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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wir überprüfen?«
      »Bitte!« Sie nannte ihm einen Namen und eine Telefonnummer in Paris. Das nützte Chadwick nicht viel. Schließlich handelte es sich um ihren Freund, der für Tania das Blaue vom Himmel herunterlügen würde. Aber erledigt werden musste es trotzdem.
      »Aber Sie waren doch in Brimleigh, oder?«
      »Sicher.«
      »Darüber möchte ich mit Ihnen sprechen.«
      Tania blies den Rauch aus, griff nach dem Aschenbecher auf dem Tisch und stellte ihn auf ihren Schoß zwischen die übergeschlagenen Beine.
      »Was geschah dort?«, fragte Chadwick.
      »Wie meinen Sie das: >Was geschah dort?< Da ist eine Menge geschehen. Es war ein Festival, eine große Feier.«
      »Was wurde gefeiert?«
      »Die Jugend. Musik. Das Leben. Liebe. Frieden. Ach, das verstehen Sie nicht.«
      »Oh, ich weiß nicht«, sagte Chadwick. »Ich war auch mal jung.« Langsam gewöhnte er sich daran, von diesen Leuten als alt und spießig kritisiert zu werden, und da es ihn nicht im Geringsten störte, war es einfacher, die Kritik mit einem schlagfertigen Kommentar abzutun. Trotz Enderbys Erklärung verstand er doch nicht so recht, warum intelligente junge Leute aus gutem Hause freiwillig in solch ärmlichen Verhältnissen lebten und sich höchstwahrscheinlich auch noch schlecht ernährten. Waren Sex und Drogen nach Belieben ein derart miserables Leben wert?
      Tania rang sich ein Lächeln ab. »Damals war es anders.«
      »Das können Sie wohllaut sagen. Swing. Jitterbug. Glenn Miller, Tommy Dorsey, Henry Hall. Harry Roy, Nat Gonella, Al Bowlly. Richtige Musik. Und der Krieg natürlich.«
      »Wir ziehen lieber nicht in den Krieg.«
      »Es muss angenehm sein zu glauben, dass man die Wahl hat«, sagte Chadwick und spürte, wie die Wut in ihm aufstieg, wie immer, wenn er solch fadenscheinige Kommentare hörte. Er drängte darauf, zum Anlass des Gesprächs zurückzukehren. Diese Leute brachten einen vom Thema ab, drängten einen in die Defensive, und ehe man sich versah, diskutierte man mit ihnen über Krieg und Revolution. »Hören Sie, ich würde einfach gerne die Geschichte von Ihnen und Linda erfahren: Warum Sie in Brimleigh waren, warum Sie nicht zusammen nach Hause fuhren, was passiert ist. Ist das so schwierig?«
      »Überhaupt nicht. Wir sind am Sonntagmorgen hochgefahren. Ich habe einen alten Mini.«
      »Nur Sie beide?«
      »Mehr bekommt man nicht in einen Mini hinein, wenn man es einigermaßen bequem haben will.«
      »Und Sie blieben nur einen Tag dort?«
      »Ja. Die Mad Hatters meinten, sie könnten uns Backstage-Ausweise besorgen, aber nur für den Tag, an dem die Band spielte. Das war am Sonntag. Ehrlich gesagt, hatten wir nicht so viel Bock darauf, drei Tage lang auf einem matschigen Feld in Yorkshire zu sitzen.«
      Das war so ungefähr der erste vernünftige Satz, den Chadwick seit langem von einem jungen Menschen gehört hatte. »Wann trafen Sie ein?«
      »Am frühen Nachmittag.«
      »Waren die Mad Hatters schon da?«
      »Die liefen da rum.«
      »Wie ging es weiter?«
      »Es war echt super. Wir konnten parken, wo die Bands standen, und wir konnten kommen und gehen, wie es uns gefiel.«
      »Was war hinter der Bühne los?«
      »Musik, ob Sie's glauben oder nicht. Wenn eine Band auf der Bühne spielte, konnte man vorne rumgehen, in den Pressebereich, falls da Platz war. Da hatte man den besten Blick.«
      »Und in der übrigen Zeit?«
      »Hinter der Bühne ist das wie eine Gartenparty. Komplett mit Bierzelt, Büfett, Tischen und Stühlen, irgendeiner zupft auf seiner Gitarre herum, es wird geredet, gejammt, getanzt. Wie eine Mischung aus großem Club und Restaurant. Manchmal war es ein bisschen chaotisch, besonders zwischen den Auftritten, wenn die Roadies hin und her rannten, aber meistens war es echt lustig.«
      »Ich habe gehört, dass manche Stars eigene Wohnwagen hatten.«
      »Man braucht einen Rückzugsort. Und, na ja, wenn man sich mal eine Weile verdrücken will ... Also, ich muss es doch nicht aussprechen,oder?«
      »Sind Sie mit jemandem in den Wohnwagen gegangen?«
      Tania bekam große Augen und wurde rot. »Das ist keine Frage, die ein Gentleman einer Lady stellen würde. Und was soll das mit Lindas Schicksal zu tun haben?«
      »Das heißt, niemand musste in den Wald gehen, um ein bisschen Privatsphäre zu haben?«
      »Nein. Es war so, als hätten wir unsere eigene kleine Gemeinschaft, und da brauchten wir niemanden,

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