Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
war ihr wirklicher Name, und ihr Vater ist mein Chef.«
»Verstehe. Da hatten Sie vermutlich keine andere Wahl. Ich hätte Ihnen wohl von Anfang an nicht trauen sollen. Jetzt komme ich mir wie ein richtiger Idiot vor.«
»Das ist nicht nötig. Welchen Grund hätten Sie gehabt, in mir einen Lügner zu sehen?«
»Keinen. Aber trotzdem ... ich war misstrauisch. Das habe ich Ihnen gesagt. Ich fand es merkwürdig, wie Sie mir Fragen gestellt haben.«
Banks lächelte. »Ja, ich erinnere mich. Also halten Sie sich das zugute und lassen Sie uns weitermachen.«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen soll. In der Zeitung stand, sie hätte in einem Club vergiftetes Kokain genommen, stimmt das?«
»Ja. Haben Sie Emily je mit Kokain versorgt, Craig?«
»Nein. Ich bin kein Dealer. War ich nie.« »Ein Benutzer?«
»Ich hab es gelegentlich geschnupft. Allerdings nicht lange.«
»Sie muss es irgendwo bekommen haben.«
»Fragen Sie ihren neuen Freund.«
»Ich bezweifle, dass sie es zum ersten Mal genommen hat.«
»Tja, dann sollten Sie Ruths Freunde fragen. Von mir hat sie keines bekommen.«
»Was soll das heißen, >Ruths Freunde«
»Nur, dass die mehr mit Drogen zu tun haben als ich.«
»Mit dem Verkauf?«
»Nein. Sie nehmen sie nur. Die Musikszene. Die Clubszene. Solche Sachen.«
»Was ist mit Strychnin?«
»Was soll damit sein?«
»Benutzen Sie es für Ihre Arbeit?«
»Ich bin doch kein verdammter Rattenfänger.«
»Ich meinte, bei der Fotografie.«
»Nein.«
»Wo waren Sie letzten Donnerstag?«
Craig runzelte die Stirn. »Donnerstag? Kann mich nicht erinnern. Ich könnte nachsehen... warten Sie mal. Das könnte der Tag gewesen sein ...« Er stand auf und zog einen Taschenkalender aus seiner Jacke im Flur. Als er das richtige Datum aufschlug, sah er erleichtert aus. »Ja, das war der Tag. Ich war in Buckingham, hab ein paar Publicityfotos für die Uni gemacht.«
»Hat jemand Sie dabei gesehen?«
»Der Mann, der die Werbebroschüre zusammengestellt hat. Ein Dozent von der Jurafakultät. Kanadier. Ich kann Ihnen seinen Namen geben.«
»Bitte.«
Craig nannte Banks den Namen. »Wie lange waren Sie mit ihm zusammen?«
»Etwa eine Stunde oder so am Morgen.«
»Und dann?«
»Dann bin ich rumgelaufen und hab die Fotos gemacht.«
»Sie waren also für den Rest des Tages sich selbst überlassen?«
»Ja, aber da waren Leute, die mich gesehen haben müssen. Bin ich ein Verdächtiger?«
»Was denken Sie denn? Emily hat mit Ihnen Schluss gemacht, und Sie haben sie verfolgt. Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas zu einem Mord führt. Wenn Sie allerdings ein Alibi haben, kann ich Sie sofort von meiner Liste streichen. Macht das Leben einfacher.«
Aber Craig Newton hatte kein Alibi. Er hätte leicht in drei Stunden von Buckingham nach Eastvale fahren können. Banks hatte über den Zeitablauf nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass man zwar nicht genau wusste, wann Emily das tödliche Gift erhalten hatte, es aber unwahrscheinlich war, dass sie einen Kokainvorrat lange hätte rumliegen lassen, ohne welches zu nehmen. Außerdem lebte sie wieder zu Hause, und dort hätte sie nicht gewagt, es zu schnupfen. Und allein hätte es sowieso nicht viel Spaß gemacht. Kokain war eine Gesellschaftsdroge, und sie hätte es wahrscheinlich für eine Party aufgehoben oder für einen Zug durch die Clubs. Am meisten Sinn ergab die Annahme, dass sie das Zeug erst am Donnerstagnachmittag nach einer Probe guten, unverschnittenen Kokains bekommen hatte. Das würde auch erklären, warum sie leicht high war, als sie im Cross Keys auftauchte.
»Ich habe sie nicht umgebracht. Ich hab sie geliebt.«
»Craig, wenn Sie so lange in diesem Geschäft wären wie ich, würden Sie wissen, dass Liebe eines der stärksten Motive ist.«
»Das mag in der verdrehten Welt so sein, in der Sie leben, aber verzeihen Sie mir, wenn ich noch nicht die Chance hatte, so zynisch zu werden. Ich habe sie geliebt. Ich hätte ihr nie etwas angetan.«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Banks. »Was für ein Auto fahren Sie?«
»Einen Nissan.«
»Farbe?«
»Weiß. Ich nehme an, Sie wollen auch das Kennzeichen wissen?«
»Bitte.«
Craig sagte es ihm. Noch bedeutete es nichts, aber wenn sie auf jemanden stießen, der gesehen hatte, wie Emily in ein Auto stieg, könnte es
Weitere Kostenlose Bücher