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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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war auf der Scheibe der Telefonzelle totgeschlagen worden, hatte eine lange dunkle Blutspur hinterlassen. Banks konnte sogar das warme Papier des Telefonbuchs riechen.
      Er holte seinen Block hervor und wählte die Nummer, die er aus Roys Handy abgeschrieben hatte. Als er gerade auflegen wollte, meldete sich eine atemlose Stimme.
      »Ja, hallo?«
      »Corinne?«
      »Ja. Wer ist da?«
      »Ich bin Alan Banks. Roys Bruder. Vielleicht können Sie sich an mich erinnern. Wir haben uns auf der Goldenen Hochzeit meiner Eltern letztes Jahr im Oktober in Peterborough kennengelernt.«
      »Ja, natürlich, ich erinnere mich.«
      »Hören Sie, ich bin gerade in London und dachte mir, wir könnten uns vielleicht treffen. Vielleicht etwas zusammen trinken oder so?«
      Zuerst herrschte Schweigen, dann sagte Corinne: »Wollen Sie mit mir ausgehen?«
      »Nein, Entschuldigung. So war das nicht gemeint, bitte entschuldigen Sie. Liegt an der Hitze. Ich meine, deswegen dachte ich, es wäre eine gute Idee, etwas trinken zu gehen. Irgendwo, wo es kühl ist, falls es das gibt.«
      »Ja, es ist tatsächlich heiß. Was möchten Sie denn? Ich komme leider nicht ganz mit.«
      »Ich müsste nur ein paar Dinge von Ihnen wissen, mehr nicht.«
      »Ah, jetzt erinnere ich mich, Sie sind bei der Polizei, stimmt's?«
      »Ja, aber darum geht's nicht ... ich meine, es ist nichts Offizielles.«
      »Jetzt haben Sie mich aber neugierig gemacht. Sie könnten zu mir kommen.« Corinne überlegte. »Ich habe einen Ventilator im Arbeitszimmer.«
      »Haben Sie einen Computer?«
      »Ja. Warum?«
      »Super«, meinte Banks. »Wann würde es Ihnen passen?«
      »Hm, heute Nachmittag habe ich noch einen Termin mit einem Kunden - freie Wochenenden sind leider Mangelware, wenn man als Steuerberater selbständig ist. Aber am frühen Abend müsste ich fertig sein. Sagen wir, fünf Uhr?«
      Banks schaute auf die Uhr. Es war halb vier. »Einverstanden«, sagte er.
      »Gut. Haben Sie einen Stift zur Hand? Dann gebe ich Ihnen meine Adresse durch.«
      Banks notierte Corinnes Anschrift und ließ sich die Anfahrt beschreiben. Eine Nebenstraße der Earl's Court Road. Nicht weit entfernt von Roy also, auch wenn es eine völlig andere Welt war. Banks bedankte sich abermals und flüchtete zurück in den Pub.
     
    Als Annie die Brücke überquert hatte und den Weg zu Banks' Cottage hinunterging, hatte sie ihr inneres Gleichgewicht wiedergefunden. Die Handwerker waren mit dem Dach fertig. Von außen sah das Haus völlig normal aus, man hätte sogar meinen können, es sei bewohnt, wenn nicht die Vorhänge gefehlt hätten und der Müll übergequollen wäre. Heute war Samstag, deshalb waren keine Arbeiter da. Annie fand, sie waren so langsam gewesen, dass sie ruhig mal eine Extraschicht einlegen konnten, damit Banks wieder dort wohnen könnte, wo er hingehörte. Immerhin arbeiteten sie jetzt schon fast vier Monate auf dieser Baustelle.
      Es war der erste Besuch von Annie seit der Brandnacht, und allein der Anblick des Hauses beschwor schmerzhafte Erinnerungen herauf: wie sie die nasse Decke um sich geschlungen hatte, wie das Feuer explodiert war, als sie die Tür aufbrach, der stechende Rauch in Augen und Lunge, wie sie Banks' schweren Körper zur Tür gezogen hatte und wie dann Winsome kam und Annie und Banks über die letzten Meter schleppte. Annie selbst hätte es nicht mehr geschafft. Sie musste daran denken, wie sie dort würgend im Matsch gelegen hatte, Banks' reglose Gestalt neben sich, und gefürchtet hatte, er sei tot. Und, was noch schlimmer war, die Erinnerung an Phil Keanes silbernen BMW, der ihnen entgegengekommen war, als Winsome in Banks' Einfahrt einbog.
      Annie brauchte einen Augenblick, um wieder zu sich zu kommen. Jennifer Clewes hatte Banks' Anschrift in der Gesäßtasche gehabt, aber es war nicht die aktuelle gewesen, rief sich Annie in Erinnerung. Warum? Sie sah Reifenspuren im Staub, doch die konnten von jedem stammen. Zum Beispiel von den Handwerkern. Und obwohl ein Schild Beckside Lane als Sackgasse und Privatzufahrt auswies, bogen oft Leute irrtümlich hier ein. Dennoch gab Annie Acht, die Spuren nicht zu verwischen.
      Sie ging zur Eingangstür des Cottages. Auch wenn die Arbeiten innen noch nicht beendet waren, nahm sie an, dass die Handwerker die Tür abgeschlossen hatten, um keine ungewollten Übernachtungsgäste anzulocken. Vielleicht deponierten sie auch über Nacht teures Werkzeug im Haus.

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