Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
Beste, Jason gleich von Anfang an einzulullen. Er hielt es für undenkbar, dass jemand die absolute Perfektion seiner Logik und seiner Ironie nicht verstehen konnte. Zu dem Zeitpunkt wusste er außerdem noch nicht, wie ausgeprägt Jasons ablehnende Haltung zu Drogen war. Das Thema war vorher einfach noch nie aufgekommen.« Craig schüttelte den Kopf. »Ich war dabei. Jasons negative Reaktion hat Nev absolut überrascht.«
»Was geschah dann?«
»Sie stritten. Nev konnte ihn nicht überzeugen. Am Ende sagte er, er würde die Idee fallen lassen.«
»Aber das hat er nicht getan.«
»Keine Spur. Es ging um zu viel Geld. Er hat Jason einfach ausgeschlossen.«
»Aber Jason wusste Bescheid?«
»Ich glaube, dass er damals schon ziemlich genau wusste, dass Nev mögliche gewinnbringende Geschäfte nicht so einfach aufgeben würde.«
»Also wusste Jason von dem geplanten Drogengeschäft, und Motcombe befürchtete, er könnte zur Polizei gehen.«
»Die Möglichkeit bestand immer, ja. Aber eine noch größere Bedrohung war, dass er mit anderen hochrangigen Neonazis darüber sprechen könnte. Nevs Gleichgesinnten und Kollegen. Manche von denen hatten genau die gleiche Einstellung zu Drogen wie Jason. Überlegen Sie mal. Wenn Jason sie davon überzeugen würde, dass Nev nichts weiter als ein kleiner Dieb und Drogendealer war, dann würde Nev seine Stellung in der Bewegung niemals behalten können. Er würde geächtet werden. Die Heuchelei regiert in der äußersten rechten Ecke genauso wie fast überall. Aber da war noch etwas anderes.«
»Was?«
»Jason hatte Charisma. Er war populär. Nev sah in ihm immer mehr einen Rivalen um die Macht - und Macht bedeutete für Nev Geld. Nev wurde paranoid, was Jason angeht. Es war Jason, der den ersten Kontakt mit den meisten Mitgliedern hergestellt hatte. Es war Jason, an den sie sich wandten, wenn sie ideologische Probleme dabei bekamen, die Scheiße aus einem armen Schwarzen und Asiaten rauszuprügeln. Jason hat sie auf Linie gebracht.«
»Jason stellte also Ansprüche auf Motcombes Position?«
»Genau.«
Banks nickte. Er entdeckte eine Mülltonne und warf seine leere Frittentüte hinein. Mittlerweile befanden sie sich nahe der Keizersgracht, nicht weit vom Hotel entfernt.
»Was war Ihre Rolle bei der Sache?«
»Wie gesagt, Nev wollte, dass jemand aus seiner Nähe, jemand innerhalb der Liga, Mark im Auge behält. Da es Jason offensichtlich nicht tun wollte, war ich die nächste logische Wahl. Ich war noch nicht so lange dabei wie Jason, aber ich hatte ein beeindruckendes Vorstrafenregister, zu dem auch Drogendelikte gehörten.«
»Es läuft also darauf hinaus, dass Motcombe ein ziemlich gutes Motiv hatte, Jason aus dem Weg räumen zu wollen.«
Craig nickte. »Genau. Deswegen musste ich mit Ihnen reden. Um Sie über die ganzen Sachverhalte ins Bild zu setzen. Ich habe keine Ahnung, wer Jason getötet hat. In diese Sache war ich nicht eingeweiht. Nev achtet ziemlich gut darauf, dass seine linke Hand nicht weiß, was die rechte tut. Aber ich kenne die Hintergründe.«
Sie blieben auf einer Brücke stehen. Ein junges Paar stand Händchen haltend da und schaute hinab auf die Lichtreflexionen im Wasser. »Wie soll ich mit diesen Informationen umgehen?«, fragte Banks.
»Wie Sie wollen. Ich habe Sie nicht hergebeten, um Ihnen zu sagen, Sie sollen Ihre Ermittlungen einstellen, wenn Sie das denken. Und es ist kein Wettkampf, kein Rennen. Mir ist es egal, für was wir Motcombe drankriegen können. Superintendent Burgess auch. Deswegen hat er auch zugestimmt, dieses Treffen zu arrangieren. Ich bitte Sie nur darum, erst dann gegen Nev vorzugehen, wenn Sie etwas in der Hand haben, was ihn mit Sicherheit für eine lange Zeit aus dem Verkehr zieht.« Er grinste. »Ach, und ich würde mich freuen, wenn Sie mich nicht auffliegen lassen. Ich hänge an meinem Leben, und ich muss vielleicht noch eine Weile länger dort bleiben, um zu sehen, was er als Nächstes vorhat.«
»Wann soll dieses Drogengeschäft stattfinden?«
»Das Heroin ist bereits unterwegs.«
Sie erreichten die Tür von Banks' Hotel. Er dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »In Ordnung.«
»Vielen Dank, Sir.«
»Kommen Sie mit rein?«
»Nein. Ich muss los. Ich übernachte woanders.«
»Passen Sie auf sich auf.«
»Das werde ich. Glauben Sie mir.«
Sie gaben sich die Hand, dann marschierte Craig an
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