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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Vic gehörte zu denen, die abstürzten.«
      »Weil er so sensibel war?«
      Tania nickte. »Manche schluckten damals Acid, als wären es Bonbons, und amüsierten sich prächtig damit, so als würden sie immer wieder ihre Lieblingstrickfilme gucken. Andere sahen den Teufel, den Rachen des Todes oder die Vier Reiter der Apokalypse und die Schrecken der Finsternis. Vic gehörte zu Letzteren. Er hatte hammerharte Horrortrips, und die Visionen zerrütteten ihn.«
      »Das heißt, das LSD führte zu seinem Zusammenbruch?«
      »Es trug mit Sicherheit dazu bei. Aber ich will damit nicht behaupten, dass sonst nichts passiert wäre. Mit Sicherheit waren die Gefühle und Bilder schon vorher ansatzweise in seinem Kopf. Acid ließ sie nur frei. Aber vielleicht hätte er besser den Korken in der Flasche gelassen.«
      »Warum hörte er nicht auf?«
      Tania zuckte mit den Achseln. »Darauf gibt es eigentlich keine Antwort. Von LSD wird man mit Sicherheit nicht so abhängig wie von Heroin oder Kokain. Aber er hatte nicht ausschließlich schlechte Trips. Ich denke, dass er vielleicht versuchte, durch die Hölle zu einem besseren Ort zu kommen. Vielleicht dachte er, wenn er es immer wieder probierte, würde er eines Tages den erhofften Frieden finden.«
      »Aber das funktionierte nicht.«
      »Sie haben ihn ja selbst gesehen. Sie müssten es wissen.«
      »Mit wem machte er das alles?«
      »Da gab es niemand Besonderen. Es war damals eher eine Art Metapher für die ganze Szene. Die Pforten der Wahrnehmung und so weiter. Vic war Dichter, er liebte diesen mystischen, dekadenten Glanz, war ganz versessen darauf. Er verehrte Jim Morrison, traf ihn sogar auf der Isle of Wight.« Tania lächelte vor sich hin. »Aber die Begegnung lief wohl nicht gut. Der Lizard King hatte schlechte Laune und wollte nichts von dem armen Vic wissen, schon gar nicht seine Gedichte lesen. Sagte ihm, er solle sich verpissen. Das tat weh.«
      »Zu dumm«, meinte Banks. »Was ist mit dem Drogenkonsum der übrigen Bandmitglieder?«
      »Keiner war so sensibel wie Vic, und keiner warf so viele Trips.«
      »Robin Merchant?«
      »Kaum. Ich hätte eigentlich gedacht, dass er unbeschadet aus all dem hervorgehen würde.«
      »Und Chris Adams?«
      »Chris?« Ein schwaches Lächeln flackerte über Tanias Gesicht. »Chris war wahrscheinlich der Normalste von allen. Ist er bis heute.«
      »Warum, glauben Sie, kümmert er sich so intensiv um Vic Greaves? Schuldgefühle?«
      »Wieso das?«
      »Keine Ahnung«, sagte Banks. »Vielleicht fühlt er sich für Greaves' Zusammenbruch verantwortlich oder so?«
      »Nein«, sagte Tania und schüttelte energisch den Kopf. »Ganz und gar nicht. Chris hat immer versucht, Vic vom LSD abzuhalten, hat ihm bei schlechten Trips geholfen.«
      »Warum dann?«
      Tania überlegte. Es war still draußen, Banks hörte nicht einmal Vögel zwitschern. »Wenn Sie mich fragen«, sagte sie, »dann würde ich sagen, weil er ihn liebte. Nicht im homosexuellen Sinn, müssen Sie wissen - Chris ist nicht so drauf, Vic übrigens auch nicht -, sondern als Bruder. Sie dürfen nicht vergessen, dass die beiden zusammen aufwuchsen, dass sie sich seit ihrer Kindheit in einer Arbeitersiedlung kannten. Sie hatten dieselben Träume. Hätte Chris musikalisches Talent besessen, wäre er in der Band gewesen, aber er gab immer gerne zu, dass er nicht mal die drei Grundakkorde des Rock beherrschte, außerdem kann er nicht die einfachste Melodie singen. Aber es stellte sich heraus, dass er Weitblick und einen guten Riecher fürs Geschäft hatte, und damit gab er der Band Halt nach all den Tragödien. War ja alles schön und gut, Learys Slogan >Turn on, tune in, drop out<, und einfach sagen, scheißegal, Mann, aber irgendjemand musste sich um den Alltag kümmern, ums Geldverdienen, und wenn es nicht ein so vertrauenswürdiger Mensch wie Chris gewesen wäre, hätte man darauf wetten können, dass zig skrupellose Aasgeier bereitstanden, um aus den Musikern Kapital zu schlagen.«
      »Interessant«, sagte Banks. »Das heißt also, auf gewisse Weise war Chris Adams die treibende Kraft hinter den Mad Hatters?«
      »Ja, er hielt den Laden zusammen. Und er half uns, eine neue Richtung zu finden, als Robin und Vic nicht mehr dabei waren.«
      »War es Chris, der Ihnen vorschlug, bei der Band einzusteigen?«
      Tania drehte einen silbernen Ring am Finger. »Ja. Das ist kein Geheimnis. Wir waren damals ein Paar. Ich

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