Inspector Alan Banks 09 Das blutige Erbe
der wöchentlich erscheinenden Eastvale Gazette einen Artikel über den Rassismus der Polizei geben.
Susan setzte sich wieder an ihren Schreibtisch. Da sie immer noch vermutete, dass, wenn »Fox« Jason Fox war, sich auch »Wood« als reale Person herausstellen könnte, rief sie die Telefonauskunft an und stellte fest, dass allein in Leeds massenweise »Woods« eingetragen waren.
Sie könnte natürlich alle ausprobieren. Aber was sollte sie sagen? Sollte sie jeden fragen, ob er Jason Fox kannte? Wenn dieser Wood nicht wollte, dass die Polizei wusste, dass er Jason kannte, würde er es ihr kaum am Telefon verraten, oder?
Es musste einen leichteren Weg geben. Steuerbescheide? Branchenverzeichnisse? Vielleicht war Fox-Wood im Handelsregister eingetragen, vielleicht hatten sie ihr Logo als Markenzeichen angemeldet.
Plötzlich fiel ihr ein Weg ein, der noch leichter sein könnte. Ein Trick.
Sie stürzte sich auf den Computer und schrieb ein paar Minuten, lehnte sich dann zurück, um ihr Werk zu begutachten. Nicht schlecht. Sie veränderte ein paar Dinge, korrigierte die Tippfehler und verbesserte einige unbeholfene Formulierungen. Als sie fertig war, lautete der Text:
An: FoxWood Designs Von: Gayline Fashions
Ich habe gerade meine Firma für Modedesign gegründet und suche nun nach Möglichkeiten, ein breiteres Publikum für meine Produkte zu finden. Ihre Arbeit ist mir kürzlich auf einer Website aufgefallen, und was ich sah, hat mich sehr beeindruckt. Mir wurde klar, dass das Internet ein ideales Medium ist, um meine Ziele zu erreichen, und als ich Ihre Arbeit sah, wusste ich, dass Ihre Firma äußerst geeignet wäre, die notwendigen Grafiken für die Homepage zu erstellen, die ich mir vorstelle. Darüber würde ich gerne so bald wie möglich mit Ihnen sprechen. Würden Sie mir bitte Ihre Adresse zukommen lassen, damit ich bei Ihnen vorbeischauen kann, um die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zu besprechen? Ich würde mich sehr darüber freuen, meine Firma bald im Internet präsentieren zu können.
Susan Gay
Alleininhaberin : Gayline Fashions
Susan ging den Brief noch einmal durch. Er war nicht perfekt - Englisch war in der Schule nie ihre starke Seite gewesen -, aber er würde genügen.
Sie Speicherte den Text ab und loggte sich erneut ins Internet ein. Dann, nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, holte sie tief Luft, drückte auf Enter und schickte ihren Brief durch die geheimnisvoll vernetzten Wege des weltweiten Computersystems an die E-Mail-Adresse, die sie der Homepage von FoxWood Designs entnommen hatte.
* III
Noch ehe Banks und Hatchley dazu kamen, an Mot-combes Tür zu klingeln, sahen sie durch die Milchglasscheibe eine Gestalt näher kommen.
»Mr. Motcombe?«, fragte Banks und zeigte seinen Dienstausweis.
»Das bin ich«, sagte Motcombe. »Ich bin überrascht, dass Sie so lange gebraucht haben. Bitte, kommen Sie herein.«
Sie folgten ihm ins Wohnzimmer. »Sie haben uns erwartet?«, fragte Banks.
»Seit Jasons tragischem Ableben.«
»Aber Sie haben es nicht für nötig gehalten, uns anzurufen?«
Motcombe lächelte. »Warum hätte ich das tun sollen? Ich weiß nichts, was Ihnen weiterhelfen könnte. Aber das hat Sie nicht von mir fern gehalten, oder? Nehmen Sie doch Platz.«
Hatchley setzte sich in einen der tiefen Sessel und zog sein Notizbuch hervor. Banks ging hinüber zum Fenster am anderen Ende des Zimmers. Das Haus lag an einem Berghang, durch das Fenster sah man hinaus zum Dorf Tong, das jenseits von Park Wood kaum mehr als eine Meile entfernt war. Zur Rechten erhoben sich die rauchenden Schornsteine von Bradford und zur Linken breitete sich Leeds aus.
»Ja, beeindruckend, nicht wahr?«, hörte Banks Mot-combe hinter sich sagen. »Dieser Ausblick erinnert mich immer wieder daran, wofür wir kämpfen. Dass nicht alles verloren ist.« Motcombe stand so dicht hinter ihm, dass Banks Pfefferminzzahnpasta in seinem Atem riechen konnte.
Banks drehte sich um, ging an ihm vorbei und schaute sich im übrigen Zimmer um. Die Möbel sahen nach solider Handarbeit aus: ein Tisch, Stühle, Anrichte und eine Schrankwand mit Glastüren, alles aus dunklem, glänzendem Holz. Auf der hellen Tapete mit floralen Mustern hingen zwar weder Bilder von Hitler noch Hakenkreuze, doch Motcombes Sammlung von Nazi-Memorabilien befand sich offensichtlich im Wandschrank: Armbinde, Bajonett, eine deutsche Offiziersmütze - alles mit
Weitere Kostenlose Bücher