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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wieder nicht. Mit dem alten Kimsey? Nein. Da sind Sie auf der falschen Fährte, meine Liebe. Er gehörte zu diesen strenggläubigen Menschen, die mir immer ein bisschen pervers vorkommen. Wahrscheinlich müssen sie gläubiger sein als andere, um ihre anormalen Triebe im Zaum zu halten.«
      Annie merkte sich, was sie gehört hatte. Ihrer Erfahrung nach neigten gehemmte Menschen oft mehr als andere dazu, die Kontrolle zu verlieren und zu töten. »Was unternahmen Sie so zusammen?«
      »Das Übliche. Gloria war impulsiv. Mal schlug sie spontan ein Picknick am Ufer des Stausees vor. Oder einen Film im Lyceum in Harkside. Als ich Harkside das letzte Mal besuchte, befand sich an der Stelle ein Supermarkt, aber damals war es ein beliebter Treffpunkt für junge Leute. Mal schlug sie bei Verdunkelung einen Nachtspaziergang durch die Felder vor. Oder schwimmen zu gehen.« Sie senkte die Stimme und beugte sich vor. »Auch wenn Sie es nicht glauben, meine Liebe, wir sind einmal nach Einbruch der Dunkelheit ohne Badeanzüge im Stausee schwimmen gegangen. War das herrlich! Das war auch Glorias Idee. Sie war spontan. Sie mochte es nicht, wenn alles durchgeplant war, sie hatte immer gerne etwas zu tun oder etwas, auf das sie sich freuen konnte.«
      »Erzählte sie Ihnen von ihrer Vergangenheit?«
      »Darüber sprach Sie nie sehr viel. Nach dem Wenigen zu urteilen, was ich aufschnappte, muss sie sehr schmerzhaft für sie gewesen sein, deshalb dachte ich, wenn sie nicht darüber sprechen wollte, wäre das schon in Ordnung. Sie sagte nur, sie hätte ihre Familie bei den deutschen Luftangriffen verloren. Manchmal machte Gloria einen sehr abwesenden Eindruck. Gelegentlich bekam sie so eine tiefe, stille Traurigkeit, die kam einfach so angeflogen, mitten bei einem Picknick, beim Tanzen oder so. Aber nicht oft.«
      »Wie passte sie sich dem Dorfleben an?«
      »Tja«, meinte Alice. »Das hängt wahrscheinlich vom Standpunkt ab. Anfangs sah man sie nicht oft. Landmädchen arbeiteten sehr lang. Nachdem sie Matthew heiratete und ins Bridge Cottage zog, war sie öfter unterwegs.«
      »Hatte sie Feinde? Hatte jemand Grund, sie zu hassen?«
      »Es gab so einige, die über sie die Nase rümpften. Purer Neid, wenn Sie mich fragen. Gloria war egal, was die Leute über sie dachten. Sie ging alleine in den Pub und sie rauchte auf der Straße. Ich weiß, das ist heute nichts Besonderes mehr, meine Liebe, manchmal kann man ja nur noch auf der Straße rauchen, aber damals war es ... hm, für manche war es dasselbe, als wäre man ein Freudenmädchen. Gab schon komische Ansichten damals.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Da sprechen sie immer von der guten alten Zeit, aber ich glaube das nicht ganz. Es gab viel Heuchelei und Intoleranz. Und Hochnäsigkeit. Und einigen war Gloria einfach zu frech und flatterhaft.«
      »Haben Sie jemanden im Kopf?«
      »Betty Goodall hatte nie viel für sie übrig. Betty war immer schon ein bisschen hochnäsig, wenn Sie mich fragen, auch immer zu streng in ihren religiösen Ansichten, hat aber trotzdem ein gutes Herz, verstehen Sie mich nicht falsch. Eigentlich ist sie eine liebe Seele. Sie fällte ihre Urteile immer ein bisschen zu schnell. Ich glaube, sie hatte selbst ein Auge auf Matthew Shackleton geworfen und fühlte sich hinterher an den Karren gefahren, als Matthew Gloria heiratete. Wie ich schon sagte, Gloria hatte ein offenes, ungezähmtes Wesen, und dazu war sie noch ein richtiger >Feger<, wie heute immer in der Zeitung steht. Ich glaube, viele Frauen waren einfach schlichtweg neidisch auf sie.«
      Annie lächelte. Nach Alice' Beschreibung konnte sie sich gut vorstellen, was Banks oben in Edinburgh durchmachte. »Betty Goodall war nicht auf dem Foto«, warf sie ein.
      »Nein. Da waren Betty und William schon weg. Er war irgend so ein Kuli bei der Bürgerwehr, wurde von einer Gemeinde zur anderen geschickt. War für richtigen Kriegsdienst offenbar nicht geeignet, scheinbar wusste keiner, was man mit ihm machen sollte.«
      »Wissen Sie, ob Gloria irgendetwas tat, was diese Missbilligung rechtfertigte, oder ging es nur um ihr Wesen, ihren Charakter?«
      »Ojerpine. Sie möchten, dass ich aus dem Nähkästchen plaudere?«
      Annie lachte. »Nur wenn Sie wollen. Aber es ist schon so lange her, es könnte uns helfen, den Mörder zu finden.«
      »Hm, ich weiß, meine Liebe. Ich weiß.« Alice wedelte mit der Hand. »Ich hole nur eben meine Zigaretten. Nach dem zweiten

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