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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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genannt worden, aber jetzt lebte sie, wie Banks vor kurzem gelesen hatte, allein mit ihren zwei Katzen und genoss das. Die beiden Tiere, eine rote und eine getigerte, ließen sich sehen, zeigten aber kein großes Interesse an Banks.
      Während er es sich bequem machte, vergegenwärtigte er sich, dass Tania eine Verdächtige war. Gleichzeitig musste er die lebhaften sexuellen Phantasien aus seinem Kopf verbannen, die sie früher bei ihm ausgelöst hatte, und sich anders benehmen als ein gehemmter junger Mann. Tania war mit Linda Lofthouse in Brimleigh gewesen und später Mitglied der Mad Hatters geworden. Außerdem war sie in jener Nacht in Swainsview Lodge gewesen, als Robin Merchant ertrank. Soweit Banks bekannt war, besaß sie für beide Morde kein Motiv, aber Motive tauchten nach Banks' Erfahrung häufig später auf, hatte man erst einmal Mittel und Gelegenheit nachgewiesen.
      »Sie waren nicht sehr mitteilsam am Telefon, wissen Sie?«, bemerkte Tania mit leichtem Tadel in ihrer rauchigen Stimme. Banks vernahm immer noch einen schwachen nordamerikanischen Akzent, auch wenn er wusste, dass sie seit ihrer Studienzeit in England lebte.
      »Es geht um den Mord an Nick Barber«, sagte er und beobachtete ihre Reaktion.
      »Nick Barber? Der Journalist? Du liebe Güte! Das wusste ich gar nicht.« Sie wurde blass.
      »Wie bitte?«
      »Ich habe noch vor zwei Wochen mit ihm gesprochen. Er wollte mit mir reden. Er schrieb etwas über die Mad Hatters.«
      »Waren Sie mit einem Interview einverstanden?«
      »Ja. Nick gehört zu den wenigen Federn in der Szene, bei denen man sich darauf verlassen kann, dass sie nicht alles verdrehen. O Gott, das ist ja furchtbar!« Tania schlug die Hand vor den Mund.
       Wenn sie das nur spielte, dachte Banks, dann war es verdammt gut. Aber schließlich war sie Schauspielerin von Beruf, rief er sich in Erinnerung. Eine der Katzen kam langsam herüberstolziert und sprang auf Tanias Schoß, als würde sie die Trauer ihres Frauchens spüren, nicht ohne Banks vorher einen bösen Blick zugeworfen zu haben. Geistesabwesend streichelte Tania das schnurrende Tier.
      »Das tut mir leid«, sagte Banks. »Ich wusste nicht, dass er Ihnen so nahestand, sonst hätte ich Ihnen die Nachricht etwas schonender beigebracht. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie Bescheid wussten.«
      »Wir standen uns nicht nah«, gab Tania zurück. »Ich kannte ihn nur flüchtig, mehr nicht. Ich habe ihn nur ein-, zweimal gesehen. Aber ich mochte seine Arbeit. Das ist ein Riesenschock. Er wollte vorbeikommen und mit mir über die frühen Tage der Band sprechen.«
      »Wann wollte er kommen?«, fragte Banks.
      »Wir hatten noch keinen Termin gemacht. Er rief vor zwei oder vielleicht drei Wochen an und sagte, er würde sich bald wieder bei mir melden. Tat er aber nicht.«
      »Sagte er sonst noch etwas?«
      »Nein. Er sagte, er würde von einem öffentlichen Fernsprecher aus anrufen, und seine Telefonkarte sei bald leer. Was ist denn passiert? Warum sollte jemand Nick Barber umbringen wollen?«
      Das erklärte, warum Tanias Nummer nicht auf den Verbindungsnachweisen von Barbers Handy und seinem Festnetz aufgetaucht war, dachte Banks. »Es könnte sein, dass es etwas mit der Geschichte zu tun hatte, an der er arbeitete«, sagte er.
      »Geschichte? Inwiefern?«
      »Das weiß ich noch nicht, aber wir haben noch keine anderen vielversprechenden Ermittlungsansätze gefunden.« Banks schilderte ein wenig von Barbers Tun in Yorkshire, insbesondere von seinem unbefriedigenden Treffen mit Vic Greaves.
      »Armer Vic«, sagte sie. »Wie geht es ihm?«
      Banks wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Seiner Ansicht nach war Greaves total übergeschnappt, wenn nicht sogar geisteskrank, doch schien er mit Hilfe von Chris Adams einigermaßen zurechtzukommen. Sicher stand er ganz oben auf der Liste von Banks' Verdächtigen. »Wie immer, schätze ich«, sagte er, auch wenn er nicht wusste, was bei Vic Greaves normal war.
      »Vic war ein ganz Sensibler«, erklärte Tania. »Viel zu zerbrechlich für das Leben, das er führte, und die Risiken, die er einging.«
      »Was meinen Sie damit?«
      Ehe Tania antwortete, drückte sie ihre Zigarette aus. »Es gibt Menschen in unserer Branche, deren Körper und Kopf unheimlich viele Drogen vertragen - Iggy Pop und Keith Richards fallen mir da beispielsweise ein -, und es gibt andere, die sich von Drogen hoch hinaustragen lassen und abstürzen.

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