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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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erzählt, oder? Eigentlich habe ich ja nicht viel für Kunstgalerien übrig, aber wenn ich das nächste Mal in Leeds bin, muss ich es mir unbedingt ansehen.«
      »Was für eine Art von Beziehung hatten die beiden?«
      »Ich denke, sie mochten sich einfach gerne. Sie waren Freunde. Beide waren Außenseiter, Freigeister. Auf eine gewisse Art verstanden sie einander. Ich glaube, sie mochte ihn einfach und verehrte ihn als Künstler. Nicht dass sie intellektuell gewesen wäre oder so, aber seine Arbeiten sprachen sie an. Irgendwie rührten sie sie.«
      Annie konnte das verstehen. Im Laufe der Jahre hatte ihr Vater viele Freundinnen gehabt, die seine Kunst aufrichtig bewunderten. Zweifelsohne hatte er auch mit einigen von ihnen geschlafen, aber Ray war ja auch in keinster Weise schwul, und es hieß ja nicht, dass die Frauen ihn nicht auch als Maler bewundert hätten. »Hatte sie nach dem Tod ihres Mannes noch andere Verhältnisse?«, fragte sie.
      »Sie hatte da was mit einem Yankee aus Rowan Woods, der hieß Billy Joe irgendwas. Den mochte ich nie. Dem mit seinem Schlafzimmerblick habe ich nie über den Weg getraut. Man sagte ihr nach, sie würde sich mit den amerikanischen Fliegern abgeben, spät nachts im Wald verschwinden und so weiter.« Alice zwinkerte. »Aber da war sie nicht die Einzige.«
      »Glauben Sie, da steckte etwas dahinter?«
      »Es würde mich wundern, wenn nicht. Sie war allein. Und sie war ja hübsch. Wir haben uns oft getroffen, Betty, Cynthia, Gloria, Gwen und ich. Wir gingen tanzen, oft in der Kaserne oder in Harkside. Manchmal fand auch was in Hobb's End statt, in der Kirche, aber das waren immer ziemlich lahme Abende. Betty Goodall hatte das meistens unter sich, und da können Sie sich bestimmt vorstellen, dass es dann nicht viel zu feiern gab. Betty tanzte gerne - ja, wirklich, sie tanzte für ihr Leben gerne! -, aber immer nur Walzer und Foxtrott, den altmodischen Kram. Kein Jitterbug. Aber sie konnte es gut. Nach dem Krieg fingen Billy und sie richtig mit dem Gesellschaftstanz an. Haben Pokale gewonnen und so. Wo war ich noch mal?«
      »Tanzabende. Die Amerikaner.«
      »Ach, ja. Nun, seien wir mal ehrlich: Die meisten Jungen aus dem Dorf waren im Krieg, außer die Untauglichen und die zurückgestellten Berufe. Und die hockten immer nur im Shoulder of Mutton herum und jammerten die ganze Zeit. Die Amerikaner waren anders. Sie sprachen anders, erzählten von Städten, von denen wir nur träumen konnten oder die wir im Kino gesehen hatten. Sie waren exotisch. Aufregend. Sie hatten auch alle möglichen Sachen, die wir wegen der Rationierung nicht bekommen konnten. Sie wissen schon: Nylonstrümpfe, Zigaretten und so. Wir hatten uns mit PX angefreundet, so hieß der Kerl, der auf dem Stützpunkt den Laden verwaltete, mit Spitznamen, er war so eine Art Quartiermeister, nehme ich an, und er konnte uns alles Mögliche besorgen. Insbesondere Gloria. Für sie hatte er eine ganz besondere Schwäche. Jeder hatte eine Schwäche für sie. Gloria war wie ein wunderschöner, exotischer Schmetterling; sie zog jeden Mann an, den sie kennen lernte. Sie hatte etwas Besonderes. Sie funkelte und glühte. Sie strahlte.«
      »Dieser PX, wie hieß der mit richtigem Namen?«
      »Tut mir Leid, Liebchen, das weiß ich nicht mehr. Aber wo Sie mich fragen, könnte ich noch nicht einmal behaupten, dass ich es jemals wusste. Wir riefen ihn einfach immer PX.«
      »Gab es sonst noch jemand Besonderen?«
      »Nach Billy Joe gab es einen Brad, für den sie viel übrig hatte, : aber nach dem, was mit Matthew passiert war, wollte sie nichts Ernstes mehr.«
      »Und dieser Brad? Was wollte der?«
      »Der war ein netter Junge. Und mit Haut und Haar verliebt, daran besteht kein Zweifel.«
      »Können Sie sich an seinen Nachnamen erinnern?«
      »Nein, tut mir Leid.«
      »Schon gut«, meinte Annie. »Wie lange waren die beiden zusammen?«
      »Da fragen Sie mich etwas. Ich glaube, bis 1944. Jedenfalls trafen sie sich noch, als wir Weihnachten abreisten.«
      »Weihnachten 1944?«
      »Ja.« Sie strahlte. »Das beste Weihnachtsfest meines Lebens. Mein Eric wurde bei der Schlacht von Bulge verwundet, das Dummerchen. Nichts Ernstes, aber dadurch wurde er frühzeitig entlassen, so dass er Weihnachten zu Hause sein konnte. Der Arzt empfahl ihm Seeluft, deshalb kamen wir her, verliebten uns in den Ort und blieben schließlich. Am 1. Weihnachtstag 1944 zogen wir aus Hobb's End

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