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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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      Bei solchen Gelegenheiten wünschte Banks sich immer sehnlichst, noch zu rauchen, besonders an einem milden Märzabend wie diesem. Manchmal war es praktisch, eine Ausrede zu haben, um für ein paar Minuten nach draußen zu flüchten, wenn die Gespräche zu langweilig oder laut wurden.
      Geoff erzählte gerade eine Geschichte über eine alte Frau, die ständig den Krankenwagen bestellte, um sich zu ihren Terminen ins Krankenhaus fahren zu lassen, und dass einer seiner Kollegen ihr Angst gemacht und gesagt hätte, sie hätte etwas am Bein, es müsse amputiert werden, da rief Harriet zu Tisch.
      Es dauerte einige Minuten, bis alle so platziert waren, wie Harriet es sich vorstellte. Banks fand sich zwischen Daphne und Ray wieder, gegenüber von Max und Stella. Es hätte schlimmer kommen können, fand er, und ließ sich von David noch einmal Wein nachschenken, während Harriet jedem einen Teller mit Ziegenkäse und karamellisierter Zwiebeltarte servierte. Als Einzige bereits betrunken waren Gemma und Trevor, aber auch Daphne war auf gutem Weg. Sie drückte immer Banks' Arm, wenn sie mit ihm sprach. Die Tarte war vorzüglich, und die Unterhaltung plätscherte angenehm vor sich hin, so dass Banks ruhig dasitzen und es genießen konnte, ohne sich hineinziehen zu lassen.
      Gerade hatte er seine Tarte vertilgt, Daphne hielt ihn schon wieder am Arm fest und erzählte eine lustige Geschichte über einen verschwundenen Bibliotheksbus, als es an der Tür klingelte. Alle unterhielten sich weiter, während Harriet aufstand und öffnen ging. Daphne forderte Banks' ganze Aufmerksamkeit, hauchte ihn mit ihrem nach Tabak und Wein riechenden Atem an und verströmte gleichzeitig ein schweres Parfüm.
      Dann merkte Banks, dass Harriet einen weiteren Stuhl ans Tischende stellte. Dreizehn zum Essen, dachte Banks und musste an die Poirot-Geschichte denken. Angeblich ein schlechtes Omen. Die Gespräche wurden unterbrochen, die Männer machten große Augen, die Frauen erstarrten. Banks konnte sich nicht von Daphnes Hand auf seinem linken Arm befreien. Er hatte das Gefühl, in die Enge getrieben zu werden und keinen Ausweg zu haben. Rechts von ihm sagte eine unbekannte Frauenstimme: »Tut mir leid, dass ich so spät bin.«
      Irgendwann ließ Daphne ihn los, und er konnte vorsichtig einen unaufdringlichen Blick nach rechts werfen. Harriet machte viel Aufhebens darum, dass es doch kein Problem wäre, zu spät zu kommen, dann stellte sie einen zusätzlichen Teller für den neuen Gast hin, der lächelnd zu Banks hinübersah. Da fiel es ihm wieder ein: Sophia war gekommen, Harriets Nichte.
     
    Chelsea war spät dran. Sie hatte die Wimperntusche zu dick aufgetragen, hatte aber nicht genug Zeit, um noch einmal neu zu tuschen. Es würde so gehen müssen. Sie zupfte an ihrem BH unter dem knappen Top und wand sich so lange, bis er angenehm saß, dann sauste sie nach unten und zog ihre Highheels an.
      »Meine Güte, Mädchen«, sagte ihr Vater und wandte kurz den Blick von Fernseher ab, als Chelsea auf einem Bein schwankend im Flur stand. »Hast du eine Ahnung, wie du aussiehst?«
      »Sei leise, Duane«, schimpfte ihre Mutter. »Lass das arme Mädchen in Ruhe. Bist du nicht ausgegangen und hattest deinen Spaß, als du jung warst?«
      »Kann schon sein, aber ich hab mich nicht angezogen wie das letzte -«
      Chelsea wollte nicht hören, was er sagte. Das kannte sie alles zur Genüge. Es käme so was wie Nutte, Flittchen, Schlampe, leichtes Mädchen und weitere Variationen des Themas. Sie schnappte sich ihre Handtasche, in der eine Packung Zigaretten, etwas Schminke und ein bisschen Geld waren, falls sie mal eine Runde ausgeben oder das Taxi nach Hause zahlen musste, blies ihrer Mutter einen Kuss zu, die ihr nachrief, sie solle vorsichtig sein und nicht vergessen, was mit dem armen Mädchen geschehen sei, dann stürmte Chelsea nach draußen und hörte laute Stimmen, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Die Eltern würden sich jetzt eine Weile streiten, wusste Chelsea, dann würde ihre Mutter resignieren und wie immer zum Bingospiel gehen. Wenn Chelsea spät nach Hause kam, würde ihre Mutter im Bett und ihr Vater schnarchend vorm Fernseher liegen, in dem ein lächerlicher alter Thriller oder ein Horrorfilm lief, neben ihm auf dem schmutzigen Tisch ein überfüllter Aschenbecher und mehrere leere Bierdosen. Die beiden waren so verdammt vorhersagbar.
      Wie sehr Chelsea sich doch wünschte, in Leeds, Manchester

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