Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
du.«
      »Aber?«
      Sie wandte sich mit niedergeschlagenem Blick ab. »Ein Traum. Mehr nicht. Ich kann nicht gehen. Ist das nicht dumm? Vor ein paar Jahren habe ich genau das getan. Habe ein Leben hinter mir gelassen, das ich nicht wollte, und bin hier gelandet.«
      »Aber damals hattest du deine ganze Familie verloren. Es gab keinen Grund zu bleiben. Das kann doch jeder verstehen, dass du das getan hast.«
      »Habe ich Matt jetzt nicht auch verloren?«
      »Das ist nicht dasselbe.«
      »Du hast Recht, ist es nicht. Aber ich bin schon fortgelaufen, bevor ich sie verloren hatte.«
      »Wie meinst du das?«
      Sie hielt inne und strich mir leicht über den Arm. »Einiges über mich weißt du nicht, Gwen. Ich bin kein guter Mensch gewesen. Ich habe furchtbare Dinge getan. Ich war egoistisch. Ich habe anderen furchtbar wehgetan. Aber ich möchte, dass du eins weißt. Es ist wichtig.«
      »Was denn?«
      »Matt ist der einzige Mann, den ich jemals aufrichtig geliebt habe.«
      »Nicht Brad?«
      »Nein, nicht Brad, nicht... schon gut.«
      »Was wolltest du sagen?«
      Gloria hielt inne und sah zur Seite. »Ich hab dir ja gesagt, dass ich furchtbare Sachen gemacht habe. Wenn ich es dir sage, musst du mir versprechen, dass du es nie weitererzählst.«
      »Versprochen.«
      Sie sah mich mit ihren blauen Augen an. Ich war erschüttert, vorher nie das Tragische in ihnen bemerkt zu haben. »Ich werde dich nicht um Verständnis bitten«, sagte sie. »Das wird dir vielleicht nicht möglich sein. Aber lass mich wenigstens erklären.«
      Ich nickte. Sie lehnte sich gegen einen Baum.
      »Als ich sechzehn war«, hob sie an, »bekam ich ein Kind. Den Vater liebte ich nicht, nicht wirklich. Ach, ich denke, ich war verknallt. George war ein paar Jahre älter als ich, sah gut aus, war bei den Mädchen beliebt. Ich war frühreif für mein Alter und fühlte mich durch seine Aufmerksamkeiten geschmeichelt. Wir ... na, du kennst es ja. Wir machten es nur einmal, aber ich wusste nichts über ... du weißt schon ... damals, und so wurde ich schwanger. Unsere Familien wollten, dass wir heirateten. George hätte es auf der Stelle getan - er sagte, er würde mich lieben -, aber ... ich wusste, ich wusste ganz tief drinnen, dass es der schlimmste Fehler meines Lebens sein würde. Ich wusste, dass ich unglücklich sein würde, wenn ich George heiratete. Damals liebte er mich, aber wie lange würde das halten? Er trank, wie alle unten in den Docks, und ich war mir sicher, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis er mich verprügelte und mich als seine Sklavin betrachtete. Das hatte ich schon zu Hause erlebt. Bei meinem eigenen Vater. Ich hasste ihn. Deshalb wollte ich so unbedingt fort von da. Ich hörte stundenlang Rundfunk, um zu lernen, wie die ordentlichen Leute meiner Meinung nach redeten. Wenn Dad mich erwischte, lachte er mich aus oder verprügelte mich, das hing davon ab, wie viel er getrunken hatte. Ich hab sie alle verlassen.«
      »Wo bist du hingegangen?«
      »Zu einer Freundin. Nicht weit weg. Ich kannte keinen, der nicht aus dem East End war, außer meinen Onkel Jack in Southend, und der hätte mich postwendend wieder nach Hause geschickt.«
      »Und als deine Eltern starben, warst du bei deiner Freundin?«
      »Ja. Dass Joe, mein kleiner Bruder, sterben musste, brach mir das Herz, aber von mir aus kann mein Vater in der Hölle schmoren. Und meine Mutter ... die war unschuldig, denke ich, aber sie hat ihn auch nicht aufgehalten. Irgendwie war sie tot besser dran. Sie hatte kein besonders tolles Leben. Ich kann mich nicht erinnern, sie mal lächeln gesehen zu haben.«
      »Und was war mit dem Baby?«
      Wieder hielt Gloria inne, als suche sie nach Worten. »Schwanger zu sein war furchtbar. Mir war die ganze Zeit schlecht. Als ich Francis bekam, war ich sehr niedergeschlagen, und ich ... ich fühlte nicht, was eine normale Mutter fühlen sollte. Ich schäme mich dafür, aber ich hielt ihn nicht gerne im Arm. Es ekelte mich an, dass so ein Ding aus mir gekommen war. Ich hasste mein eigenes Kind, Gwen. Deshalb konnte ich ihm oder einem anderen Kind nie eine gute Mutter sein.«
      Sie schluchzte und fiel mir in die Arme. Ich hielt sie fest und tröstete sie, so gut ich konnte. Ich verstand es nicht; es wäre mir nie eingefallen, dass eine Mutter ihr Kind nicht lieben könnte; damals wusste ich noch nichts von postnataler Depression. Wahrscheinlich niemand. Mein Herz

Weitere Kostenlose Bücher