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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gar nicht töten. Vielleicht brannten Ihnen einfach nur die Sicherungen durch. So was kommt vor. Und dann lag er tot auf dem Boden. Lief es so ab, Calvin? Wenn Sie es uns jetzt sagen, ist das besser für Sie. Ich bin mir sicher, dass ein Richter und die Geschworenen den gerechten Zorn eines Vaters verstehen werden.«
      Kelly stürzte zur Spüle und schaffte es gerade noch rechtzeitig. Winsome legte ihr den Arm um die Schultern, während sie sich übergab.
      »Und, sagte Templeton. »Habe ich recht?«
      Soames sackte zu einem traurigen, niedergeschlagenen alten Mann zusammen. Jegliche Wut war von ihm gewichen. »Nein«, sagte er tonlos. »Ich habe niemanden getötet. Ich hatte keine Ahnung ...« Mit Tränen in den Augen sah er zu Kelly an der Spüle hinüber. »Bis jetzt nicht. Sie ist kein Stück besser als ihre Mutter«, fügte er verbittert hinzu.
      Eine Weile sprach niemand. Kelly war fertig, und Winsome goss ihr ein Glas Wasser ein. Sie setzten sich wieder an den Tisch. Kellys Vater würdigte seine Tochter keines Blickes. Schließlich erhob sich Templeton. »Nun, Mr. Soames«, sagte er, »wenn Sie es sich noch anders überlegen, wissen Sie ja, wie Sie uns erreichen können. Und bis dahin verlassen Sie bitte nicht die Stadt, wie man im Kino so schön sagt.« Er zeigte auf Kelly. »Und Sie auch nicht, junge Dame.«
      Niemand beachtete ihn. Die beiden waren verloren in ihrer Welt voll Elend, Schmerz und Verrat. Doch das würde vergehen, wusste Templeton. Er war überzeugt, dass er Kelly Soames noch einmal unter besseren Umständen treffen würde.
      Auf dem Weg zum Auto wich er, so gut es ging, den Pfützen und dem Schlamm aus, rieb sich die Hände und sagte zu Winsome: »Nun, das lief nicht schlecht, was, Winsome? Meinst du, er wusste Bescheid?«
     
    Als Banks vor dem Coop-Geschäft unten am Innenhafen parkte und in Richtung der Läden und Restaurants von West Cliff ging, wurde ihm klar, dass er viele Informationen zu verarbeiten hatte. Er kam an einem Nachbau der gelb-schwarzen HMS Grand Turk vorbei, die in der Fernsehserie Hornblower eingesetzt worden war, blieb einen Moment stehen und bewunderte Segel und Rigg. Was musste das damals auf See für ein Schweineleben gewesen sein, dachte er. Für einen Offizier vielleicht nicht ganz so schlimm, aber für den einfachen Seemann: das schlechte, madenverseuchte Essen, die Prügel, die schrecklichen Kampfverletzungen, die unzureichende medizinische Versorgung. Natürlich hatte er seine Vorstellungen größtenteils aus Hornblower und Master and Commander, aber die Filme erschienen ihm ziemlich realistisch, und selbst wenn sie das nicht waren, woher sollte er den Unterschied kennen?
      Als er wieder über das nachdachte, was Keith Enderby ihm erzählt hatte, wurde ihm klar, dass er ungefähr zur selben Zeit in Notting Hill gewohnt haben musste wie Linda Lofthouse und Tania Hutchison. Er war überzeugt, dass er sich an die Begegnung mit einer so schönen Frau wie Tania erinnert hätte, auch wenn sie damals noch nicht berühmt gewesen war. Aber da war nichts. Damals gab es ziemlich viele hübsche junge Frauen in bunten Kleidern, und er hatte so einige von ihnen kennengelernt.
      Aber Tania und Linda bewegten sich in anderen Kreisen. Banks kannte zum Beispiel niemanden, der in einer Band spielte; er musste die Eintrittskarte zu Konzerten selbst bezahlen, so wie alle, die er kannte. Genauso wenig besaß er genug Talent, um in kleinen Clubs aufzutreten, ging aber oft hin und hörte zu. Doch am ehesten lag es wohl daran, dass er sich immer wie ein Außenseiter gefühlt hatte, dass er immer am Rand gestanden hatte. Er ließ sein Haar nie richtig lang wachsen, kam nicht groß über ein Hemd oder eine Krawatte mit Blumenmuster hinaus, von Kaftan und Perlen ganz zu schweigen. Er konnte sich nicht überwinden, an Demonstrationen teilzunehmen, und wenn er mal in so eine Diskussion über Gegenkultur verwickelt wurde, fand er sie einfach nur undifferenziert, kindisch und langweilig.
      Banks stützte sich auf das Geländer und betrachtete die im Hafen vor Anker schaukelnden Fischerboote. Dann ging er zu einem Cafe, in dem es, wie er sich erinnerte, hervorragende Fish and Chips gab. Darauf konnte man sich in Whitby meistens verlassen. Banks betrat das Lokal, in dem es fast leer war, und bestellte bei einer gelangweilten jungen Kellnerin mit schwarzer Schürze und weißer Bluse eine Kanne Tee und einen großen Schellfisch mit Pommes, außerdem Brot und Butter für

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