Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes
Lauferei und der Arbeit auf der Straße selbst erledigt hatte, weil er das gern tat.
Catherine Gervaise war kühl und distanziert, kein Mentor und Freund, wie es Gristhorpe gewesen war. Banks wurde klar, dass er unter ihrem Regiment härter für seine Privilegien kämpfen musste. Sie war mit Leib und Seele Verwaltungsbeamtin, eine ehrgeizige Frau, die mit Hilfe von Förderprogrammen, Management- und Computerkursen und, wie manche sagten, dank positiver Diskriminierung schnell aufgestiegen war. Dies würde ihre erste Ermittlung im Präsidium der Western Area sein, deshalb war es interessant zu sehen, wie sie damit umgehen würde. Zumindest war sie nicht dumm, dachte Banks, sie würde schon wissen, wie sie sich ihrer Mittel am besten bediente.
Manche störten sich an ihrem Akzent und ihrer Ausbildung am Cheltenham Ladies College, doch Banks wollte ihr gegenüber keine Vorurteile hegen, solange sie ihn in Ruhe ließ. Er hatte herausgefunden, dass sie etwas gemeinsam hatten: Dauerkarten für die Oper; er hatte sie mit ihrem Mann bei einer Aufführung von Lucia di Lammermoor gesehen. Banks glaubte nicht, dass Gervaise ihn erkannt hatte. Zumindest hatte sie sich nichts anmerken lassen. Ihre Erscheinung war eher streng. Sie schminkte sich kaum, hatte kurzes, blondes Haar, überraschend schöne, herzförmige Lippen und eine sportliche Figur. Gervaise kleidete sich konservativ, bevorzugte dunkelblaue Kostüme und weiße Blusen. Im Auftreten war sie ziemlich nüchtern und wahrte Distanz. Und entweder bekam sie die Witze innerhalb der Truppe nicht mit, oder sie tat nur so.
Gervaise verlangte einen Bericht über das, was bisher in Erfahrung gebracht worden war, und das war nicht gerade viel. Die Blutspritzeranalyse untermauerte die Theorie, dass Nick mit einem Schürhaken auf den Hinterkopf erschlagen worden war, als er dem Mörder den Rücken zukehrte, vielleicht um zu seinen Zigaretten zu greifen. Danach war er noch ein oder zwei Mal geschlagen worden - wie oft genau, würden sie erfahren, wenn Dr. Glendenning die Leichenschau vornahm. Offenbar hatte der Täter sichergehen wollen, dass sein Opfer auch wirklich tot war.
»Sind wir mit der Identifizierung weitergekommen?«, fragte Superintendent Gervaise.
»Ein bisschen, Ma'am«, sagte Winsome. »Zumindest verrät sein Autokennzeichen, dass der Wagen in London registriert ist.«
»Ist es kein Mietwagen?«
»Nein. Mit Hilfe unserer Werkstatt konnten wir endlich einen Blick hineinwerfen. Aber leider fand sich da auch nichts, was uns verraten könnte, wer er ist.«
»Da wollte uns also wirklich jemand Sand in die Augen streuen.«
»Na ja, Ma' am, der Wagen ist noch ziemlich neu, und der Tote war vielleicht nicht gerade der Typ, der all seine Sachen im Auto lässt, aber es sieht dennoch ganz danach aus. Der Täter muss allerdings gewusst haben, dass er die Ermittlungen damit höchstens verzögern, aber nicht aufhalten kann.« Winsome sah Banks an, der ihr Zeichen machte weiterzusprechen. »Was wahrscheinlich bedeutet, dass er Zeit gewinnen wollte, um das Weite zu suchen und sich ein Alibi zu verschaffen.«
»Eine interessante Theorie, DC Jackman«, sagte Gervaise. »Aber mehr ist es auch nicht, nicht wahr? Eine schlichte Theorie?«
»Ja, Ma'am. Bis jetzt.«
»Und was wir brauchen, sind Fakten.«
Das verstand sich von selbst, und zwar in jeder Ermittlung, dachte Banks. Natürlich wollte man Fakten, aber bis man welche hatte, spielte man mit Theorien herum. Man verwendete, was man bereits wusste, dann nutzte man seine Phantasie, und manchmal gelang es dann, sich der Wahrheit anzunähern. Banks nahm an, dass Winsome genau das tat. Ms. Gervaise wollte sich offenbar als eine Vorgesetzte verstanden wissen, für die nur Fakten zählten und die nichts auf schnöde Theorien gab. Wenn sie es so haben wollte ... Die Truppenmitglieder würden schnell lernen, ihre Hypothesen für sich zu behalten, doch Banks hoffte, dass Gervaise' Haltung die Kreativität der Kollegen nicht völlig erdrückte und sie nicht davon abhielt, ihm weiterhin ihre Theorien anzuvertrauen. Es war ja schön und gut, wenn man eine gewisse Einstellung mitbrachte, aber es war schlecht, wenn so eine Haltung das sensible Gleichgewicht zerstörte, das sich im Laufe der Zeit gebildet hatte.
Es gab einen eklatanten Mangel an Constables im Team, seit vor kurzem Gavin Rickerd, der beste Büroleiter, den sie je hatten, zur neu eingerichteten Nachbarschaftspolizei
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