Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
das auch ist. Danke fürs Frühstück, Annie, und für die Aussprache.«
»Wo willst du hin?«
Banks grinste. »Wenn ich dir das sagen würde, bekämst du richtigen Ärger, weißt du das?«
Annie legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich weiß, dass ich dich nicht aufhalten kann. Aber kannst du mir etwas versprechen?«
»Was?«
»Melde dich bei mir und sag Bescheid, wenn du was herausfindest.«
»Mach ich. Du aber auch.«
»Lass Dr. Lukas in Ruhe. Sie wird von selber kommen. Du würdest sie nur einschüchtern.«
»Kein Problem.«
»Und sei vorsichtig, Alan! Das ist kein Spiel.«
»Das weiß ich, kannst du mir glauben.« Banks beugte sich vor, gab Annie einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging. Sie sah ihm nach, dann eilte sie nach oben auf ihr Zimmer, um zu packen. Nach dem Gespräch mit Brooke wollte sie auf jeden Fall zurück nach Eastvale, komme, was da wolle.
»Es ist nicht zu glauben. Das war ein richtiger Zirkus da drüben in den letzten zwei Tagen«, sagte Malcolm Farrow und ließ sich mit einem starken Gin Tonic in den Sessel sinken. Banks hatte den Gin abgelehnt, da es erst zehn Uhr morgens war, dafür aber dankbar das Tonic angenommen. Farrow hatte ein erstauntes Gesicht gemacht, ihm aber trotzdem etwas eingeschenkt. »Wie Sie sehen, ist es jetzt ein bisschen ruhiger geworden.«
Banks schaute aus Farrows Fenster auf Roys Haus. Die Kollegen mussten mit der Durchsuchung fertig sein und alles fortgeschafft haben, was sachdienlich für die Ermittlung war, denn das Haus wurde nicht mehr bewacht.
Auf der Suche nach Beweismitteln und Informationen über Roys Lebenswandel, seine Gewohnheiten und über Geschäftspartner, die ihnen weiterhelfen konnten, waren die Kollegen sicherlich Roys Sachen durchgegangen. Banks wusste, was sie gefunden hatten, weil er selbst längst dasselbe getan und alles an Brooke weitergereicht hatte. Da die Formalitäten jetzt erledigt waren, würde das Haus an Roys nächste Verwandte fallen - seine Eltern.
»Ich kann mir vorstellen, was da los war«, sagte Banks. »Hören Sie, es tut mir leid, dass ich Sie nicht sofort angerufen habe, aber ich musste mich um meine Eltern kümmern und hatte Ihre Telefonnummer nicht dabei.«
»Schon gut. Ich war wirklich schockiert, als ich es hörte. Es stand in allen Zeitungen, kam im Fernsehen. Die Presse war hier. Jetzt, wo die Polizei nicht mehr da ist, sind die Reporter auch abgehauen.«
»Hier gibt's nichts mehr für sie«, bemerkte Banks.
»Aber nett von Ihnen, dass Sie mich nicht vergessen haben.«
»Ist doch selbstverständlich. Hat die Polizei mit Ihnen gesprochen?«
»Die Polizei? Oh ja. Die war bei allen Nachbarn.«
»Was haben Sie den Kollegen erzählt?«
»Dasselbe, was ich Ihnen gesagt habe. Mehr weiß ich ja nicht.«
»Was ist mit der Presse?«
Farrow lief rot an. »Die hab ich rausgeworfen. Alte Aasgeier!«
»Haben Sie noch mal über das Foto nachgedacht, das ich Ihnen gezeigt habe?«, fragte Banks und zog den Umschlag aus der Aktentasche.
Farrow betrachtete es erneut durch die Lesebrille auf seiner violetten Knollennase. »Hören Sie, ich muss doch nicht vor Gericht aussagen, oder?«
»Nein, das bleibt unter uns«, beruhigte Banks ihn. Blinzelnd betrachtete Farrow das Foto. Banks trank einen Schluck Tonic. Von der Kohlensäure musste er aufstoßen, es schmeckte nach Spiegelei mit Speck, seinem Frühstück.
»Hm«, machte Farrow, »er könnte es auf jeden Fall sein. Je länger ich draufgucke, desto bekannter kommt er mir vor. Wie gesagt, ich kann die kleinen Sachen nicht mehr so gut erkennen, aber wir haben ja Straßenlaternen, und die Größe und die Haarfarbe passen, glaube ich.« Er reichte Banks die Aufnahme zurück. »Ist ein bisschen vage, ich weiß, aber mehr kann ich nicht sagen.«
»Ich weiß das zu schätzen.«
»Wer ist das überhaupt? Das ist doch nicht der ...?«
»Glaube ich nicht«, entgegnete Banks. »Wenn es der Richtige ist, dann handelt es sich um einen alten Geschäftsfreund von Roy.« Ein Mensch, den Roy ohne weiteres hereinlassen und auf ein Glas begleiten würde. Denn so war es ja scheinbar abgelaufen. Ein Mensch, dem er vertraute.
Banks bedankte sich bei Farrow für seine Hilfe, entschuldigte sich und ging.
An diesem Mittwochmorgen waren die Arbeiten in und um Roys Haus abgeschlossen, die Haustür war nicht einmal polizeilich versiegelt. Banks schloss auf und
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