Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
gesichert.«
»Aber sie könnten völlig unwichtig sein. Vielleicht ist Roy einfach mit seiner neuen Freundin durchgebrannt. Haben Sie schon mal daran gedacht?«
Hatte er. »Hören Sie«, sagte er. »Es stimmt, dass ich Roy nicht sehr gut kenne, und ich glaube Ihnen, dass er ein erfindungsreicher, risikobereiter Geschäftsmann ist und kein Gauner, aber Sie haben diese Nachricht auf dem AB nicht gehört. Er hatte wirklich Angst, Corinne. Er gab sich locker, aber er sagte, es würde vielleicht um Leben und Tod gehen. Sieht ihm das ähnlich?«
Corinne runzelte die Stirn. »Nein. Ich meine, ich will nicht sagen, dass er ein Held ist oder so, aber normalerweise geht er schwierigen Situationen nicht aus dem Weg, und er ist auch kein Schwarzseher. Vielleicht wurde er entführt oder so?«
»Hat er mal von dieser Möglichkeit gesprochen?«
»Nein. Aber so was hört man ja manchmal, oder?«
»Nicht so oft. Aber eins können Sie mir glauben«, sagte Banks. »Irgendetwas stimmt da nicht. Da passt zu vieles nicht zusammen. Zum Beispiel der verschwundene Computer. Dass sich jemand die Mühe macht, Roys Computer und sämtliche Speichermedien mitzunehmen, kommt Ihnen das nicht verdächtig vor? Der USB-Stick und die CD waren nur noch da, weil sie versteckt waren.« Eigentlich für jeden sichtbar, hätte Banks beinahe hinzugefügt, wie der entwendete Brief bei Poe. »Roys Nachbar, Malcolm Farrow, hat ausgesagt, weder Roy noch der andere Mann, mit dem er ins Auto stieg, hätten etwas in der Hand gehabt. Zwischen halb zehn gestern Abend und meiner Ankunft heute am frühen Nachmittag muss jemand im Haus gewesen sein und den Computerkram mitgenommen haben.«
»Haben Sie schon überlegt, dass er vielleicht zurückgekommen ist und das selbst eingesteckt hat?«, fragte Corinne.
»Ja, aber warum ? Wo sollte er das Zeug hinbringen ? Außerdem steht sein Auto noch in der Garage. Er hat doch nicht noch ein anderes, oder?«
»Nein. Nur seinen geliebten Porsche. Sie haben recht, wenn er irgendwo hingefahren wäre, hätte er den Porsche genommen. Er liebt den Wagen.«
»Er hat doch auch kein zweites Haus, oder? Wo er sich verstecken könnte? Eine Villa an der Algarve oder so?«
»Roy ist kein großer Portugal-Fan. Er hat auch kein Ferienhaus in der Toskana oder der Provence noch sonst wo, soweit mir bekannt ist. Zumindest ist er nie mit mir irgendwo hingefahren. Er reist gerne und macht gerne Urlaub, hält es aber für zu großen Aufwand, ein Haus im Ausland zu haben. Dann ist man so festgelegt.«
»Da hat er wohl recht.«
Corinne biss auf der Unterlippe herum. »Jetzt mache ich mir wirklich Sorgen.«
Banks legte ihr die Hand auf die Schulter, nahm sie aber schnell wieder fort, damit Corinne nicht auf falsche Gedanken kam. Sie reagierte nicht. »Ich werde Roy schon finden«, sagte er. »Aber vorher gucken wir uns diese Dateien an. Vielleicht können Sie sagen, wo wir anfangen müssen. Sie wissen mehr über seine Geschäftsbeziehungen als ich.«
»Das will nichts heißen. Im Übrigen sehe ich hier nichts, was auch nur im Entferntesten verdächtig wäre.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
Corinne zögerte. »Tja, eigentlich kann ich das natürlich nicht mit Bestimmtheit wissen. Wie gesagt, der Stick ist weder passwortgeschützt noch verschlüsselt, und Roy wird wohl kaum Daten über Heroinimport eingetippt haben, oder?«
»Man kann es also nicht sagen?«
Während sie sich unterhielten, öffnete und überflog Corinne eine Datei nach der anderen. Im Hintergrund lief der Drucker. »Nicht anhand dieser Dateien. Das sieht alles sauber aus. Ich denke, wenn er hier etwas versteckt hätte, würde man schon etwas finden, das einen auf die entsprechende Spur führte. So einfach ist das nämlich nicht. Außerdem habe ich Ihnen schon mehrmals gesagt, dass Roy nicht so einer ist.«
»Was ist mit den Zahlen?«
»Das sind ganz normale Einnahme- und Kostenaufstellungen. Betriebliche Gewinn- und Verlustrechnungen. Investitionsgewinne. Kontoauszüge. Auslandskonten. Seine Finanzen laufen nicht schlecht.«
»Roy schafft sein Geld ins Ausland?«
»Das macht jeder, der so viel verdient. Um so wenig Steuern wie möglich zu zahlen. Ist ganz legal. Wir haben es hier hauptsächlich mit Notizen und Korrespondenz zu tun. Sie können natürlich alles gerne noch mal in Ruhe durchsehen, Sie haben den Stick ja schließlich mitgenommen, aber ich würde sagen, das ist
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