Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln
Gemma nicht zurückgebracht haben, was für mich darauf hindeutet, dass sie möglicherweise irgendwo in einem Radius von zweihundert Kilometern tot und vergraben liegt. Und innerhalb dieses Radius befindet sich auch das Gebiet des Hochmoores von North York, wo wir die blutverschmierte Kleidung gefunden haben. Vic sagt, das Blut auf den Sachen reicht nicht aus, um ihren Tod herbeigeführt zu haben, was aber nicht heißt, dass größere Mengen ihres Blutes nicht irgendwo anders vergossen wurden oder dass sie vielleicht auf eine andere Weise zu Tode gekommen ist. Poole hat dir erzählt, dass dieser Chivers in London mit dem Pornohandel zu tun hatte, woraus sich eine weitere schreckliche Möglichkeit ergibt, die wir in Erwägung ziehen müssen. Ich habe erneut mit dem Pädophiliedezernat gesprochen, aber dort liegt nichts gegen einen Chivers vor, auch gegen keine Person, auf die seine Beschreibung passt.
Gut. Als Nächstes finden wir am Freitagmorgen in einer alten Bleimine die Leiche von Carl Johnson. Dr. Glendenning sagt, er wurde wahrscheinlich am Donnerstag irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit ermordet. Du gehst allen erdenklichen Spuren in diesem Mordfall nach und sie führen uns zu demselben Mann namens Chivers mit dem auffälligen Lächeln, einer blonden Freundin und einer widerlichen Veranlagung. Du glaubst, Poole weiß noch mehr. Vielleicht stimmt das tatsächlich. Denn für meinen Geschmack gibt es da zu viele Zufälle. Chivers und seine Freundin sind diejenigen, die Gemma entführt haben. Außerdem haben beide oder einer von ihnen Carl Johnson ermordet. Da man ganz schön viel Kraft brauchte, um seinen Bauch aufzureißen, höchstwahrscheinlich Chivers. Aber weshalb? Welche Verbindung besteht da?«
»Johnson könnte sie bei dem Warenhauseinbruch hintergangen haben oder vielleicht wusste er von Gemma und drohte, die beiden zu verraten. Johnson war auf jeden Fall kein Pädophiler.«
»Wollen wir also einmal annehmen, er hat herausgefunden, dass sie das Mädchen entführt haben?«
»Ja.«
»Das ist wahrscheinlich unsere sicherste Prämisse. Macht auf jeden Fall mehr Sinn, als jemanden wegen eines verfluchten Fernsehapparates umzubringen, obwohl schon abstrusere Dinge passiert sind.«
»Es könnte aber auch wegen der Freundin gewesen sein«, gab Banks zu bedenken. »Besonders nach dem, was mir Poole über die Messerstecherei erzählt hat.«
»Ja«, stimmte Gristhorpe zu. »Das ist eine weitere ernst zu nehmende Möglichkeit. Aber setzen wir mal voraus, Carl Johnson hat herausgefunden, dass Chivers und seine Freundin Gemma entführt und ... tja, mit ihr wer weiß was angestellt haben. Nun ist Johnson zwar auch kein Unschuldslamm, und nach allem, was du mir erzählt hast, hatte er eine ungesunde Faszination für Verbrecher, aber irgendwie sind sie für seinen Geschmack zu weit gegangen. Kinderschänder kann er nicht leiden. Er wird zur Bedrohung. Sie locken ihn raus zur Mine. Vielleicht lockt ihn die Frau mit Sex oder Chivers mit Geld, wer weiß. Auf jeden Fall treffen sie sich dort und ...« Gristhorpe hielt inne. »Die Mine könnte eine Verbindung sein. Die Gegend ist zwar schon gründlich durchsucht worden, aber ich glaube, wir sollten sie morgen noch einmal unter die Lupe nehmen. Es gibt dort genügend Stellen, wo man eine Leiche verstecken könnte. Vielleicht waren die Sachen im Moor nur ein Köder. Was meinst du, Alan?«
Banks runzelte die Stirn. »Alles ist möglich, aber für meinen Geschmack gibt es noch zu viele Ungewissheiten. Zunächst einmal möchte ich mehr über die Rolle der Frau in dieser Sache wissen. Wer ist sie? Warum ist sie dabei? Und wir haben keinen Beweis, dass Chivers Johnson ermordet hat.«
»Du hast Recht, wir besitzen noch nicht genug Informationen, um Schlüsse zu ziehen. Aber wir kommen der Sache näher. Ich dachte, du hättest Adam Harkness für den Mörder von Johnson gehalten.«
»Stimmt, obwohl ich keinen wirklichen Grund dafür hatte. Da habe ich mich wohl geirrt, oder?«
Gristhorpe lächelte. »Kann jedem mal passieren, Alan. Wenn du es mit den Reichen und Mächtigen zu tun hast, kriegst du immer gleich einen Rappel, oder?«
»Was willst du denn damit sagen?«
»Alan, das soll keine Kritik sein. Du bist ein Junge aus der Arbeiterklasse. Du bist mit Köpfchen, Fähigkeit und harter Arbeit dahin gekommen, wo du heute stehst. Ich bin ja genauso, im tiefsten Inneren bin ich ein armer Bauernjunge geblieben. Für die,
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