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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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aufgetaucht, und selbst seine ermutigenden Worte hatten irgendwie hohl geklungen. Wenn sie wenigstens den Durchbruch schafften und herausfänden, über welches Leck die Identität und der Aufenthaltsort von Lucy Payne bekanntgeworden war, wären sie ein ganzes Stück weiter, dachte Annie immer wieder. Ginger beschwerte sich unablässig, wie schwierig es sei, am Freitag jemanden in einem Verlagshaus an die Strippe zu bekommen, der Auskunft geben konnte, wartete aber jetzt auf den Rückruf von Maggie Forrests ehemaligem Art Director und hoffte das Beste.
      Zuvor war Ginger damit beschäftigt gewesen, Sarah Bingham ausfindig zu machen, mit der sich Kirsten Farrow nach ihrem Jurastudium angefreundet hatte. Ginger hatte Erfolg gehabt. Besser noch, Sarah arbeitete an jenem Nachmittag zu Hause. Am Telefon hatte sie zu Annie gesagt, sie könne eine halbe Stunde für sie erübrigen. Sarah wohnte in einem der schicken Apartmenthäuser am Fluss, die seit Annies letztem Besuch im hohen Norden völlig saniert und in hochwertigen Wohnraum umgewandelt worden waren. Teure Restaurants und Boutique-Hotels in funkelnden neuen Gebäuden säumten das Ufer des Tyne, scharfkantige moderne Entwürfe aus Stahl, Beton und Glas, die über dem Wasser aufragten. Während Anni den Gästeparkplatz suchte, klingelte ihr Handy. Es war Les Ferris, und er war ganz aufgeregt. Annie hielt am Straßenrand.
      »Annie, ich habe die Haarproben gefunden!«
      »Super«, sagte Annie. »Wann kann Liam damit anfangen?«
      »Es gibt ein kleines Problem«, gestand Les. »Liam kann sofort loslegen, aber die Proben sind im Präsidium von West York-shire, zusammen mit den anderen Asservaten der Serienmorde von 1988, was auch Sinn macht. An sich ist das kein Problem, aber jetzt ist Freitagnachmittag, es war gerade Schichtwechsel, das Wochenende steht vor der Tür, deshalb ist niemand da, der sie austragen würde. Der Wachmann der Asservatenkammer ist ein blöder Hund, wir brauchen unbedingt jemand von weiter oben. Superintendent Brough ist -«
      »Wahrscheinlich Golfspielen«, sagte Annie. »Worauf wollen Sie hinaus, Les? Tut mir leid, aber ich habe es selbst ein bisschen eilig.«
      »Gut. Verstanden. Ich will auf Montag hinaus. Am Montagmorgen müssten wir die Sachen ins Labor bringen können, so dass Liam und seine Experten mit dem Vergleich anfangen können. Wenn alles gutgeht.«
      »Das ist super«, sagte Annie. »Wir haben schon lange gewartet, dann macht es bis Montag auch nichts mehr. Und wenn es notwendig ist und meine Autorität reicht, dann rufen Sie mich einfach später noch mal an. Gut gemacht, Les! Herzlichen Dank!«
      »Gern geschehen«, sagte Ferris und legte auf.
      Bis zum Montag wollte Annie einfach weitermachen wie geplant. Wenn die Haarprobe bewies, dass Kirsten Farrow nichts mit dem Mord an Lucy Payne zu tun hatte, würde sie diesen Ermittlungsansatz abhaken können. Er war sowieso weit hergeholt. Dann hätte sie ihre Zeit mit einem fruchtlosen Unterfangen vertan, aber so war das eben manchmal. Sie würde ihre Ressourcen neu auf die anderen Theorien verteilen müssen. Zum Beispiel auf Maggie Forrest. Janet Taylors Bruder war auch eine Möglichkeit gewesen, aber Tommy Naylor hatte ihn in einer Suchtklinik in Kent aufgetrieben, wo er seit einem Monat im Entzug war. Also auch eine Sackgasse.
      Annie fand den Besucherparkplatz und stellte den Wagen ab. Sie meldete sich bei dem Mann von der Gebäudesicherheit und wurde in ein Apartment im vierten Stock geschickt. Am hinteren Ende des mit dickem Teppich ausgelegten Flurs öffnete Sarah Bingham die Tür und führte Annie ins Wohnzimmer. Es war nicht groß, doch die deckenhohen Fenster mit dem Balkon davor vermittelten ein großzügiges Raumgefühl. Der Blick nach Süden auf Gateshead war nicht gerade idyllisch, man sah eher Kaianlagen als exklusive Wohnhäuser, aber wahrscheinlich war er teuer. Annie hatte das Gefühl, über dem Wasser zu schweben, und war froh, nicht an Höhenangst zu leiden.
      Die Einrichtung bestand aus roten Ledermodulen, an den Wänden hing moderne Kunst, offenbar Originale. Die Wände selbst waren in einem Farbton zwischen Cremeweiß und Rosa gestrichen, dessen Bezeichnung Annie nicht kannte. Wahrscheinlich eine Kombination aus exotischem Ort und Blume, so wie »toskanische Primel« oder »peloponnesische Nelke«.
      Annie lobte die Gemälde, besonders eines, das aus vielen verschiedenen Farbpunkten bestand. Sarah schien sich darüber zu freuen.

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