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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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schüttelte traurig den Kopf. Annie Cabbot war noch nicht eingetroffen. Sie hatte gereizt geklungen, als er anrief, und er hoffte, er hatte sie nicht geweckt. Sie hatte das verneint.
      »Hier drinnen, Sir.« Rickerd deutete mit bleichem Gesicht auf die Damentoilette. »Kein schöner Anblick.« Jemand hatte Polizeiband vor den Eingang gespannt und so den inneren Tatort gesichert. Das war oft hilfreich, weil man sich erlauben konnte, manche Leute in den äußeren Kreis einzulassen, die sich dann privilegiert fühlten, am eigentlichen Tatort aber keine Spuren verwischen konnten.
      »Wer ist das?« Banks deutete auf den jungen Mann neben Rickerd.
      »Er hat sie gefunden, Sir.«
      »Gut. Behalten Sie ihn im Auge. Ich rede später mit ihm. Haben Sie Dr. Burns angerufen?«
      »Ja, Sir. Er sagt, er käme so schnell wie möglich.«
      Banks wandte sich an Inspector Jessup. »Was ist passiert, Chris?«
      »Der Anruf kam um sechs Minuten nach elf. Von dem Jungen, den Sie gerade gesehen haben. Er heißt Darren Hirst. War anscheinend mit dem Opfer zusammen. Sie ist auf die Toilette gegangen und kam nicht wieder. Er hat sich Sorgen gemacht, ist reingegangen und hat uns angerufen.«
      Banks streifte seine Latexhandschuhe über und duckte sich unter dem Polizeiband hindurch.
      Die Damentoilette war klein, angesichts der Größe des Clubs. Weiße Fliesen, drei Kabinen, zwei Waschbecken unter einem langen Spiegel. Der übliche Kondomautomat hing an der Wand, einer, der alle Arten von Geschmacksrichtungen und Farben führte - Lager & Lime, Rhabarber & Vanillesoße, Curry & Chips. Die Kabinen hatten dünne Holztüren. »Cindy lutscht schwarze Schwänze« stand in Lippenstift auf eine Tür geschmiert.
      »Da drinnen«, sagte Rickerd und deutete auf die letzte Tür.
      »War sie verriegelt?«
      »Ja, Sir.«
      »Wie haben Sie sie geöffnet?«
      Rickerd nahm die Brille ab und putzte sie mit einem weißen Taschentuch. Eine Angewohnheit, die Banks schon früher an ihm beobachtet hatte. »Von der nächsten Kabine aus, Sir. Ich bin auf die Klobrille gestiegen, hab mich über die Trennwand gebeugt und den Riegel mit einem Stock zurückgezogen. Das war ganz einfach. Wir haben Glück, dass die Tür nach außen aufgeht.«
      »Also Mord in einer abgeriegelten Toilette«, murmelte Banks und fand, dass Rickerd mehr Initiative gezeigt hatte, als man ihm zutraute.
      »Ich habe nicht mehr angerührt als nötig, Sir. Nur um sicherzustellen, wer sie ist und dass sie tot war. Inspector Jessup hat es überwacht, und die anderen haben dafür gesorgt, dass keiner das Lokal verließ.«
      »In Ordnung. Das haben Sie gut gemacht.« Banks zog die Tür langsam mit den Fingerspitzen auf, bemühte sich, keine Spuren zu verwischen.
      »Es ist nicht zu fassen, Sir«, sagte Rickerd. »So was hab ich noch nie gesehen.«
      Banks auch nicht.
      Die Leiche des Mädchens war seitlich zwischen den Wänden eingekeilt, ihr Rücken ragte dreißig Zentimeter über die Toilette, die Knie waren gegen die eine Wand gedrückt, die Schultern gegen die andere, der Hals in einem merkwürdigen Winkel abgeknickt. Blut war aus ihrer Nase gelaufen, und Gesicht und Kopf wiesen Quetschungen auf. Zerbrochenes Spiegelglas und weißes Pulver lagen zwischen dem Inhalt ihrer Handtasche auf dem Boden verstreut. Banks wusste, dass die Augen von Toten keinen Ausdruck haben, aber ihre waren voller Entsetzen und Schmerz, als hätte sie dem Sensenmann direkt ins Gesicht geblickt. Ihr Gesicht war dunkelrot, und ihre Mundwinkel waren mit der Parodie eines Grinsens nach oben gezogen.
      Aber das Schlimmste von allem, was Banks das Blut in den Ohren kreischen, weiche Knie kriegen und ihn so zittrig werden ließ, dass er sich am Türrahmen fest halten musste, um nicht umzukippen, war, dass es sich nicht um die Leiche von Ruth Walker handelte. Es war Emily Riddle.
     
     

* 8
     
    »Alan?« Die Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Alan? Treibst du dich jetzt schon auf Damentoiletten rum?«
      Banks spürte, wie ihn jemand am Ärmel berührte, drehte sich um und sah Annie Cabbot im Türrahmen stehen. Kein Anblick war ihm je so willkommen gewesen. Er wollte sich in ihre Arme fallen lassen, wollte, dass sie seinen Kopf streichelte und sein Gesicht küsste und ihm sagte, alles sei in Ordnung, er hätte nur einen bösen Traum gehabt.
      »Alan, du bist ja aschfahl. Ist alles in Ordnung?«
      Banks trat von der Tür weg, damit Annie besser

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