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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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auf jeden Fall ordentlich Hunger. Als Vorspeise wählte er Frühlingsrollen, dann hat er Rindfleisch orange und Sezuan-Garnelen bestellt, dazu eine Schüssel Reis und ein Pint Lager. Und er hat alles aufgegessen.«
      »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
      »Nur als ich seine Bestellung aufnahm. Er hat keinen gesprächigen Eindruck gemacht, deshalb habe ich ihn in Ruhe gelassen. In der Gastronomie lernt man schnell, wer reden und wer einfach seine Ruhe will. Dieser Kerl wollte in Ruhe gelassen werden.«
      Stott sah die für ihn gedachte Bierflasche in Hatchleys Hand verschwinden. Er überging es. »Ist Ihnen sonst noch etwas an ihm aufgefallen?«
      »Ja. Er hatte einen kleinen Schnitt, gleich hier, auf seiner linken Wange.« Joe berührte die Stelle an seiner eigenen Wange.
      Stott konnte seine Aufregung kaum im Zaum halten. Laut Obduktionsbericht war unter dem Fingernagel des Mittelfingers von Deborah Harrisons rechter Hand Haut und Gewebe gefunden worden. Sie hatte ihren Angreifer gekratzt. Es konnte sich nur um Jelacic handeln. »Wie lange ist er geblieben?«, fragte Stott.
      »Nur solange es dauerte, zu bestellen und zu essen. Ungefähr eine Dreiviertelstunde.«
      »War er mit einem Wagen hier?«
      »Wenn, dann habe ich ihn nicht gesehen. Aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er zu Fuß unterwegs war. Ich meine, wer fährt bei dem Wetter los, nur um allein chinesisch essen zu gehen? So gut das Essen hier auch ist. Ich würde mir telefonisch etwas bei einem Außerhausservice bestellen und es mir bringen lassen.«
      »Guter Punkt«, sagte Stott. »Haben Sie gesehen, wohin er gegangen ist?«
      »Leider nicht.«
      Aus dem Augenwinkel bemerkte Stott, wie die letzte Frühlingsrolle zwischen zwei Wurstfingern verschwand.
      »Haben Sie den Mann vorher schon einmal gesehen?«, fragte er.
      Joe schüttelte den Kopf.
      Stott lächelte. »Seinen Namen hat er nicht zufällig erwähnt, oder?«
      Joe grinste zurück. »Tut mir Leid. Seine Adresse auch nicht. Nein. Wie gesagt, manche Gäste sind gesprächig, aber dieser war es nicht.« Er hielt inne. »Aber da fällt mir was ein.«
      »Was?«
      Joe stand auf. »Wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, hat er mit Karte gezahlt. Dadurch müsste man seinen Namen rauskriegen. Die Belege der letzten Tage habe ich noch. Soll ich mal nachschauen?«
      Stott schickte ein stilles Dankesgebet an Gott.
      Joe kam mit einem Bündel Visabelege zurück und begann sie durchzugehen. »Der nicht, der nicht ... nein ... nein. Ja. Das ist er.« Er reichte ihn weiter.
      Gespannt nahm Stott den Papierstreifen, doch sobald er ihn betrachtete, sank seine Laune. Die Unterschrift war ein unlesbares Durcheinander aus Schlaufen und Schnörkeln. Doch auf der oberen linken Ecke war der Name ganz deutlich gedruckt. Und es war nicht der von Ive Jelacic.
      Neben ihm hörte er das Glucksen einer sich leerenden Bierflasche, gefolgt von einem durchdringenden Rülpser.
     
    * III
     
    »Schön«, sagte Banks, »wo wir uns jetzt alle wieder ein bisschen beruhigt haben, können wir vielleicht Wahrheit oder Pflicht spielen. Und ich sage Ihnen, Sie sollten es als Ihre Pflicht betrachten, mir jetzt die Wahrheit zu erzählen. Verstanden?«
      Die drei blassen, unglücklich dreinschauenden Menschen im kühlen Wohnzimmer des Pfarrhauses nickten unisono. Das braun-weiße Bündel vor dem Kamin kratzte sich kurz und verfiel dann wieder in einen reglosen Schlaf.
      Kaum war Banks in der Diele aufgetaucht, hatte Patrick Metcalfe versucht, sich aus dem Staub zu machen. Vielleicht glaubte er, die Kraft seiner Liebe könnte betrogene Ehemänner bezwingen, aber er musste gewusst haben, dass er keine Chance gegen den langen Arm des Gesetzes hatte. Als er sich umdrehte, um wegzulaufen, rutschte er auf der Türschwelle aus und stürzte drei Steinstufen hinab auf den Gartenpfad, wo er im Regen der Länge nach auf die abgewetzten Platten fiel und sich fluchend das Knie hielt. Mit festem Griff half ihm Banks ins Haus und setzte ihn in einen der Sessel.
      Jetzt saß er mit klatschnassem Haar da und machte ein mürrisches Gesicht. Bei seiner schlaksigen Statur und den eingefallenen Wangen fiel es ihm nicht schwer, die Leidensmiene aufzusetzen. Unaufhörlich warf er Rebecca Charters mit seinen rührseligen Augen bedeutungsschwangere Blicke zu, doch sie wendete sich ab.
      Rebecca hatte die Weinflasche aus der Küche geholt und ihr Glas erneut gefüllt. Allmählich

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