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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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-, und am Morgen mussten sie das Eis von ihren Windschutzscheiben kratzen und wie der Teufel fahren, um rechtzeitig zur Arbeit zu kommen.
      Jetzt kam es Annie so vor, als gäbe es keine Geheimnisse mehr, als stände nichts mehr zwischen ihnen. Aber sie machte sich immer noch Sorgen um ihre Zusammenarbeit, vor allem, weil sie jetzt auch in Eastvale stationiert war, denn sie würde ihre Angst vor Bindung oder Zurückweisung nie ganz verlieren. Aber Banks hatte sie nicht um eine Bindung gebeten, und wenn überhaupt, war sie es gewesen, die ihn das letzte Mal zurückgewiesen hatte, aus Angst, seine Vergangenheit könnte sich auf ihr Leben auswirken.
      Eigentlich wusste sie nur, dass sie das, was zwischen ihnen war, wollte. Es war Zeit, die Lektionen der östlichen Philosophie ernst zu nehmen - sich mit der Flut treiben zu lassen.
      Annie lächelte, als sie im Rückspiegel ihr Make-up auffrischte. Dann fuhr sie los, um zu sehen, ob sie bei den Nachbarn der Walkers etwas mehr erfahren konnte.
     
    Die Atmosphäre, die gestern über der Todesszene in Riddles Garage gehangen hatte, schien heute das ganze Revier zu durchdringen. Man kam sich vor wie in einem Beerdigungsunternehmen. Riddle mochte zwar nicht der beliebteste und am meisten bewunderte Polizeipräsident gewesen sein, den sie je gehabt hatten, aber er war einer der Ihren gewesen, und er war tot. Das war, als würde man ein Familienmitglied verlieren. Einen entfernten und strengen Onkel vielleicht, aber trotzdem ein Familienmitglied. Selbst Banks war das Herz schwer, während er seinen bitteren schwarzen Kaffee trank.
      Die düstere Stimmung erinnerte ihn an die Tage nach Graham Marshalls Verschwinden, als in der Schule alle wie auf Eiern gegangen waren, wie betäubt, und nur noch im Flüsterton gesprochen wurde. In jenen Tagen hatte Banks zum ersten Mal wirkliche Schuldgefühle empfunden, ein Gefühl der Verantwortung für andere Menschen, etwas, das ihn auch jetzt noch bei der Arbeit anspornte. Innerlich wusste er, dass er weder für Graham Marshalls Verschwinden verantwortlich war, noch dafür, dass Phil Simpkins auf dem Zaun verblutet war, und auch nicht für Jems Überdosis Heroin. Aber er schien Schuldgefühle anzuziehen und sie wie einen tröstlichen Mantel um sich zu hüllen.
      Bei dem Gedanken an Annie hob sich jedoch seine Stimmung. Er wusste, dass er nicht zu viel erwarten durfte - das hatte sie ganz deutlich geäußert aber zumindest hatten sie die Gerüchte und Ängste überwunden, in denen sie sich in der letzten Woche festgefahren hatten. Banks spürte die Möglichkeit eines neuen, tieferen Vertrauens. Es würde sich jedoch auf natürliche Weise entwickeln müssen; man konnte es nicht erzwingen, nicht bei einem Menschen, der so viel Angst vor Nähe hatte wie Annie, oder jemandem, der noch so viele kaum vernarbte Wunden trug wie er. Sandras Wunsch, sich scheiden zu lassen und Sean zu heiraten, hatte ihm zwar ein Gefühl der Endgültigkeit, der Befreiung gegeben, aber die alten Wunden waren noch vorhanden. Was ihn daran erinnerte, dass er den zweiten Brief des Anwalts beantworten musste, sonst dächte Sandra noch, er hätte seine Meinung geändert.
      Banks sah eine Horde Reporter vor dem Revier stehen. Er schaute auf die Uhr: kurz vor Öffnung der Pubs. Bald würden sie alle im Queen's Arms sitzen und sich gegenseitig auf Spesen zum Essen einladen. Riddles Selbstmord war etwas, das sogar die Reporter der Londoner Tageszeitungen bis hier rauf in den Norden brachte. Natürlich würden sie die Sache weidlich ausschlachten: CHIEF CONSTABLE BEGEHT SELBSTMORD, WÄHREND POLIZEI WENIGE METER ENTFERNT WACHE STEHT. Das ließ sich auf verschiedene Art interpretieren.
      Rosalind würde zu ihren Eltern nach Barnstaple fahren, sobald sie die Vorbereitung für die Beerdigung getroffen hatte. Dann, so hatte sie Banks am Abend zuvor beim Abschied gesagt, würde sie das Haus verkaufen und entscheiden, was sie als Nächstes tun würde. Sie hatte es nicht eilig - sie würde gut versorgt sein -, aber sie wollte so weit von Yorkshire wegziehen wie möglich. Banks hatte Mitleid mit ihr; er konnte sich nicht vorstellen, wie schrecklich es sein musste, innerhalb weniger Tage eine Tochter und einen Ehemann zu verlieren. Er konnte sich nicht mal vorstellen, wie schrecklich es sein würde, Brian oder Tracy zu verlieren.
      Der uralte Heizkörper zischte und blubberte, als Banks sich setzte und über das gestrige Gespräch mit Rosalind nachdachte. Durch ihre

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