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Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer

Titel: Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Elendsviertel, an die lähmende Armut, die Hoffnungslosigkeit und die Angewohnheit vieler Männer, ihre Frauen als Privateigentum zu betrachten, als Leibeigene. Winsome wusste, dass sie Glück gehabt hatte. Ihr Vater war Police Corporal auf der Dienststelle Spring Mount, und ihre Mutter arbeitete in einer Bananenchipsfabrik in Maroon Town, saß den ganzen Tag mit anderen Frauen draußen im Schatten und schälte Bananen. Zwei Sommer lang hatte Winsome im Holiday Inn in Montego Bay gejobbt und sich dabei oft mit Touristen unterhalten. Die Schilderungen aus deren Heimat, aus Amerika, Kanada und England, hatten Winsomes Fantasie belebt und ihren Willen gestärkt. Sie war neidisch gewesen auf das Geld, das es den Fremden gestattete, sich luxuriöse Ferien in der Sonne zu leisten, neidisch auf die Möglichkeiten, die diesen Menschen offen standen. Diese Leute, hatte sie geglaubt, mussten wirklich im Schlaraffenland leben.
      Und es waren ja nicht nur weiße Touristen. Es kamen gut aussehende Schwarze aus New York, London und Toronto mit dicken Goldketten um Handgelenke und Hals, deren Frauen nach der neuesten Mode gekleidet waren. Was musste das für eine Welt sein, in der es Filme, Mode, Autos und Schmuck im Überfluss gab ? Sicherlich, die Realität kam nicht ganz an Winsomes Fantasien heran, aber im Großen und Ganzen war sie glücklich in England. Sie hatte sich richtig entschieden - von den Wintermonaten einmal abgesehen.
      Als sie zur Haustür der Asperns ging, spürte sie, wie sich die Vorhänge an den Fenstern der Nachbarhäuser bewegten. Es kam in dieser Gegend wahrscheinlich nicht oft vor, dass eine über einen Meter achtzig große Schwarze an der Tür klingelte. Na ja, dachte Winsome, es war zwar Winter, aber es war wenigstens eine schöne Abwechslung zur eintönigen Computerarbeit im Büro. Außerdem sammelte sie Überstunden an.
      Ein Mann machte auf, und augenblicklich missfiel Winsome sein arroganter Gesichtsausdruck. Solche Mienen hatte sie schon öfter erlebt. Abgesehen davon, konnte man ihn auf eine gewisse englische Art möglicherweise sogar als gut aussehend bezeichnen: im mittleren Alter, zurückgekämmtes hellbraunes Haar, ungewöhnlich schöne Zähne, eine schlanke, sportliche Figur und gut sitzende, teure Freizeitkleidung. Aber dieser selbstgefällige Blick zerstörte alles.
      Er hob die Augenbrauen. »Ja, bitte?«, sagte er und musterte sie herablassend von oben bis unten. »Es tut mir Leid, aber sonntags ist die Praxis geschlossen.«
      »Das macht nichts, Dr. Aspern«, erwiderte Winsome und zückte ihren Dienstausweis. »Ich bin fit wie ein Turnschuh, vielen Dank. Und einen Arzt wie Sie könnte ich mir eh nicht leisten.«
      Ihre Aussprache schien ihn zu überraschen, zweifellos hatte er unverständliches Kauderwelsch erwartet. Winsome hatte natürlich noch ihren singenden jamaikanischen Tonfall, aber nur noch einen leichten. Sie war nun seit sieben Jahren in Yorkshire, auch wenn sie erst vor zwei Jahren von Bradford nach Eastvale versetzt worden war. Unbewusst hatte sie den hiesigen Akzent und die Ausdrucksweise angenommen.
      Aspern besah sich ihren Ausweis und reichte ihn zurück. »Aha, zuerst schicken sie also den großen Zampano, und jetzt kommt sein Wasserträger.«
      »Wie bitte?«
      »Schon gut«, meinte Aspern. »Nur so eine Redensweise. Kommen Sie doch herein!«
      Winsome hatte das Gefühl, Aspern suche die Straße nach Spionen ab, ehe er die Tür schloss. Hatte er Angst, was die Nachbarn denken mochten? Dass sie ihm eine Affäre mit einer jungen Schwarzen andichteten? Oder noch besser: Drogen. Er glaubte bestimmt, die Nachbarn würden annehmen, er verkaufe Winsome Drogen.
      Aspern führte sie in ein Wohnzimmer mit cremefarbener Tapete, einem gewaltigen Kamin und Landschaftsbildern an den Wänden. Die jüngste Ausgabe einer Medizinzeitschrift lag aufgeschlagen auf der Glasfläche des Couchtischs. Daneben stand eine halb volle Tasse Tee mit Milch.
      »Worum geht's diesmal?«, fragte er.
      Winsome setzte sich ohne Aufforderung in einen der Sessel und schlug die langen Beine übereinander. Aspern setzte sich aufs Sofa und trank den Tee aus.
      »Wo waren Sie gestern Abend, Sir?«, fragte Winsome.
      »Was?« Asperns hochmütiger Gesichtsausdruck verschwand. Er war verdutzt, wütend.
      »Ich denke, Sie haben mich sehr gut verstanden.«
      »Dann sagen wir mal so: Ich glaube, ich höre nicht richtig.«
      »Gut«, entgegnete Winsome. »Ich werde

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