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Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln

Titel: Inspector Alan Banks 06 Das verschwundene Lächeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Bedürfnisse in legitime kriminelle Aktivitäten lenken können - was ein Widerspruch in sich war, wie Banks realisierte, aber nichtsdestotrotz stimmte. Chivers war von Leuten beschäftigt worden, die die logistischen und finanziellen Mittel für die Aufträge besaßen, die sie ihm anvertraut hatten, und egal, wie schlecht die Leute auch waren, welche Schäden sie auch anrichteten, man konnte nicht leugnen, dass es sich im Grunde genommen um fehlgeleitete Geschäftsleute handelte - die andere Seite der Medaille, Leute, die sich eigentlich kaum von anderen Geschäftemachern und dem Rest der Wirtschaftsgauner unterschieden.
      Aber jetzt, vielleicht weil sich sein Zustand verschlechterte und er die Kontrolle verlor, wie Jenny vermutet hatte, begann sich Chivers die Gelegenheiten für sein Vergnügen selbst zu schaffen und finanzierte sie durch simple Raubüberfälle wie dem Einbruch in Fletchers Warenhaus. Das Geld, das er aus solchen Unternehmungen erbeutete, gab ihm die Freiheit, durchs Land zu ziehen und seinen Gelüsten zu folgen, wo auch immer sie ihn hinführten. Und indem er alles bar bezahlte, hinterließ er keine verräterische Spur einer Kreditkarte.
      Anscheinend wurde Chivers langsam unersättlich und verlangte nach immer gefährlicheren Reizen, um seine Triebe zu befriedigen. Er ähnelte einem Drogenabhängigen: Er brauchte immer mehr, um im Gleichgewicht zu bleiben. Gemma Scupham, Carl Johnson, die Blondine. Wie lange dauerte es, bis er seine Kontrolle verlor? Begann er allmählich, unvorsichtig zu werden?
      Eine Welle schwappte auf einen Fuß und sein Hosenbein. Er trat einen Schritt zurück und vollführte einen kleinen Tanz, um das Wasser abzuschütteln. Dann nahm er eine Zigarette und musste plötzlich an Brian denken, der kaum mehr als hundert Kilometer östlich von ihm in Portsmouth war. Das Semester hatte gerade erst begonnen und vielleicht fühlte er sich einsam in der fremden Stadt. Es war so nah und doch konnte Banks ihn nicht besuchen.
      Er vermisste seinen Sohn. Auch wenn es immer so ausgesehen hatte, als wäre Tracy mit ihrem Interesse an Geschichte und Literatur, ihrer Neugier und Intelligenz sein Liebling gewesen, während Brian immer der Außenseiter war, der Rebell mit seiner lauten Rockmusik und seinem mangelnden Interesse an der Schule, vermisste Banks ihn. Und da Tracy mittlerweile nur noch an Jungen und Klamotten interessiert war, fehlte ihm der komische Kerl besonders.
      Brian war achtzehn und Banks war im Mai vierzig geworden. Lächelnd erinnerte er sich an die CD mit Nigel Kennedys Interpretation des Violinkonzertes von Brahms, die Brian ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Na ja, immerhin hatte er sich Gedanken gemacht. Außerdem erinnerte er sich an seinen jüngsten Krach mit Tracy. In gewissem Sinne hatte sie Recht; Brian konnte sich tatsächlich eine Menge erlauben, besonders im letzten Sommer, bevor er auf das Polytechnikum gegangen war: Bandproben bis spät in die Nacht, einen einwöchigen Campingurlaub mit seinen Freunden in Cornwall und ein oder zwei Mal war er leicht angetrunken nach Hause gekommen. Aber eines wusste Banks genau: Brian nahm keine Drogen. Als erfahrener Polizist kannte er die Zeichen, die physischen wie die psychischen, und hatte sie nie an seinem Sohn beobachtet.
      Er entfernte sich vom Strand und fand an der Esplanade eine Telefonzelle. Es war elf Uhr. Ob er zu Hause war? Er schob seine Telefonkarte ein und wählte die Nummer, die Brian mit anderen Studenten im Wohnheim teilte. Es begann zu klingeln.
      »Hallo?«
      Eine fremde Stimme. Er fragte nach Brian und sagte, sein Vater wolle ihn sprechen.
      »Einen Moment«, brummte die Stimme.
      Er wartete, klopfte mit den Fingern gegen die Glasscheibe, und nach wenigen Augenblicken kam Brian an den Apparat.
      »Dad! Was ist los? Ist was passiert?«, fragte er.
      »Nein, nichts. Ich bin gerade hier unten an der Küste, nur ein paar Kilometer von dir entfernt, und wollte mich mal melden. Wie geht es dir?« Brians Stimme zu hören machte Banks irgendwie befangen. Er war sich nicht sicher, ob er sich richtig verständlich machen konnte.
      »Mir geht's gut«, antwortete Brian.
      »Wie ist die Uni?«
      »Ach, gut. Hier läuft alles bestens. Sag mal, bist du sicher, dass alles okay ist? Mama geht es doch gut, oder?«
      »Wie gesagt, alles ist in Ordnung. Ich habe nur keine Zeit, kurz vorbeizukommen, und da dachte ich, tja, wo ich so nah bin, rufe ich dich mal

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