Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer
Exzentrizität sollten einmal auch auf seiner Seite stehen. Mrs. Perkins hatte nicht das geringste Verständnis für den Handel mit Ferienhäusern und gierte auch nicht sonderlich nach Geld. Sie wollte ihr Haus an jemanden verkaufen, der auch tatsächlich darin wohnte. Sobald sie herausgefunden hatte, dass Banks nach genau so einem Heim suchte und dass er denselben Familiennamen trug wie sie vor ihrer Heirat, stand dem Geschäft nichts mehr im Wege. Der einzige Fleck auf Banks weißer Weste war, dass er nicht in Yorkshire geboren worden war, aber sie gab ihm dennoch den Zuschlag, da sie überzeugt war, mit ihm verwandt zu sein. Sie flirtete sogar mit ihm auf die Art, wie es manche alten Damen gern tun.
Als sie ihm das Haus für 50 000 Pfund überließ, da sie mit der Summe bequem bis zu ihrem Tod auskommen würde, wie sie sagte - wahrscheinlich die Hälfte des Betrags, den sie hätte fordern können -, stöhnte Dimmoch, der Grundstücksmakler, auf und schüttelte ungläubig den Kopf. Im Nachhinein hatte Banks immer den Eindruck, dass Dimmoch ihn verdächtigte, unzulässig Druck auf Mrs. Perkins ausgeübt zu haben.
Das Cottage wurde Banks' langfristiges Projekt - seine Therapie, sein Refugium und, wie er hoffte, seine Rettung. Er hatte den sonderbaren Eindruck, dass die Arbeit am Haus einer Arbeit an sich selbst gleichkam. Beides musste überholt werden und in beiden Fällen hatte er sich einiges vorgenommen. Es war alles neu für ihn; weder war er vorher im Entferntesten an Heimwerker-Basteleien und Gartenarbeit interessiert gewesen, noch hatte er erkennbar zu Selbstanalyse und Innenschau geneigt. Aber irgendwie hatte er in den letzten Jahren seinen Weg verloren, und er wollte einen neuen finden; auch hatte er etwas von sich verloren, und er "wollte herausfinden, was das war. Bisher hatte er Kiefernschränke in die Küche eingebaut, ähnlich denen im Traum, hatte eine Dusche anstelle der alten viktorianischen Badewanne installiert und das Wohnzimmer gestrichen. Das hatte ihm die Depression nicht vollständig vom Hals gehalten, sie aber handhabbarer gemacht; wenigstens schaffte er es jetzt, sich morgens aus dem Bett zu wälzen, auch wenn er den bevorstehenden Tag nicht immer mit Freude anging.
Ein Nachtvogel schrie in der Ferne - ein gebrochener, unheimlicher Ruf, so als werde sein Nest von einem Raubtier bedroht. Banks drückte die Zigarette aus und ging wieder hinein. Als er sich bettfertig machte, dachte er an die Skeletthand, die möglicherweise von einem Menschen stammte, und an die ganz entschieden menschliche Sergeant Cab-bot. Er dachte an Hobb's End, dieses verlorene, zerstörte Dorf, das plötzlich mit seinen Geheimnissen aus der Tiefe aufgetaucht war, und irgendwo in seinem Kopf, in der Dunkelheit weit hinter dem Reich von Logik und Vernunft, vernahm er ein Echo, ein Klicken, fühlte er, wie etwas nicht Greifbares über die Jahre eine Verbindung einging.
* 3
Am nächsten Morgen schaute Banks vom Waldrand aus zu, wie die Spurensicherung unter der fachkundigen Leitung von John Webb das Skelett vorsichtig aus seinem sumpfigen Grab barg.
Zuerst musste die Mauer abgetragen werden, neben der die Gebeine lagen, dann wurde rundherum ein Graben ausgeschachtet. Langsam ging es voran, bis die Knochen ungefähr einen Meter unter der Erdoberfläche zum Vorschein kamen. Als Nächstes schoben die Beamten eine dünne Metallplatte in das Erdreich unter dem Fundort und hoben, als sie sich an der richtigen Stelle befand, das Skelett darauf heraus.
Noch in Erde gebettet, lagen die Knochen auf dem Metall, und vier Träger der Spurensicherung hievten sie die Böschung hinauf, wo sie sie zu Banks' Füßen ins Gras legten wie ein Brandopfer. Es war genau elf Uhr und Sergeant Cabbot war noch immer nicht da. Banks hatte bereits mit Adam Kelly gesprochen, der seiner Aussage vom Vortag jedoch nichts hatte hinzufügen können.
Adam war noch verstört gewesen, aber Banks hatte eine Anpassungsfähigkeit in ihm gespürt, die auch er als Jugendlicher besessen hatte. Banks hatte ebenfalls mit Vorliebe in verfallenen Häusern gespielt, von denen es in Peterborough in den Nachkriegsjahren eine Menge gegeben hatte. Das Schlimmste, was ihm je zugestoßen war, war ein aufgeschrammtes Knie gewesen, aber eine Schülerin der Mädchenschule war von einem herabfallenden Deckenbalken erschlagen worden; er wusste also, wie gefährlich die Häuser sein konnten. Die Gemeinde ließ sie immer zunageln. Jedenfalls
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