Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes
wirklich Zuschauer das ganze Wochenende auf dem Feld übernachtet?«
»Einige schon. Wie gesagt, wir hatten mehrere Flächen zum Parken und Zelten gleich hinter dem Hügel dort abgetrennt. Viele hatten Zelte aufgebaut und sind gependelt. Manche hatten nur Schlafsäcke dabei. Hören Sie, wozu ist das alles eigentlich wichtig? Ist doch ziemlich offensichtlich, was hier passiert ist.«
Chadwick zog die Augenbrauen hoch. »Ach, ja? Da scheint mir etwas entgangen zu sein. Klären Sie mich doch bitte auf!«
»Na ja, sie hat sich wohl mit ihrem Freund oder so gestritten, und dann hat er sie umgebracht. Es war ein bisschen abseits. Wenn sowieso alle gerade Led Zeppelin hörten, hätte wahrscheinlich nicht mal einer mitbekommen, wenn die Welt untergegangen wäre.«
»Die sind also laut, diese Led Zeppelin?«
»Kann man so sagen. Sollten Sie sich mal anhören.«
»Vielleicht. Auf jeden Fall haben Sie da auf einen wichtigen Aspekt hingewiesen. Ich bin sicher, dass die Musik dem Mörder geholfen hat. Aber warum glauben Sie, dass es ihr Freund war? Ist es üblich, dass Freunde ihre Freundinnen erstechen?«
»Weiß nicht. Aber ... ich meine ... wer soll es sonst gewesen sein?«
»Vielleicht ein Irrer?«
»Damit kennen Sie sich besser aus als ich.«
»Oder ein Landstreicher?«
»Das meinen Sie doch nicht ernst!«
»Ich versichere Ihnen, Mr. Hayes, ich nehme das hier wirklich sehr ernst. Aber um herauszufinden, wer der Täter ist, der Freund der Toten oder wer auch immer, müssen wir zunächst einmal wissen, wer die Tote ist.« Chadwick notierte sich etwas, dann sah er Hayes an. »Vielleicht können Sie mir da weiterhelfen?«
»Ich habe sie noch nie im Leben gesehen.«
»Ach, hören Sie doch auf, Junge!« Chadwick blickte Hayes fest an.
»Ich weiß nicht, wer sie ist.«
»Aha, aber gesehen haben Sie sie schon einmal?«
Hayes starrte auf seine gefalteten Hände. »Kann sein.«
»Und wo könnte das gewesen sein?«
»Sie könnte zwischendurch mal backstage gewesen sein.«
»Jetzt wird es aber interessant. Wie kommt man denn in den Bereich hinter der Bühne?«
»Also, normalerweise braucht man dafür einen Ausweis.«
»Und wer gibt den aus?«
»Die Sicherheitsleute.«
»Aber?«
Hayes rutschte auf seinem Stuhl herum. »Naja, Sie wissen schon, manchmal ... bei hübschen Mädchen ... Ist doch logisch, oder?«
»Wie viele Leute hielten sich denn hinter der Bühne auf?«
»So einige. Da hinten herrschte das reinste Chaos. Wir hatten einen mit Seilen abgetrennten VIP-Bereich mit Bierzelt und Sitzgelegenheiten, dann waren da noch die Wohnwagen von den Künstlern, Garderoben und Toiletten. Außerdem hatten wir einen Pressebereich vor der Bühne eingerichtet. Manche von den Künstlern hingen einfach rum und hörten sich die anderen Bands an, und dann haben sie vielleicht hinter der Bühne ein bisschen gejammt oder ... Sie wissen schon ...«
»Welche Gruppen haben Sonntag zuletzt gespielt?«
»Der Abend begann mit den Mad Hatters kurz nach Sonnenuntergang, dann kamen Fleetwood Mac, Pink Floyd und Led Zeppelin.«
»Waren die auch alle hinter der Bühne?«
»Irgendwann schon, wenn sie nicht gerade auf der Bühne standen.«
»Mit Gästen?«
»Da waren ziemlich viele Leute.«
»Wie viele?«
»Ich weiß nicht ... vielleicht fünfzig oder so. Mehr. Wenn man die Roadies mitzählt, die Manager, Journalisten, Discjockeys, die Leute von den Plattenfirmen, Agenten, Freunde der Bands, Mitläufer und wen sonst noch.«
»Haben Sie eine Gästeliste geführt?«
»Soll das ein Witz sein?«
»Eine Liste darüber, wer einen Ausweis erhielt?«
»Nein.«
»Hatte irgendjemand einen Überblick, wer kam und ging?«
»Am Eingang zum Backstage-Bereich wurden die Ausweise kontrolliert. Das ist alles.«
»Und hübsche Mädchen wurden auch ohne Ausweis reingelassen?«
»Nur wenn sie in Begleitung von jemandem waren, der einen Ausweis hatte.«
»Ah so, verstehe. Das heißt, unser Opfer hatte vielleicht selbst gar keinen Ausweis. Welche Substanzen haben zum allgemeinen Wohlbefinden hinter der Bühne beigetragen, abgesehen von Bier?«
»Davon hab ich nichts mitbekommen. Ich war viel zu beschäftigt. Die meiste Zeit bin ich wie ein Idiot hin und her gerannt, um dafür zu sorgen, dass alles gut lief und alle zufrieden waren.«
»Und, klappte
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