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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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vorbei, der Spätfilm fing an. Normalerweise schaute Chadwick sich solchen Mist nicht an, aber diese Woche lief Samstagnacht bis Sonntagmorgen. Den hatten Janet und er vor ungefähr acht Jahren im Kino gesehen, und er hatte nichts dagegen, sich den Film noch einmal anzugucken. Wenigstens ging es darin um eine Welt, die er verstand, um die Realität, nicht um langhaarige Jugendliche, die Hottentottenmusik hörten und Drogen nahmen.
      Es war ungefähr Viertel nach elf, als er hörte, wie die Haustür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Mittlerweile war sein Ärger in Sorge umgeschlagen, aber bei Eltern lag beides oft so nah beieinander, dass man es nicht voneinander trennen konnte.
      »Wo kommst du her?«, fuhr er Yvonne an, als sie das Wohnzimmer betrat. Sie trug eine hellblaue Schlagjeans und ein rotes Baumwolloberteil mit weißblauer Stickerei auf der Brust. Ihr Blick war ein bisschen verschleiert, aber sonst schien es ihr gut zu gehen.
      »Was für eine nette Begrüßung!«, bemerkte sie.
      »Würdest du mir bitte antworten?«
      »Wenn du es unbedingt wissen willst, ich war im Grove.«
      »Wo ist das?«
      »Hinter dem Bahnhof, am Kanal.«
      »Und was ist da los?«
      »Da ist gar nichts los. Montags ist da Folknacht. Leute singen Folksongs und lesen Gedichte vor.«
      »Du weißt ja, dass du noch nicht alt genug bist, um Alkohol zu trinken.«
      »Ich habe nichts getrunken. Zumindest keinen Alkohol.«
      »Du riechst nach Rauch.«
      »Dad, das ist ein Pub. Da rauchen die Leute. Hör zu, wenn du bloß auf mir rumhacken willst, geh ich lieber sofort ins Bett. Morgen ist Schule, oder hast du das vergessen?«
      »Jetzt reicht's aber! Du bist zu jung, um in irgendwelchen Pubs herumzuhängen! Wer weiß, wer-«
      »Wenn es nach dir ginge, hätte ich überhaupt keine Freunde, stimmt's? Und ich würde nie irgendwo hingehen. Du machst mich krank!«
      Und damit stapfte Yvonne die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Chadwick wollte ihr folgen, aber Janet hielt ihn am Arm zurück. »Nicht, Stan. Nicht jetzt. Wir wollen doch nicht schon wieder so einen Streit. Nicht heute Abend.«
      Obwohl Chadwick wütend war, wusste er, dass seine Frau recht hatte. Außerdem war er erschöpft. Nicht der beste Zeitpunkt, um eine langwierige Diskussion mit seiner Tochter anzufangen. Aber morgen würde er sie zur Rede stellen. Er würde herausfinden, was sie so machte, wo sie am Sonntagabend gewesen war, mit wem sie sich herumtrieb. Und wenn er ihr heimlich folgen musste.
      Er hörte, wie Yvonne oben mit den Türen knallte, erst auf die Toilette, dann ins Bad ging und schließlich ihre Zimmertür zuwarf. Sie zog alle Register. Sich jetzt wieder auf den Film zu konzentrieren war unmöglich. Schlafen gehen auch, egal wie müde er war. Hätte er einen Hund gehabt, wäre er jetzt eine Runde Gassi gegangen. Stattdessen schenkte er sich noch einen kleinen Whisky ein und tat so, als würde er den Film im Fernsehen schauen, während Janet vorgab, in ihrer Frauenzeitschrift zu lesen. Schließlich war oben alles still, und sie konnten in Ruhe zu Bett gehen.
     
     

** 4
     
    Annie ging davon aus, dass Kelly Soames am Samstagmorgen zur Arbeit erscheinen würde, deshalb parkte sie in Fordham hinter dem Tatorteinsatzwagen und stellte ihren Rückspiegel so ein, dass sie den Pub und die Straße hinter sich im Blick hatte. Banks hatte die Vermutung geäußert, dass Kelly am Vorabend nicht geredet hätte, weil zu viele Leute anwesend waren und sie ein Geheimnis hatte, deswegen hielt er es für eine gute Idee, sie allein abzupassen und an einem anderen Ort mit ihr zu sprechen. Auch glaubte er, dass eine Frau, sprich Annie, wahrscheinlich eher etwas aus Kelly herausbekommen würde.
      Um kurz vor elf sah Annie, dass Kelly aus einem Auto stieg. Sie erkannte den Fahrer, er war am vergangenen Abend im Pub gewesen und hatte dort Karten gespielt. Sobald der Wagen wieder losgefahren und um die Kurve gebogen war, setzte Annie zurück und fing Kelly ab. »Ich würde gerne mit Ihnen sprechen«, sagte sie.
      Kelly steuerte auf den Eingang des Pubs zu. »Hab keine Zeit. Sonst komme ich zu spät zur Arbeit.«
      Annie stieß die Beifahrertür auf. »Sie werden noch viel mehr Ärger haben, wenn Sie jetzt nicht mitkommen.«
      Kelly kaute auf der Lippe herum, murmelte etwas vor sich hin und stieg in den alten violetten Astra. Annie hätte sich längst ein neues Auto kaufen sollen, doch hatte sie in den letzten Monaten

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