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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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hing ein keltisches Kreuz an einer Silberkette. Sie war barfuß, entdeckte Banks, und ihre Zehennägel waren nicht lackiert. Beim Sprechen oder Zuhören legte sie ihren Kopf gelegentlich schräg, biss sich auf die Unterlippe und nestelte an dem Kreuz herum. Sonnenlicht vergoldete das Laub vor dem Fenster, Schatten tanzten über die blassblauen Wände, wenn eine leichte Brise durch die Bäume strich.
      »Nun«, sagte sie, »ich muss gestehen, dass Sie mich am Telefon ganz neugierig gemacht haben. Es tut mir leid, wenn ich ...«
      »Das war ganz allein mein Fehler. Ich habe mich nicht besonders deutlich ausgedrückt. Ich hoffe, Sie halten mich nicht für die Sorte Mann, die sich an die Verlobte des Bruders heranschmeißt, ja?«
      Sie verzog den Mund zu einem kurzen, kleinen Lächeln, dem Banks entnahm, dass im Verlobungssektor vielleicht nicht alles so war, wie es sein sollte, aber er ging zunächst nicht näher darauf ein. Sie würde vielleicht selbst darauf zurückkommen.
      »Egal«, fuhr er fort, »ich würde gerne mit Ihnen über Roy sprechen.«
      »Weswegen?«
      »Haben Sie eine Ahnung, wo er sein könnte?«
      »Was meinen Sie damit?«
      Banks erzählte von Roys Anruf, seiner Suche und der unverschlossenen Haustür.
      »Sieht ihm gar nicht ähnlich«, sagte Corinne mit gerunzelter Stirn. »Das Ganze. Ich kann verstehen, dass Sie sich Sorgen machen. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Nein, ich weiß nicht, wo er ist. Denken Sie, man sollte zur Polizei gehen? Ich meine, klar, Sie sind bei der Polizei, aber ...«
      »Ich weiß, was Sie sagen wollen«, erwiderte Banks. »Aber nein, glaube ich nicht. Wenigstens noch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die sich dafür interessiert. Roy ist ein erwachsener Mensch. Es könnte eine einleuchtende Erklärung geben. Kennen Sie seine Freunde?«
      »Nicht richtig. Es gibt ein Pärchen, mit dem wir hin und wieder ausgingen, Rupert und Natalie, aber ansonsten glaube ich nicht, dass Roy viele enge Freunde hat.«
      Die Vergangenheitsform registrierte Banks durchaus, ging aber nicht näher darauf ein. In Roys Telefonbuch im Handy gab es einen Rupert. Banks wollte ihn später anrufen, wie auch die übrigen Namen. »Kennen Sie einen untersetzten Mann mit blonden oder grauen Locken?«, wollte er wissen. »Er fährt ein großes, helles Auto, ein teures Modell.«
      Corinne überlegte kurz. »Nein. Tut mir leid. Rupert fährt einen schiefergrauen BMW und Natalie einen Beetle als Zweitwagen.« Sie hob den Kopf. »Einen gelben.«
      »Wann haben Sie Roy zuletzt gesehen?«
      »Donnerstag vor einer Woche.« Corinne nestelte an ihrem Kreuz. »Ach, ich kann es Ihnen ja genauso gut sagen: Es läuft in letzter Zeit nicht mehr besonders gut bei uns.«
      »Das tut mir leid. Aus einem besonderen Grund?«
      »Ich glaube, er hat eine andere.« Corinne zuckte leicht mit den Schultern. »Es ist eigentlich egal. Ich meine, so ernst war die Sache auch wieder nicht. Wir waren erst rund ein Jahr zusammen. Wir haben ja keine gemeinsame Wohnung oder so.«
      »Aber ich dachte, Sie wollten sich verloben?«
      »Das ist wohl einer der Gründe. Ich habe damit angefangen, und Roy ist ein spontaner Mensch. Aber keiner von uns ist wirklich bereit für die Ehe. Wir haben es abgeblasen, blieben aber zusammen. Da fingen die Probleme an. Ich schätze, man kann keinen so großen Schritt zurückmachen und dann erwarten, dass die Beziehung so bleibt, wie sie ist, oder?«
      Die Verlobung war also verschoben worden, auf unbestimmte Zeit vertagt. Die Beziehung war abgekühlt, wie zwischen Banks und Michelle. Es waren die üblichen Sperenzchen des kleinen Bruders. Wenigstens blieb Corinne die Schmach erspart, Ehefrau Nummer vier zu werden. »Dennoch muss es wehtun«, meinte Banks. »Tut mir leid. Haben Sie irgendeine Vorstellung, mit wem er zusammen ist?«
      »Nein. Ich weiß nicht mal, ob ich mich nicht irre. Ist nur so ein Gefühl. Hier eine Kleinigkeit, da etwas.«
      Nun, dachte Banks, einige Namen aus Roys Telefonbuch und von der Anrufliste kamen da durchaus infrage. »Seit wann vermuten Sie es?«, fragte er.
      »Seit ein paar Wochen.«
      »Und davor?«
      »War alles in Ordnung. Dachte ich wenigstens.«
      »Hatte er irgendwelche Sorgen, als Sie ihn das letzte Mal sahen?«
      »Mir ist nichts aufgefallen. Er war so wie immer. Nur ...«
      »Ja?«
      »Hm, wie gesagt, Kleinigkeiten, die einer Frau auffallen. Er war vergesslich,

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