Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Wintergarten Platz, in dem es angenehm warm war. Tatsächlich hatte man einen herrlichen Blick nach Westen über Swainsdale. Die Hügel in der Ferne waren in Nebel gehüllt. Alice Mowbray setzte sich in einen Korbstuhl und zog den Rock über die dicken Knie. Für eine Frau mit solchen Oberschenkeln war der Rock mindestens fünf Zentimeter zu kurz. Dazu das wasserstoffblonde Haar - sie sah wie verkleidet aus. Ihren Mann schien das nicht zu stören. Er hatte das schwarze gegelte Haar nach hinten gekämmt, und seine Jeans saß ein wenig zu straff über seinem kleinen Bauchansatz. Ungewollt erschien vor Annies innerem Auge ein Bild, wie die beiden unter einer glitzernden Discokugel ä la John Travolta und Olivia Newton John in Saturday Night Fever tanzten. Annie musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen.
»Um was geht es denn?«, fragte Alice Mowbray.
»Leider habe ich eine traurige Nachricht für Sie«, begann Annie.
Alice legte die Hand an den Hals. »Oh.«
»Es geht um Ihren Exmann. Ich weiß nicht, ob Sie heute schon Nachrichten gesehen oder gehört haben ... ?«
»Ich habe nur die Sonntagszeitung gelesen«, erwiderte Alice.
Annie wusste, dass der Brand auf Jennings Feld zu spät gewesen war, um darüber bereits etwas in den nationalen Sonntagszeitungen zu finden. »Es tut mir Leid, aber der Wohnwagen, in dem Ihr Exmann lebte, ist abgebrannt.«
»O nein«, sagte Alice. »Ist Roland verletzt?«
»Zu dem Zeitpunkt hielt sich nur eine Person im Wohnwagen auf. Im Moment sind wir noch nicht sicher, ob es sich um Mr. Gardiner handelt, aber diese betreffende Person ist leider tot.«
»Das kann ich nicht glauben. Doch nicht Roland!«
»Bedauerlicherweise, Mrs. Mowbray, stimmt es. Wenn er es sein sollte. Ist alles in Ordnung?«
Alice Mowbray war blass geworden, doch sie nickte. »Ja, schon gut.« Sie schaute ihren Mann an. »Schatz, würdest du mir bitte ein Glas Wasser holen?«
Eric wirkte nicht gerade glücklich, in Gegenwart einer anderen Frau um einen Gefallen gebeten zu werden, aber ihm blieb nichts anderes übrig, sonst hätte er wie das letzte Arschloch dagestanden.
»Es tut mir wirklich Leid, dass ich Ihnen das mitteilen muss«, sagte Annie, »aber ich müsste Ihnen dazu einige Fragen stellen.«
»Natürlich. Das verstehe ich. Wir sind jetzt seit über zwei Jahren getrennt, aber es ist ja nicht so, dass ich kein ... nun ja, dass ich keine Gefühle mehr für Roland hätte. Hat er ... ähm, musste er ...?«
Annie kannte die Gefühle von Geschiedenen für ihre Ex-partner aus erster Hand, nämlich von Banks, und die konnten wirklich verworren sein. Sie war froh, dass Phil noch nie verheiratet gewesen war. »Leider war die Leiche stark verbrannt. Aber wenn es ein Trost für Sie ist: Wir glauben, dass er bei Ausbruch des Feuers nicht bei Bewusstsein war.«
Alice runzelte die Stirn. »Nicht bei Bewusstsein? Aber wie ...?«
»Eventuell Schlaftabletten. Wir wissen noch nichts Genaues. Deshalb muss ich ja mit Ihnen sprechen.«
Eric kam mit einem Glas Wasser und einer Tablette zurück und reichte Alice beides. »Was ist das?«, fragte sie mit Blick auf die Tablette.
»Dein Valium«, antwortete er. »Ich dachte, du bräuchtest es.«
Alice legte die Pille beiseite. »Mir geht's gut«, sagte sie und trank einen Schluck Wasser.
»Er war ein Taugenichts, ein Spinner«, bemerkte Eric.
»Wie bitte?«, fragte Annie.
»Der Ex von meiner Frau. Der alte Fettsack. Ein Oberspinner.«
»Eric, sei bitte nicht so respektlos.«
»Aber es stimmt doch! Ich sag doch nur die Wahrheit, Allie, und das weißt du genau. Warum sonst bist du wohl mit mir verheiratet, und er wohnt irgendwo da draußen in einem klapprigen Wohnwagen auf dem Feld? Er war wirklich ein Versager!«
»Mr. Mowbray«, sagte Annie. »Ich weiß nicht, ob Sie mich richtig verstanden haben, aber es hat einen Todesfall gegeben, und bei dem Opfer handelt es sich höchstwahrscheinlich um Roland Gardiner.«
»Ich hab Sie schon ganz gut verstanden, meine Liebe. Und ich sag Ihnen, es macht keinen Unterschied. Er war ein Spinner, als er noch lebte, und als Toter bleibt er das auch.«
Annie seufzte und wandte sich wieder an Alice, die ihren Mann böse anfunkelte. »Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Normalerweise ist er nicht so unhöflich.«
»Schon gut«, sagte Annie und warf Eric Mowbray einen finsteren Blick zu. »Vielleicht
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