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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Tochter im Leichenschauhaus noch einmal offiziell identifizieren.«
      »Wirklich?«
      »Leider ja. Aber wir werden es so unkompliziert wie möglich für Sie gestalten. Machen Sie sich keine Sorgen.«
      »Wann kann ich ... nun ja, sie beerdigen?«
      »Bald«, erwiderte Chadwick. »Sobald sie vom Coroner zur Beisetzung freigegeben wird. Ich sage Ihnen Bescheid. Es tut mir sehr leid, Mrs. Lofthouse, aber ich müsste Ihnen ein paar Fragen stellen. Je früher, desto besser.«
      »Ja, sicher. Das geht schon. Und ich heiße Margaret. Soll ich uns vielleicht einen Tee kochen? Wäre Ihnen das recht?«
      »Ich könnte schon ein Tässchen vertragen«, sagte Chadwick lächelnd.
      »Dauert nicht lange.«
      Margaret Lofthouse verschwand in der Küche. Bestimmt wollte sie mit ihrer Trauer allein sein, das Wasser mit dem althergebrachten, tröstlichen Ritual zum Kochen bringen und in den Teekessel füllen. Auf dem Kaminsims tickte eine Uhr neben einem Bilderrahmen. Fünf nach halb eins. Broome und sein Kumpel wären inzwischen auf dem Weg nach Sheffield, wenn sie nicht schon dort angekommen waren. Chadwick stand auf, um das Foto zu betrachten. Es zeigte eine jüngere Margaret Lofthouse. Der Mann, der ihr den Arm um die Taille legte, war zweifellos ihr Gatte. Außerdem zeigte das offensichtlich auf dem Land aufgenommene Bild ein junges Mädchen mit kurzem blondem Haar, das direkt in die Kamera schaute.
      Margaret Lofthouse kehrte mit einem Tablett zurück. »Das wurde auf der Garstang Farm bei Hawes in Wensleydale aufgenommen«, erklärte sie. »Als Linda noch klein war, haben wir dort immer Sommerferien gemacht. Das Haus gehörte meinem Onkel. Aber er ist inzwischen tot, und das Haus wurde verkauft. Ich habe wunderbare Erinnerungen daran. Linda war so ein hübsches Kind.«
      Chadwick sah, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Mit einem Taschentuch tupfte sie sie fort. »Entschuldigung«, sagte sie. »Es schnürt mir bloß die Kehle zu, wenn ich daran denke, was für eine glückliche Familie wir damals waren.«
      »Das verstehe ich«, sagte Chadwick. »Was ist denn passiert?«
      Margaret Lofthouse schien sich nicht über die Frage zu wundern. »Was heutzutage überall passiert«, erwiderte sie schniefend. »Linda wurde erwachsen. Heutzutage wollen sie mit sechzehn schon alles haben, nicht wahr? Tja, sie bekam ein Kind.«
      »Und was machte sie damit?«
      »Sie gab es zur Adoption frei - es war ein Junge -, was hätte sie sonst tun sollen? Sie hätte nicht für ihn sorgen können, und Jim und ich waren zu alt, um noch mal ein Kind großzuziehen. Er hat ganz bestimmt ein gutes Zuhause gefunden.«
      »Bestimmt«, bestätigte Chadwick. »Aber ich bin nicht hier, um über das Kind zu sprechen, sondern über Linda.«
      »Ja, sicher. Milch und Zucker?«
      »Bitte.«
      Mrs. Lofthouse schenkte den Tee aus einer Teekanne von Royal Doulton in zerbrechlich wirkende Tassen mit Goldrand. »Das ist das Teeservice meiner Großmutter«, erklärte sie. »Das Einzige, was ich an Kostbarem besitze. Jetzt ist niemand mehr da, an den ich es weitergeben könnte. Linda war ein Einzelkind.«
      »Wann zog sie bei Ihnen aus?«
      »Kurz nach der Geburt des Kindes. Im Winter 1967.«
      »Wo ging sie hin?«
      »Nach London. Zumindest sagte sie das.«
      »Wohin in London?«
      »Keine Ahnung. Hat sie nie gesagt.«
      »Sie hatten keine Adresse von ihr?«
      »Nein.«
      »Kannte sie denn dort jemanden?«
      »Muss sie wohl, oder? Aber ich habe nie einen von ihren Bekannten kennengelernt.«
      »Kam sie denn nie wieder zu Besuch vorbei?«
      »Doch. Mehrmals. Wir gingen freundschaftlich, aber distanziert miteinander um. Sie hat nie etwas über ihr Leben da unten erzählt, mir immer nur versichert, es ginge ihr gut und ich müsse mir keine Sorgen machen. Und ich muss sagen, sie sah immer gut aus. Ich meine damit, sie war sauber und nüchtern und gut gekleidet, wenn man solche Kleidung schön findet. Sie sah wohlgenährt aus.«
      »Meinen Sie Hippie-Kleidung?«
      »Ja. Lange, weite Kleider. Schlaghosen mit Blumenstickerei. Solche Sachen. Aber wie gesagt, es war immer alles sauber und sah nach guter Qualität aus.«
      »Wissen Sie, wovon Linda lebte?«
      »Keine Ahnung.«
      »Über was sprachen Sie denn überhaupt?«
      »Sie erzählte mir von Landon, von den Parks, den Häusern, den Galerien - wissen Sie, ich bin noch nie dort gewesen. Linda interessierte sich für

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