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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sich zurückgehalten, sein Messer ausnahmsweise in der Tasche gelassen und davon abgesehen, den ganzen Abend T. S. Eliot vor sich hin zu murmeln. Der Typ, der angeblich das Konzert in Brimleigh organisiert hatte, Rick Hayes, war ebenfalls da gewesen. Über ihn waren sie an die Freikarten gekommen. Hayes kannte Linda aus London und schien auch Dennis zu kennen, dem das Haus gehörte. Yvonne hatte Hayes nicht gemocht. Er hatte sie zu überreden versucht, mit ihm nach oben zu verschwinden, und war etwas pampig geworden, als sie sich weigerte.
      Das war das einzige Mal gewesen, dass Yvonne und Linda sich begegnet waren. Obwohl sie nicht viel miteinander gesprochen hatten, war Yvonne von Linda beeindruckt gewesen. Sie hatte damals auf die Ergebnisse ihrer O-Level gewartet, und Linda hatte gesagt, dass Prüfungen nichts bewiesen und man nur in sich selbst die Wahrheit darüber fände, wer man sei. Das hatte in Yvonnes Ohren sinnvoll geklungen. Und jetzt war Linda tot. Erstochen. Yvonne fühlte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie konnte es kaum glauben. Eine von ihnen. Sie hatte Linda auf dem Festival nicht gesehen, aber das war nicht verwunderlich.
      Der Bus fuhr weiter, am Gaswerk vorbei, über den Kanal und den Fluss und vorbei an der riesigen Baustelle an der Ecke Wellington Street, wo das neue Gebäude der Yorkshire Post gebaut wurde. Dann ging es entlang der hohen, dunklen viktorianischen Häuser bis zum City Square. Dort stieg Yvonne aus. Sie wollte ein paar neue Geschäfte erkunden und in dem kleinen Plattenladen im Gässchen an der Albion Street noch die Blind-Faith-LP kaufen. Ihre Eltern hatten ihr nicht erlaubt, zu dem Gratiskonzert im letzten Juni im Hyde Park nach London zu fahren, aber immerhin konnte Yvonne die Musik auf Platte genießen. Später wollte sie sich am Carberry Place mit Steve zum Kiffen treffen. Ein paar von ihnen wollten am Abend ins Peel gehen, um Jan Dukes de Grey zu sehen. Derek und Mick waren die Berühmtheiten der Stadt und gleichzeitig ganz normale Leute; sie redeten mit allen und signierten das Cover ihrer ersten LP, Sorcerers, anstatt sich wie Rockstars hinter der Bühne zu verschanzen.
      Yvonnes Problem blieb dennoch ungelöst: Sollte sie mit ihrem Vater über Linda reden oder nicht? Wenn sie es tat, würde die Polizei in null Komma nichts in Bayswater Terrace aufkreuzen. Vielleicht würden Dennis, Martin, Julie und die anderen auffliegen. Das wäre dann Yvonnes Schuld. Wenn die anderen das rausfinden sollten, würden sie nie wieder mit ihr reden. Yvonne war überzeugt, dass keiner von ihnen etwas mit Lindas Schicksal zu tun hatte, weshalb also sollte sie ihren Freunden Probleme bereiten? Rick Hayes war ein arrogantes Ekel, und McGarrity war sonderbar, aber keiner von beiden würde jemanden umbringen. Was half es der Polizei bei ihren Ermittlungen, wenn sie wusste, dass Linda im Juli in Bayswater Terrace gewesen war? Ihr Vater würde sowieso früher oder später herausfinden, wer Linda war - so was konnte er gut -, aber nicht mit Yvonnes Hilfe, und so würde ihr niemand die Schuld für die Folgen in die Schuhe schieben können.
      Diese Entscheidung traf Yvonne, als sie in die gepflasterte Gasse einbog. Sie würde es für sich behalten. Auf gar keinen Fall würde sie zu den Bullen gehen, schon gar nicht, wenn der Oberbulle ihr Vater war.
     
     

** 6
     
    Es hatte schon so seine Vorteile, Chief Inspector zu sein, dachte Banks, als er am Sonntagmorgen bei seiner zweiten Tasse Kaffee im Wintergarten saß und die Sonntagszeitungen las. In den letzten Stunden hatte sich der Wind abgeschwächt, die Sonne schien, und es war ein wenig milder geworden, doch lag schon ein untrüglicher Hauch von Herbst in der Luft, der Geruch modrigen Laubs und eine beißende Rauchfahne von einem Torffeuer in der Ferne.
      Dennoch war Banks der Ermittlungsleiter, und in Kürze würde er Calvin Soames befragen. Er wollte auch auf der Dienststelle und beim Tatortwagen vorbeischauen, um Präsenz zu zeigen und sich auf den neuesten Stand zu bringen, falls sich etwas getan hatte. In einer solchen Ermittlung konnte er es sich nicht leisten, längere Zeit nicht am Ball zu sein, aber momentan hatte die Mannschaft genug zu tun, und die Kriminaltechniker mussten sich durch Unmengen von Spuren arbeiten. Banks war allzeit per Handy erreichbar; wenn nicht gerade der große Durchbruch kam, gab es keinen Grund für ihn, jeden Morgen bei Tagesanbruch im Büro aufzutauchen. Da würde er nur mit Papierkram

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