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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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jemand unter deren einfluss stand ... Chadwick beschloss, im Erdgeschoss zu beginnen. Als sich dort niemand meldete, arbeitete er sich nach oben vor. Schließlich bekam er über eine schlechte Verbindung einen jungen Mann aus der Wohnung Nr. 5 zu sprechen, der ihm tatsächlich die Haustür aufdrückte.
      Der Geruch von Katzenpisse und Zwiebeln war überwältigend: Auf dem Boden lag graues, gesprungenes Linoleum, auf der Treppe ein schäbiger Teppich. Falls er einmal ein Muster gehabt hatte, so war es in dem trüben Grau nicht mehr zu erkennen. Die Wände waren nackt, abgesehen von einigen Telefonnummern, die neben ein Münztelefon gekritzelt waren. Aus Gewohnheit schrieb Chadwick sie ab.
      Jetzt musste er nur noch die Wohnung Nr. 8 finden. Im Erdgeschoss war sie nicht, auch nicht im ersten Stock, doch im zweiten Stock ging sie nach vorne auf die Straße. Auf dem Flur war ein weiteres Münztelefon, und wieder notierte Chadwick die Nummern. Hier oben roch es etwas besser, in erster Linie dank der Räucherstäbchen, die irgendwo abgebrannt wurden. Unter der Decke hing eine nackte Glühbirne und warf ein dankenswerterweise schwaches Licht auf die heruntergekommene Einrichtung. Chadwick hörte leise Musik aus Nr. 8 - Gitarre, Querflöte und ein orientalisches Schlaginstrument. Ein gutes Zeichen.
      Er klopfte an der Tür. Kurz darauf wurde sie mit vorgelegter Kette geöffnet. Er war noch nicht am Ziel, aber nah dran. »Sind Sie Tania Hutchison?«, fragte er.
      »Ich bin Tania«, sagte das Mädchen. »Wer will das wissen?« Chadwick meinte, einen amerikanischen Akzent auszumachen.
      Er konnte nur einen schmalen Streifen des Gesichts sehen, ahnte aber, was Dennis Nokes gemeint hatte, als er ihr gutes Aussehen beschrieb. »Ich bin Detective Inspector Chadwick«, stellte er sich vor und hielt ihr seinen Dienstausweis hin. »Es geht um Linda Lofthouse.«
      »Um Linda? Ja, sicher.«
      »Dürfte ich hereinkommen?«
      Kurz schaute sie ihn an - er konnte nur ein Auge sehen  - und er spürte, dass sie abwog, was für sie am besten war. Schließlich wurde die Tür geschlossen und dann ganz weit geöffnet. »Na, gut«, sagte Tania.
      Chadwick folgte ihr in ein L-förmiges Zimmer. Der kleinere Bereich wurde von einer Küchenzeile eingenommen. Der Rest war spärlich möbliert, vielleicht weil nur so wenig Platz war. Es gab keinen Teppich auf den alten Holzdielen. Eine mit roter Gaze überzogene Matratze mit vielen Kissen lag auf dem Boden, davor stand ein niedriger Glastisch mit einer Vase voll Blumen, einem Evening Standard, einem Aschenbecher und einem Buch mit dem Titel Das Glasperlenspiel von Hermann Hesse. Chadwick hatte noch nie von Hermann Hesse gehört, aber hatte das Gefühl, es wäre sicherer, wenn er bei Dick Fancis, Alistair MacLean und Desmond Bagley blieb. An der Wand lehnte eine Akustikgitarre.
      Tania setzte sich auf die Matratze und lehnte sich gegen die Wand.
      Chadwick zog sich einen der harten Küchenstühle heran. Das Zimmer machte einen hellen, sauberen Eindruck: ein wenig Licht fiel durch ein Schiebefenster herein, und an der Wand hing ein buntes abstraktes Bild. Doch der generell schlechte Zustand des Hauses und der Gegend war nicht zu verhehlen.
      Die junge Frau sah so aus, wie Dennis Nokes und Robin Merchant sie beschrieben hatten: zierlich und attraktiv mit strahlend weißen Zähnen und glänzendem dunklem Haar bis zur Taille. Sie trug eine Jeans mit Schlag und eine dünne Baumwollbluse, die nur wenig der Phantasie überließ. Sie griff nach einem Päckchen Pall Mall und zündete sich eine Zigarette an. »Ich habe es erst gestern erfahren«, sagte sie und blies den Qualm aus. »Das mit Linda.«
      »Und wie?«
      »Aus der Zeitung. Ich war weg.«
      »Wie lange?«
      »Neun Tage.«
      Das passte. Chadwick hatte die Identität von Linda Lofthouse erst am Samstag durch Carol Wilkinson bestätigt bekommen, sodass die Meldung am Montag an die Zeitungen und die anderen Nachrichtenmedien gegangen war. Heute war Mittwoch, vor zehn Tagen war das Brimleigh Festival zu Ende gegangen und die Leiche entdeckt worden. Chadwick betrachtete Tania und sah, dass sie geweint hatte; die Tränen waren auf ihrer makellosen olivbraunen Haut getrocknet. Ihre großen grünen Augen glänzten glasig.
      »Wo waren Sie?«, fragte Chadwick.
      »In Frankreich, bei meinem Freund. Er studiert in Paris. An der Sorbonne. Ich bin gestern erst zurückgekommen.«
      »Ich nehme an, das können

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