Sie nicht wissen. Christine billigt es allerdings nicht.« Er schaute in sein Glas. »Sie ist keine Abstinenzlerin oder so. Gegen ein gelegentliches Glas Scotch nach dem Essen hat sie nichts einzuwenden - aber mehr als eins und ich kann ihre Ablehnung sogar riechen. Deshalb trinke ich woanders.«
»Wo haben Sie in dieser Nacht getrunken?«, wollte Banks wissen.
»In Tan Hill«, antwortete Cooper. »Ein abgelegener Ort. Ich mag es da oben.«
»Waren Sie allein?«
»Nein. Es gibt einige Stammgäste.«
»Namen?«
Cooper nannte die Namen und Richmond schrieb sie auf.
»Wann sind Sie weggefahren?«
»So um halb elf. Ich wage es nicht, zu spät zu kommen. Und ich habe immer ein paar Pfefferminzbonbons im Wagen, damit sie nichts riechen kann.«
»Haben Sie uns sonst noch etwas zu sagen?«
Cooper schüttelte den Kopf. »Nein, nichts. Das war es. Hören Sie, es tut mir Leid. Ich ... ich wollte keine Probleme machen. Es hat wirklich überhaupt nichts mit dem Tod der armen Caroline zu tun.«
»Das werden wir sehen«, meinte Banks und stand auf, um gemeinsam mit Richmond zu gehen.
»Da ist noch eine Kleinigkeit«, sagte Cooper rasch, bevor sie an der Tür waren.
Banks drehte sich um. »Ja?«
»Das Fahren. Nun - ich hatte ein paar Gläser getrunken. Betrunken war ich nicht, ehrlich. Sie werden doch nichts wegen meines Führerscheins unternehmen, oder?«
»Darüber würde ich mir keine Gedanken machen«, antwortete Banks. »Ich glaube, die Bestimmung zur Promillegrenze ist gerade dabei, abzulaufen.« Er nahm sich vor, Coopers Wagennummer herauszufinden und die örtlichen Streifenwagen zu warnen.
»Lust auf eine Fahrt nach Tan Hill?«, fragte Banks Richmond draußen.
»Heute Abend?«
»Je schneller, desto besser, meinen Sie nicht auch?«
Richmond schaute auf seine Uhr und legte die Stirn in Falten. »Also, ich habe eine ... äh ...«
»Nehmen Sie sie doch mit«, schlug Banks vor. »Es ist eine Routineuntersuchung. Wird nicht lange dauern.«
Richmond fasste an seinen Schnurrbart. »Keine schlechte Idee«, bekannte er. »Wirklich nicht schlecht.«
»Dann mal los. Ich schaue mal, ob ich von den Anwohnern hier noch etwas mehr herauskriegen kann.«
* IV
Es war eine kalte Nacht, eine im Gegensatz zur feuchten, betäubenden Frische an der nebligen Küste stechende, nadelscharfe Kälte. Die Eiskrusten über den Pfützen auf dem Gehweg knackten, als Banks, die Hände tief in den mit Pelz gefütterten Jackentaschen vergraben, darüber ging. Er beschloss, zuerst bei Patrick Farlowe vorbeizugehen, der ursprünglich ausgesagt hatte, er sei sicher, am 22. Dezember zwischen halb sieben und halb acht zwei Frauen und einen Mann
Weitere Kostenlose Bücher