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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Licht.
      Schließlich ging Annie an die Tür, trat beiseite und ließ ihn herein. Er hatte eine Weinflasche in einer Geschenkverpackung dabei. Eine Sühnegabe? Hatte er doch gar nicht nötig. Wenn irgendjemand den Olivenzweig reichen musste, so war es Annie. Dieser verdammte Taktiker! Entwaffnete den Feind, noch bevor das erste Wort gesprochen war. Aber vielleicht war Annie auch ungerecht.
      »Woher wusstest du, dass ich zu Hause bin?«, fragte sie.
      »Wohl einfach Glück gehabt«, erwiderte er. »Phil Hartnell meinte, du wärst heute in Leeds bei Claire Toth gewesen, da dachte ich, du würdest vielleicht lieber zu Hause übernachten, als die lange Strecke nach Whitby zurückzufahren.«
      »Das ist wahrscheinlich der Grund, warum du Chief Inspector bist und ich nur Inspector.«
      »Elementar, mein lieber Watson.«
      »Du hättest anrufen können.«
      »Dann hättest du mir gesagt, ich soll zu Hause bleiben.«
      Annie nestelte an einer Haarsträhne herum. Banks hatte recht. »Na, wenn du schon mal hier bist, kannst du dich meinetwegen auch hinsetzen.«
      Banks übergab ihr die Flasche und setzte sich aufs Sofa.
      »Ich schätze mal, du willst was davon trinken, oder?«, fragte sie.
      »Ja, ich nehme gerne ein Glas.«
      Annie ging in die Küche, um den Korkenzieher zu holen. Der Wein war ein Vacqueyras, den sie schon einmal mit Banks getrunken und genossen hatte. Nichts Besonderes, aber nett. Also eine untertriebene Geste. Annie schenkte ein Glas ein, goss sich selbst den billigen Soave nach, ging zurück und setzte sich in den Sessel. Auf einmal wirkte ihr Wohnzimmer zu klein für sie beide. »Musik?«, fragte sie, eher zur Ablenkung, als dass sie wirklich etwas hören wollte.
      »Wenn du willst.«
      »Such du aus.«
      Banks hockte sich vor Annies kleine CD-Sammlung und entschied sich für Alice Coltranes Journey in Satchidananda. Annie musste seine Wahl loben. Die CD passte zu ihrer Laune, und die schwirrenden Harfentöne über der langsamen, melodischen Bassline besänftigten sie immer, wenn sie aufgewühlt war. Sie konnte sich erinnern, dass John Coltrane gelaufen war, als sie Banks besucht hatte, aber Annie fand, dass die Musik seiner Frau viel eingängiger war. Die einzige Ausnahme war die CD von Coltrane, die Annie besaß, The Gentle Side.
      »Wie lief dein Gespräch mit Claire Toth?«, fragte Banks, als er wieder saß.
      »Furchtbar und nicht sehr aufschlussreich«, erwiderte Annie. »Ich meine, ich glaube nicht, dass sie irgendwas mit dem Mord zu tun hat, aber sie ist so, na ja, so zornig, auch wenn ich nicht glaube, dass sie noch genug Kraft hat, um Rache zu üben. Das Schicksal ihrer Freundin hatte eine vernichtende Wirkung auf sie.«
      »Macht sie sich immer noch Vorwürfe?«
      »So sehr, dass sie absichtlich unansehnlich herumläuft und ihre Intelligenz und ihr Können unter den Scheffel stellt. Der Vater hat sich aus dem Staub gemacht, das hat wohl nicht gerade geholfen. Die Mutter scheint sich mit Prozac zu betäuben.«
      »Was ist mit den Familien der anderen Opfer?«
      »Noch nichts. Die vorherrschende Meinung ist wohl, dass die Justiz sie im Stich gelassen hat, aber Gott Gerechtigkeit walten ließ. Alle sind froh, dass Lucy Payne tot ist. Gibt ihnen das Gefühl, dieses Kapitel ihres Lebens sei >abgeschlossen<.«
      »Das kann eine ganze Menge heißen«, sagte Banks, »so inflationär dieser Ausdruck heute gebraucht wird.«
      »Na, man kann den Leuten wohl keinen Vorwurf machen«, sagte Annie.
      »Du bist also nicht vorangekommen?«
      »Würde ich so nicht sagen. Bevor ich nach Hause fuhr, habe ich noch mal kurz mit Charles Everett gesprochen. Er weiß nicht, was aus Maggie Forrest geworden ist, aber wenn sie noch im Land ist, würde ich auf jeden Fall sagen, dass sie unsere Hauptverdächtige ist. Lucy Payne freundete sich mit ihr an, nutzte sie aus und verriet sie. Maggie könnte beschlossen haben, Rache zu nehmen, damit sie ihr Leben wieder auf die Reihe bekommt oder sich von der Vergangenheit befreit.«
      »Könnte sein«, meinte Banks. »Hast du eine Vorstellung, wo sie wohnt?«
      »Noch nicht. Ginger will morgen bei den Verlagen nachfragen. Aber ich habe noch was anderes gehört.« Annie erzählte kurz von Les Ferris' Theorie, und Banks schenkte der Geschichte viel mehr Gehör, als sie erwartet hätte. Sicher, er hatte schon so manches Verbrechen gelöst, das sich über mehrere Jahrzehnte spannte, und war daher nicht

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