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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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explodierte, ein Orchester immer lauter spielte und ein Zug in einen Tunnel rauschte. Das war Monty Python pur. Beim echten Liebesspiel, besonders wenn man den Körper des anderen noch nicht kannte, gab es Enttäuschungen, Fehler, Zögern. Wenn man darüber lachen konnte, so wie Banks und Annie es getan hatten, war man auf dem richtigen Weg. Wenn man merkte, dass man sich auf die Übungsstunden freute, in denen man lernen würde, sich besser zu befriedigen, so wie Banks, dann war man auf diesem Weg schon ein gutes Stück weiter.
      Danach kuschelte sie sich mit ihrer warmen, feuchten, nach Schweiß schmeckenden Haut in seine Armbeuge, und da wusste er, dass er nicht mit dem brennenden Wunsch erwachen würde, allein zu sein.
      Für einen ganz kurzen Moment gab er einem Paranoiaschub nach und fragte sich, ob Riddle ihm eine neue Falle gestellt hatte. Eine neue Methode. Ihn sein eigenes Grab schaufeln lassen. Waren Kameras in der Schlafzimmerwand versteckt? War Annie Riddles heimliche Geliebte? Arbeiteten die beiden zusammen auf Banks endgültigen Sturz hin? Die Gedanken huschten durch seinen Kopf wie Wolken über die Dales. Dann verging die Paranoia so schnell, wie sie gekommen war. Jimmy Riddle konnte nicht wissen, wer Sergeant Cabbot war oder wie sie aussah. Mit Sicherheit kannte er nicht ihren Vornamen, sonst hätte er Banks nämlich nicht mal auf zwanzig Meilen an sie herangelassen.
      Banks schlug die Augen wieder auf und betrachtete das tibetische Mandala an der Wand, einen Feuerkreis aus grellbunten, kunstvoll verwobenen Symbolen und mythologischen Figuren, einige furchteinflößend und bewaffnet, andere in erkennbar friedlicher Absicht. Jem hatte ein ähnliches Poster an der Wand gehabt, fiel Banks ein. Er hatte erklärt, es sei eine Karte der Stufen, die man auf dem Weg zur Ganzheit zu durchschreiten habe. Nach Jungs Lehre sähen Menschen, die auf dem Weg zur Selbstfindung waren, in ihren Träumen solche Mandalas, ohne auch nur das Geringste'über tantrischen Buddhismus zu wissen.
      Überzeugungen dieser Art waren es gewesen, die Banks ein großes Problem mit den sechziger Jahren beschert hatten; er hielt sie für die Auswüchse eines durch zu viel Marihuana und LSD aufgeweichten Hirns. Bei ihren langen Diskussionen über die Veränderung des Systems hatte Jem den Standpunkt vertreten, man könne das System nicht von innen verändern; wenn man drin sei, würde man ein Teil davon; man würde aufgesogen und von ihm korrumpiert. Am Ende habe man selbst seine Aktien darin. Vielleicht war genau das mit Banks geschehen, aber selbst damals hatte er sich nie so richtig in der Lage gesehen, mitzumachen, besonders nicht bei dem aufgesetzten Wir-lieben-uns-alle-Getue. Annie hatte Recht; er war ein Einzelgänger. Er hatte immer Distanz gehalten, selbst zu Jem. Vielleicht wäre Jem sonst noch am Leben.
      Annie rührte sich, und Banks fuhr ihr mit der Hand langsam von der Hüfte zur Schulter.
      »Hmmm ...«, murmelte sie. »Guten Morgen.«
      »Guten Morgen.«
      »Du bist ja schon wach.«
      »Schon seit Stunden.«
      »Du Ärmster! Du hättest aufstehen können, dir einen Tee machen.«
      »Ich beschwere mich doch gar nicht.« Banks legte den Arm um sie, ließ die Hand auf ihrem Bauch ruhen, zog sie an sich. Er küsste die weiche Haut zwischen Schulter und Nacken und schob dann die Hand hoch zu ihrer kleinen Brust. Am Abend zuvor hatte er entdeckt, dass sie eine winzige rote Rose direkt über der linken Brust tätowiert hatte, was er unglaublich sexy fand. Er hatte noch nie zuvor mit einer tätowierten Frau geschlafen. Annie seufzte und schob sich stärker gegen ihn; ihre gekrümmten Körper schmiegten sich aneinander, so viel Haut an Haut wie möglich.
      Banks vergaß Jem vollkommen. Er berührte Annie sanft an der Schulter, damit sie sich zu ihm umdrehte. »Nein«, flüsterte sie. »So ist genau richtig.« Und das war es.
     
    ***
     
    »Wegen des Abends letztens«, sagte Gloria, als ich sie das nächste Mal allein traf. »Auf der Weihnachtsfeier. Ich möchte mich bei dir bedanken. Wenn du nicht vorbeigekommen wärst, weiß ich nicht, was passiert wäre. Ich will bloß nicht, dass du es für etwas hältst, was es nicht war.«
      »Ich weiß nicht, für was ich es halte«, entgegnete ich. Es war mir peinlich, dass sie so mit mir redete. Und mir war kalt. Wir standen auf der High Street, und der eisige Wind pfiff durch meinen alten Mantel, als sei er voller Löcher. War er wahrscheinlich

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